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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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Literarische Produktion, Phantasie, ästhetische Erziehung 427<br />

Phantasietätigkeit von Inhaltlichkeit trennt, von libid<strong>in</strong>ös gespeistem<br />

Ausspruch verän<strong>der</strong>ter Wirklichkeit, bewegt sie sich auf dem historisch<br />

signifikanten Begriffsniveau, auf dem die angefe<strong>in</strong>deten „technizistisch<br />

verkürzten Kreativitäts- und Kognitionsübungen" (214) sich<br />

im Dienst des Kapitals bewegen, — e<strong>in</strong>e Behauptung, die zu belegen<br />

ist.<br />

4. Phantasie, möglicherweise auch bestimmbar als e<strong>in</strong>e historisch<br />

Variante Fähigkeit des Menschen, subjektive Sehnsüchte gegen die<br />

gängige Syntax mit objektiv als realisierbar vorgestellter Erfüllung<br />

<strong>in</strong> Bil<strong>der</strong> zu verb<strong>in</strong>den, blieb historisch determ<strong>in</strong>ierte Qualität, geschichtlich<br />

auf je verschiedene Weise ohnmächtig 1S , solange <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

ihren Produkten formulierte Anspruch sich nicht mit politischer<br />

Arbeit verband. Ebenso kann auch <strong>für</strong> die Zukunft gelten, daß ohne<br />

Bezug zur politischen Praxis, alle<strong>in</strong> auf sich selbst beschränkt, progredierte<br />

Phantasieprodukte sich nicht zu realisieren vermögen. Erst<br />

die Aufhebung des Privateigentums verspricht nach Marx mit <strong>der</strong><br />

Rückkehr <strong>der</strong> Phantasie <strong>in</strong> die Realität, aus <strong>der</strong> Phantasiegebilde<br />

entflohen, die Entfaltung auch des subjektiven Phantasieprogramms:<br />

„Die Aufhebung des Privateigentums ist daher die vollständige<br />

daß die weitverbreitete und tief e<strong>in</strong>gewurzelte, jedoch falsche <strong>Theorie</strong><br />

anerkannt wird, nach <strong>der</strong> die Umbildung, die durch die E<strong>in</strong>bildungskraft<br />

bewirkt wird, auf die Komb<strong>in</strong>ation reduziert wird, das heißt auf e<strong>in</strong>e Umstellung<br />

und Umgruppierung von Elementen. Diese durch und durch<br />

mechanistische Konzeption, nach <strong>der</strong> die Elemente unverän<strong>der</strong>t bleiben<br />

müssen, ist untrennbar mit <strong>der</strong> Assoziationspsychologie verbunden und<br />

fällt mit ihr. Die Wahrnehmung <strong>der</strong> Wirklichkeit besteht nicht aus Bündeln<br />

o<strong>der</strong> mechanischen Aggregaten konstanter Elemente."<br />

13 Th. W. Adorno, E<strong>in</strong>leitung zu: Der Positivismusstreit <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen<br />

Soziologie, Neuwied/Berl<strong>in</strong> 3 1971, S. 62 f.: „E<strong>in</strong>e Geistesgeschichte <strong>der</strong><br />

Phantasie zu schreiben (...) verlohnte sich. Im achtzehnten Jahrhun<strong>der</strong>t,<br />

bei Sa<strong>in</strong>t-Simon sowohl wie im Discours prélim<strong>in</strong>aire von d'Alembert, wird<br />

sie samt <strong>der</strong> Kunst zur produktiven Arbeit gerechnet, hat teil an <strong>der</strong> Idee<br />

<strong>der</strong> Entfesselung <strong>der</strong> Produktivkräfte; erst Comte, dessen Soziologie<br />

apologetisch-statisch sich umwendet, ist als Fe<strong>in</strong>d vQn Metaphysik auch<br />

<strong>der</strong> von Phantasie. Ihre Diffamierung, o<strong>der</strong> Abdrängunng <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en arbeitsteiligen<br />

Spezialbereich, ist e<strong>in</strong> Urphänomen <strong>der</strong> Regression bürgerlichen<br />

Geistes (...). Vgl. Freud, GW Bd. XI, S. 387; auf diese Stelle bezugnehmend:<br />

E. Bloch, Das Pr<strong>in</strong>zip Hoffnung Bd. I, Frankfurt/M. 1959, S. 109 —<br />

Versuch e<strong>in</strong>es neuen Ansatzes bei: O. Negt, A. Kluge, Öffentlichkeit und<br />

Erfahrung. Zur Organisationsanalyse von bürgerlicher und proletarischer<br />

Öffentlichkeit, Frankfurt/M. 1972, u. a. S. 72 f.: „Das, was vom Gesichtspunkt<br />

<strong>der</strong> Verwertung her als beson<strong>der</strong>s schwer beherrschbar ersche<strong>in</strong>t,<br />

das unverarbeitete, sich <strong>der</strong> bürgerlichen E<strong>in</strong>ordnung entziehende Restpotential<br />

<strong>der</strong> unentfalteten Wünsche, Vorstellungen, eigenen Bewegungsgesetze<br />

<strong>der</strong> Hirntätigkeit, wird als Phantasie, als Zigeuner, <strong>der</strong> Arbeitslose<br />

unter den <strong>in</strong>tellektuellen Fähigkeiten h<strong>in</strong>gestellt. In Wahrheit ist diese<br />

Phantasie e<strong>in</strong> spezifisches Produktionsmittel, das <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en Arbeitsvorgang<br />

gebraucht wird, den das kapitalistische Verwertungs<strong>in</strong>teresse nicht <strong>in</strong>s<br />

Auge faßt: die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beziehungen <strong>der</strong> Menschen untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />

zur Natur und die Wie<strong>der</strong>aneignung <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte gebundenen<br />

toten Arbeit <strong>der</strong> Menschen."

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