Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)
Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)
Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Philosophie 453<br />
auf se<strong>in</strong> bequemes Gewährenlassen, schlechth<strong>in</strong> jedwede künstlerische<br />
Äußerung nicht nur gelten läßt, son<strong>der</strong>n als Legitimation se<strong>in</strong>er Duldsamkeit<br />
<strong>in</strong> das Schaufenster se<strong>in</strong>er Propaganda stellt" (23).<br />
Hans-Burkhard Schlicht<strong>in</strong>g (Frankfurt/M.)<br />
Funktionen bilden<strong>der</strong> Kunst <strong>in</strong> unserer Gesellschaft.<br />
Erarb. und hrsgg. von <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Grundlagenforschung<br />
<strong>der</strong> Neuen Gesellschaft <strong>für</strong> bildende Kunst, Berl<strong>in</strong> 1970.<br />
2. Aufl.: Anabas Verlag, Gießen 1971 (169 S., br., 16,80 DM).<br />
Begriffe und Wertungen wie „Kreativität", „Orig<strong>in</strong>alität" und „Absolutheit"<br />
bestimmen die Szene bei <strong>der</strong> „Analyse" von Kunstwerken<br />
„<strong>in</strong>geniöser Schöpferkünstler". Beide, Künstler wie Kunstwerk,<br />
werden dabei aller Gesellschaftlichkeit entkleidet, werden nur <strong>in</strong> dieser<br />
Vere<strong>in</strong>zelung, <strong>der</strong>en Häufung dann „Vielfalt" genannt wird, und<br />
im Rückbezug auf sich selbst <strong>in</strong> <strong>der</strong> bürgerlichen Kunstkritik meßbar<br />
und verwertbar. Das Schwelgen <strong>in</strong> Phänomenen anstelle e<strong>in</strong>er Analyse<br />
ist Charakteristikum bürgerlicher Kunstbetrachtung; aber audi<br />
e<strong>in</strong>e sich historisch-materialistisch verstehende Kritik daran bleibt im<br />
Phänomenalen stecken, wenn sie sich nicht gleichzeitig als Gesellschaftskritik<br />
versteht, d. h. wenn sie nicht aufweist, welchen Stellenwert,<br />
welche Funktion und welche Konsequenzen Kunst im Gesamtzusammenhang<br />
des gegenwärtigen kapitalistischen Systems hat<br />
und welche Handlungsanleitungen sich daraus ableiten lassen.<br />
Zu begrüßen ist dementsprechend die Intention des vorliegenden<br />
Bandes — ursprünglich Katalog zu <strong>der</strong> gleichnamigen, 1970/71 <strong>in</strong><br />
Westberl<strong>in</strong> veranstalteten Ausstellung —, die bildende Kunst unserer<br />
Gesellschaft zu messen „an <strong>der</strong> Funktion, die sie im Zusammenhang<br />
mit den grundlegenden gesellschaftlidien Beziehungen, den ökonomischen<br />
Verhältnissen hat" (5). So formuliert <strong>in</strong> <strong>der</strong> knappen Vorbemerkung<br />
und genauer ausgeführt und belegt im ersten Aufsatz des<br />
Bandes von Friedrich Tomberg.<br />
Aber diese Intention wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konzeption des Buches nicht<br />
durchgehalten. Es lassen sich drei große Abschnitte erkennen: 1. historische<br />
Entwicklung <strong>der</strong> menschlichen Gesellschaft von <strong>der</strong> Urgesellschaft<br />
bis zum Spätkapitalismus, 2. die gegenwärtige Funktion bilden<strong>der</strong><br />
Kunst, 3. For<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>e revolutionäre Kunst im Spätkapitalismus;<br />
aber nicht nur die drei Abschnitte, auch die e<strong>in</strong>zelnen Aufsätze<br />
und Materialien stehen weitgehend unverbunden nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />
E<strong>in</strong> Blick auf den ersten Abschnitt zeigt, daß dieser Mangel durch<br />
e<strong>in</strong>en methodologischen Fehler begründet ist.<br />
In vier Aufsätzen werden hier die grundlegenden gesellschaftlichen<br />
Beziehungen als historisch entstandene aufgezeigt: zunächst <strong>in</strong> sehr<br />
anschaulichen Graphiken die „historischen Entwicklungsstufen <strong>der</strong><br />
menschlichen Gesellschaft bis zum Kapitalismus" (16—33), dann,<br />
quasi <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Anlauf, die „logische und historische Ent-