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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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Philosophie 451<br />

bekäme Hofmanns Analyse schlecht, sucht sie doch die Frage nach <strong>der</strong><br />

„gesellschaftlichen Konsequenz des schöpferischen Handelns" zu beantworten.<br />

Die Hervorhebung <strong>der</strong> Vielschichtigkeit von Kunstwerken zielt bei<br />

Hofmann ke<strong>in</strong>eswegs auf die Präzisierung e<strong>in</strong>er hermeneutischen<br />

Problematik. Sie trägt sehr e<strong>in</strong>seitige politische Züge. So etwa <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Behandlung Brechts: Überall, wo dieser <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Parteilichkeit <strong>der</strong><br />

Kunst e<strong>in</strong>tritt (13/14), wird er nach dem Polyvalenz-Kriterium <strong>der</strong><br />

Orthodoxie zugeschlagen. Aus e<strong>in</strong>em ebenso wenig differenzierenden<br />

Interesse kann alles, was er kritisch gegen Lukâcs (9) und über die<br />

Bedeutimg bürgerlicher Avantgarden äußert, gegen Kunst und Politik<br />

<strong>in</strong> sozialistischen Län<strong>der</strong>n mobilisiert werden (9, 22, 34—35): Hofmanns<br />

Kritik folgt <strong>in</strong> ihren Polarisierungen ebenso simpel wie getreu<br />

den Konturierungen, die <strong>der</strong> Antikommunismus an <strong>der</strong>en Bild vorgenommen<br />

hat. Er läßt alles aus, was dieses Klischee nicht traditionell<br />

abdeckt: vom „Bitterfel<strong>der</strong> Weg" etwa ist nicht die Rede, ausgiebig<br />

dagegen von Dirigismus und „Bildungsbürgergeschmack" (19) <strong>der</strong><br />

Parteibüros.<br />

Hofmanns Aversion gerät nur zu oft <strong>in</strong>s Postulat e<strong>in</strong>er „re<strong>in</strong>en<br />

revolutionären Transzendenz" (Haug). — Am Beispiel von Trotzki,<br />

Aragon, Breton und den Konstruktivisten (29/30) wird versucht, e<strong>in</strong>en<br />

Zusammenhang von Kunst, Politik und Revolution zu demonstrieren.<br />

Dabei soll die Vorstellung e<strong>in</strong>er realen „Konkurrenz" o<strong>der</strong> gar „Rivalität"<br />

(15—25) zwischen Kunst und Politik entwickelt werden: „Da<br />

Kunst verschiedenen S<strong>in</strong>ngebungen und Bereichen <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />

angehören kann, ist ihr auch die politische Sphäre zugänglich. Künstler<br />

und Politiker handeln auf e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Interessengebiet,<br />

ihr Objekt ist <strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> überzeugt und gewonnen werden<br />

soll" (15). Kann <strong>für</strong> Hofmann die Kunst mit politischer Aktivität <strong>in</strong><br />

Richtung auf e<strong>in</strong>e — wie es emphatisch heißt — „schöpferische Weltdurchdr<strong>in</strong>gung"<br />

(5) nicht zusammengehen, vielmehr nur rivalisieren,<br />

so muß <strong>der</strong> Kunstbegriff, auf den sich dieses Programm bezieht,<br />

expansiv gefaßt se<strong>in</strong>; nicht zufällig daher <strong>der</strong> kanonische Rekurs auf<br />

e<strong>in</strong>schlägige Richtungen <strong>der</strong> Avantgarde. Das unterscheidet Hofmann<br />

von .Kunsttheorien wie <strong>der</strong> Ernst Fischers, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kunst als bloße<br />

„Gegenstimme" (6) bestimmt wird. Hofmann selbst sähe dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

„romantisch-elitären Kunstbegriff" (32) verkörpert. Daß se<strong>in</strong> eigener<br />

e<strong>in</strong>er nicht m<strong>in</strong><strong>der</strong> suspekten Tradition verhaftet ist (vgl. u. a. das Goebbels-Zitat,<br />

15), übersieht Hofmann und gestattet sich Formulierungen<br />

wie diese: „Als schöpferische Persönlichkeiten verstanden, streben<br />

Künstler und Politiker danach, das Rohmaterial von Mensch und Welt<br />

ihren Gestaltungsabsichten gefügig zu machen und zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegralen<br />

S<strong>in</strong>ngebung zu verdichten" (15).<br />

Der Schöpfermythos bildet e<strong>in</strong>e restaurative Komponente <strong>in</strong> Hofmanns<br />

Entwurf; sie ist überdeckt durch die Konzeption e<strong>in</strong>er „Kunst<br />

<strong>der</strong> Kunstlosigkeit", die er <strong>in</strong> verschiedenen Arbeiten e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong><br />

entwickelt hat (Grundlagen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Kunst, Stuttgart 19(56;<br />

Kunst jenseits <strong>der</strong> geschlossenen Systeme. In: Merkur 25. Jg;, 1971,<br />

S. 955—969): Kunst gründet zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schöpferischen Pr<strong>in</strong>zip,

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