Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)
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454 Besprechungen<br />
Wicklung vom e<strong>in</strong>fachen Warentausch zur kapitalistischen Produktionsweise"<br />
(35—72), zuletzt <strong>in</strong> zwei Aufsätzen „Zur <strong>Theorie</strong> des Spätkapitalismus"<br />
(Auszug aus J. Hirsch: Wissenschaftlich-technischer<br />
Fortschritt und politisches System. — Frankurt/M. 1970) und „Strukturverän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> westdeutschen Arbeiterklasse <strong>in</strong> <strong>der</strong> wissenschaftlich-technischen<br />
Revolution" (aus DWI-Berichte 1969, H. 12); die<br />
Funktionsverän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Kunst im historischen Prozeß aber werden<br />
weitgehend ausgespart. Kirnst kommt nur da <strong>in</strong> den Blick, wo sie<br />
als „Graphik <strong>der</strong> frühbürgerlichen Epoche" direkt auf die Produktionssphäre<br />
bezogen ist (36 ff.), und hat auch hier nur illustrierende<br />
Funktion.<br />
Herausgeber und Mitarbeiter verzichten damit auf den wesentlichsten<br />
Erklärungsansatz, um die gegenwärtige Funktion von Kunst aufzuzeigen,<br />
nämlich ihre „neue ideologische Qualität" (10) und ihre Aufgabe<br />
e<strong>in</strong>er großteils <strong>in</strong>direkten Herrschaftstabilisierung (11) nicht e<strong>in</strong>fach<br />
als Behauptung h<strong>in</strong>zustellen, son<strong>der</strong>n diese Tatsache <strong>in</strong> <strong>der</strong> historischen<br />
Herausbildung aufzudecken. Diese Konzeption deg ersten<br />
Abschnittes, die sich zugleich auf den zweiten auswirkt, bedeutet allerd<strong>in</strong>gs<br />
weniger das Fehlen e<strong>in</strong>es grundsätzlichen Argumentationsstranges,<br />
als vielmehr das methodologische Problem e<strong>in</strong>er „ökonomistischen<br />
Verengung" (Korsch), das nicht nur <strong>in</strong> diesem Buche reproduziert<br />
wird.<br />
Daß zwei von den drei im zweiten Abschnitt folgenden Aufsätzen,<br />
<strong>in</strong> denen die Funktion e<strong>in</strong>zelner Kunstbereiche und ihre Klassenbezogenheit<br />
aufgearbeitet wird, dennoch mehr s<strong>in</strong>d als e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme,<br />
liegt demnach wohl vor allem an den Autoren, die beide Male<br />
neu die historischen Voraussetzungen aufarbeiten. E<strong>in</strong>en Angelpunkt<br />
bildet dabei <strong>der</strong> Beitrag von W. F. Haug: „Die Rolle des Ästhetischen<br />
bei <strong>der</strong> Sche<strong>in</strong>lösung von Grundwi<strong>der</strong>sprüchen <strong>der</strong> kapitalistischen<br />
Gesellschaft" (ebenso wie <strong>der</strong> oben genannte Aufsatz von Tomberg <strong>in</strong><br />
Argument 64/1971 wie<strong>der</strong> veröffentlicht). Untersucht werden hier an<br />
e<strong>in</strong>zelnen Zusammenhängen die „Funktionen des Ästhetischen <strong>für</strong> den<br />
Zusammenhalt <strong>der</strong> kapitalistischen Gesellschaft"; es geht dabei stets<br />
„um Wesenszüge des kapitalistischen Systems überhaupt" (99). Das<br />
bedeutet aber, die grundsätzlichen Bestimmurigen <strong>für</strong> die „Stellung<br />
<strong>der</strong> menschlichen S<strong>in</strong>nlichkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tauschgesellschaft" (107) zu rekonstruieren,<br />
und Haug leitet diese Bestimmungen aus den Produktionsverhältnissen<br />
privater Warenproduktion ab. Indem er auf das<br />
erste Kapitel des „Kapital" zurückgreift und dessen grundsätzliche<br />
Bedeutung auch <strong>für</strong> die Analyse <strong>der</strong> spezifischen „Modifikationen <strong>der</strong><br />
S<strong>in</strong>nlichkeit <strong>der</strong> Gesellschaftsmitglie<strong>der</strong>" (109) im Kapitalismus herausarbeitet,<br />
leistet er die notwendige Kategorienbestimmung <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />
„nähere Untersuchung des gesellschaftlichen Funktionszusammenhangs<br />
<strong>der</strong> Kunst" (116); e<strong>in</strong>e Untersuchung, die dann allerd<strong>in</strong>gs nur<br />
noch <strong>für</strong> den Bereich <strong>der</strong> Massenkultur und Massenkommunikation <strong>in</strong><br />
dem Aufsatz von Christian Deutschmann: „Herrschaft ohne Gewalt"<br />
durchgeführt wird (126—134).<br />
Dort, wo e<strong>in</strong>e präzise Analyse hätte stehen müssen, <strong>in</strong> dem Text<br />
über die „Klassenbezogenheit <strong>der</strong> herrschenden Kunst" (142 ff.), wird