02.03.2014 Aufrufe

Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

406 Kurt Ste<strong>in</strong>haus<br />

nur materiell <strong>für</strong> jede Arbeiter- und Angestelltenfamilie negativ zu<br />

Buche, son<strong>der</strong>n wirken sich über kurz o<strong>der</strong> lang auch politisch negativ<br />

<strong>für</strong> die Gewerkschaften aus. E<strong>in</strong> Beispiel ist das verhältnismäßig<br />

<strong>in</strong>tensive Auftreten l<strong>in</strong>ksopportunistischer Gruppen bei Streikkämpfen,<br />

das gerade 1973 zu beobachten war. Diese Gruppen versuchen<br />

stets, e<strong>in</strong>en Keil zwischen Belegschaften und Gewerkschaften zu<br />

treiben, die Aktionse<strong>in</strong>heit <strong>der</strong> Arbeiterklasse zu untergraben. Bisweilen<br />

gel<strong>in</strong>gt ihnen sogar die Spaltung <strong>der</strong> Belegschaften — so<br />

gehen die Ereignisse bei Ford im Sommer 1973 auf das Schuldkonto<br />

e<strong>in</strong>er solchen ultral<strong>in</strong>ken Gruppierung. Aber selbst wenn <strong>der</strong>artige<br />

Spaltungsversuche ke<strong>in</strong>en Erfolg haben, so tragen die l<strong>in</strong>ksopportunistischen<br />

Parolen doch Verwirrung <strong>in</strong> die Reihen <strong>der</strong> Arbeiterklasse<br />

und darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> die Bevölkerung, nähren sie den Antikommunismus,<br />

geben sie <strong>der</strong> Monopol- und Revolverpresse Gelegenheit,<br />

Arbeiterkämpfe als Ergebnis „kommunistischer Hetze" h<strong>in</strong>zustellen,<br />

als Ausdruck <strong>der</strong> Anarchie zu diffamieren usw. Wer e<strong>in</strong>mal erlebt<br />

hat, welche verheerenden Auswirkungen es bereits auf streikende<br />

Arbeiter hat, wenn vor ihrem Betrieb gleichzeitig mehrere dieser<br />

pseudo-kommunistischen Sekten ihre Materialien verteilen, <strong>in</strong> denen<br />

es von Aufrufen zu „Klassenkampf" und „Revolution", von ungezügelten<br />

Angriffen gegen die Gewerkschaften (und natürlich gegen<br />

die DKP) nur so wimmelt, <strong>der</strong> begreift schnell, welcher Bärendienst<br />

hier <strong>der</strong> Arbeiterbewegung geleistet wird.<br />

Mit <strong>der</strong> Ablehnung des L<strong>in</strong>ksopportunismus alle<strong>in</strong> ist es jedoch<br />

nicht getan. Ebenso wichtig ist die Erkenntnis, daß diese politische<br />

Strömung Anknüpfungspunkte und nennenswerte Resonanz fast<br />

ausschließlich dann f<strong>in</strong>det, wenn die Gewerkschaften, wenn die betrieblichen<br />

und gewerkschaftlichen Vertretungskörperschaften (Betriebsräte,<br />

Vertrauenskörper) ihre Pflichten <strong>in</strong> bezug auf die Vertretung<br />

<strong>der</strong> Klassen<strong>in</strong>teressen <strong>der</strong> Arbeiter und Angestellten vernachlässigt<br />

haben: Erkämpfen die Gewerkschaften <strong>in</strong> den Tarifrunden<br />

ausreichende Lohnerhöhungen, nehmen Betriebsräte und<br />

Vertrauenskörper stets aktiv die Interessen <strong>der</strong> Belegschaften wahr,<br />

dann ist auch je<strong>der</strong> antigewerkschaftlichen Aktivität von „l<strong>in</strong>ks" <strong>der</strong><br />

Boden entzogen. D. h. <strong>der</strong> Kampf gegen das ultral<strong>in</strong>ke Sektierertum<br />

ist am ehesten dann erfolgreich, wenn zugleich die (wesentlich<br />

weiter verbreitete) Ideologie <strong>der</strong> Sozialpartnerschaft zurückgedrängt<br />

wird.<br />

Und e<strong>in</strong>e entschlossene Orientierung <strong>der</strong> Gewerkschaften auf die<br />

Vertretung von Arbeiter<strong>in</strong>teressen ist auch <strong>der</strong> Schlüssel <strong>für</strong> die Beantwortung<br />

jener Frage nach den besten Kampfformen, die gegenwärtig<br />

viele aktive Gewerkschafter bewegt: Da ist z. B. die Diskussion<br />

um die Bewertung gewerkschaftlich organisierter Streiks e<strong>in</strong>erseits<br />

und betrieblich organisierter (sog. „spontaner") Streiks an<strong>der</strong>erseits.<br />

Da ist ferner die Diskussion um die Bewertung zentral o<strong>der</strong><br />

regional geführter Tarif runden. Allgeme<strong>in</strong> gültige, d. h. <strong>in</strong> je<strong>der</strong><br />

Lage anwendbare „Patentrezepte" s<strong>in</strong>d hier freilich fehl am Platze:<br />

die Frage nach <strong>der</strong> jeweils richtigen Kampfform ist immer auch die<br />

nach <strong>der</strong> jeweiligen konkreten Situation, die von Fall zu Fall unter-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!