Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

486 Besprechungen
kenhaus, H. A.) als klassenlose Inseln im Kapitalismus anzupreisen."
(345) Wird in diesem Beispiel noch eindeutig die Unwahrheit gesagt,
so zeichnet sich das Folgende durch Halbwahrheiten aus: „Sie (die
Gewerkschaftsbürokratie, H. A.) unterstützt und propagiert z. B. das
Krankenhausfinanzierungsgesetz der SPD-Regierung, also verschärfte
Arbeitshetze, Rationalisierung, Bettenreduzierung und
Liegezeitverkürzung, die dieses Gesetz durchsetzen soll." (317) Zwar
ist es richtig, daß die Gewerkschaften dieses Gesetz begrüßt haben,
jedoch nicht — wie suggeriert wird — wegen der Bettenreduzierung
etc., sondern wegen der positiven Momente des Gesetzes, die hier
nicht erwähnt werden, und aufgrund einer falschen Einschätzung der
Kosten, die für den Benutzer entstehen (s. dazu den Aufsatz von Löber
in Argument-Sonderband 4). So wie in diesem Zitat wird auch
an zahlreichen anderen Stellen versucht, ausschließlich die Fehler in
der gewerkschaftlichen Arbeit hervorzukehren. Somit wird der Text
— wenn auch explizit nur gegen die Gewerkschaftsspitze gerichtet —
zu einem Angriff auf Gewerkschaftsarbeit schlechthin.
Wenn auch aufgrund der genannten Un- und Halbwahrheiten, Verleumdungen
und Fehleinschätzungen die Arbeit des KSV nicht sehr
lesenswert erscheint, so sollte nicht unerwähnt bleiben, daß die im
Buch aus verschiedenen Quellen zusammengestellten Materialien für
die Analyse des Gesundheitswesens eine wichtige Hilfe darstellen.
Heinz-Harald Abholz (Berlin/West)
Gaglio, M.: Medizin und Profit. Trikont-Verlag, München
1973 (166 S., br., 11,80 DM).
Wenn heute die Verhältnisse im Gesundheitswesen immer weniger
erduldet werden und die Betroffenen beginnen, sich gegen die Kräfte
der Beharrung und des Rückschritts aufzulehnen, so braucht sich der
Verleger eines Buches, dessen Titel eine kritische Auseinandersetzung
signalisiert, um den Markt wenig Sorgen zu machen.
An verkaufsfördernden Schlagworten haben die Herausgeber des
vorliegenden Bandes nicht gespart. Neben dem reißerischen Buchtitel
finden^ sich in Plakatschrift gesetzte Zwischenüberschriften wie:
Klassenmedizin — Der Mythos — Die Mystifizierung — Die Entfremdung
— Die Alternative. Hinzu kommt noch ein Nachwort des
„Informationszentrums Rote Volksuniversität". Beim Versuch,
Gaglios Ausführungen trotz der kaum verständlichen Übersetzung
zu folgen, fällt zunächst auf, daß die für ihn grundlegenden Begriffe
wie „Ausbeutung", „Profit", „Ware" nicht im analytischen Sinne,
sondern in 'eher moralisierender Absicht gebraucht werden. Beispielsweise
ist vom „Verkauf von Gesundheit" (12), von „Gesundheit
als Ware" (27, 133) die Rede, ungeachtet der Tatsache, daß — soweit
die Gesundheitsversorgung Warencharakter annimmt — nicht „Gesundheit"
feilgeboten wird, sondern die ärztliche Dienstleistung oder