Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)
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382 Kurt Ste<strong>in</strong>haus<br />
beitsnie<strong>der</strong>legung mit <strong>der</strong> Schlagzeile „Den Riemen runtergelassen!"<br />
Am Montag, dem 27. 8., akzeptierten dann die Streikenden schließlich<br />
e<strong>in</strong> Unternehmerangebot von 180 DM, das jedoch aufgrund <strong>der</strong> höheren<br />
Ergebnisse bei VW und Ford später auf 280 DM aufgestockt<br />
wurde. Während des Streiks gab es massive E<strong>in</strong>schüchterungs- und<br />
Bespitzelungsversuche <strong>der</strong> Werksleitung und <strong>der</strong> Polizei. Unmittelbar<br />
nach dem Streik enthüllte <strong>der</strong> „Rote Kadett" detailliert die<br />
terroristischen Praktiken des USA-Konzerns und veröffentlichte die<br />
Namen entlassener Opel-Arbeiter. Die Werksleitung veranlaßte<br />
daraufh<strong>in</strong> zweimal die Polizei zur Beschlagnahme des „Roten Kadett"<br />
sowie zur Festnahme von Verteilern. — Der Streik <strong>der</strong> Kölner<br />
Ford-Arbeiter (24. 8.—30. 8.) überschnitt sich mit dem Streik bei<br />
Opel. Die Kölner Ford-Werke haben e<strong>in</strong>e Belegschaft von 35 000<br />
Mann, davon 25 000 Lohnempfänger. Von den 14 500 ausländischen<br />
Arbeitern s<strong>in</strong>d über 11 000 Türken. Bereits seit dem letzten großen<br />
Streik 1970, <strong>der</strong> <strong>in</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen zwischen deutschen und<br />
türkischen Arbeitern e<strong>in</strong>gemündet war, gab es e<strong>in</strong> gespanntes Verhältnis<br />
zwischen beiden Belegschaftsgruppen. Die Lohnsituation bei<br />
Ford ist durch den hohen Auslän<strong>der</strong>anteil bestimmt; Ford hat die<br />
höchste Bandgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> westdeutschen Automobil<strong>in</strong>dustrie<br />
und e<strong>in</strong>en überdurchschnittlich hohen Anteil niedriger Lohngruppen.<br />
E<strong>in</strong> rigoroses Antreibersystem an den Bän<strong>der</strong>n erzeugt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
bei den türkischen Arbeitern große Erbitterung. Äußerer Anlaß des<br />
Streiks war die Entlassung von 300 Türken, die zu spät aus dem Urlaub<br />
zurückkamen. Dem Streik von 800 türkischen Bandarbeitern am<br />
Freitag, dem 24. 8., schloß sich nach und nach die gesamte Spätschicht,<br />
unabhängig von <strong>der</strong> Nationalität, an. Nach dem Wochenende verschlechterte<br />
sich die Situation im Betrieb jedoch rapide, da <strong>der</strong> Vertrauenskörper<br />
nicht <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung trat. Dieses Vakuum wurde von<br />
l<strong>in</strong>ksopportunistischen Gruppen dazu benutzt, E<strong>in</strong>fluß auf den Streik<br />
zu gew<strong>in</strong>nen. Die l<strong>in</strong>ksopportunistische L<strong>in</strong>ie <strong>der</strong> Streikleitung begünstigte<br />
die Spaltung <strong>der</strong> Belegschaft nach nationalen Kriterien.<br />
Die Werksleitung erhielt so schließlich die Möglichkeit, die Belegschaft<br />
zeitweise völlig zu spalten und e<strong>in</strong>e „Gegendemonstration"<br />
vorwiegend mit deutschen Angestellten, Meistern, Obermeistern etc.<br />
zu organisieren, wobei es zu Schlägereien kam, an denen auch zivile<br />
„Greiftrupps" <strong>der</strong> Polizei beteiligt waren. Trotz e<strong>in</strong>es faktischen<br />
Streikzusammenbruchs wurde e<strong>in</strong> verhältnismäßig günstiges materielles<br />
Ergebnis erreicht, nämlich die Bezahlung <strong>der</strong> Streikschichten<br />
und 280 DM Teuerungszulage. Die Nichtzurücknahme <strong>der</strong> Entlassungen<br />
und die Vornahme weiterer Entlassungen sowie die zeitweise<br />
Spaltung <strong>der</strong> Belegschaft erlauben es jedoch nicht, den Streik als<br />
Erfolg zu werten. — Der längste Streik des Sommers 1973 (22. 8.<br />
bis 3. 9.) fand <strong>in</strong> dem Brackwe<strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>stahl-Werk statt, wo Karosserieteile<br />
und Eisenguß <strong>für</strong> LKW produziert werden. Von den 1600<br />
Beschäftigten s<strong>in</strong>d 500 Auslän<strong>der</strong>. Nach e<strong>in</strong>er Betriebsversammlung<br />
am 21. 8. entwickelte sich e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche For<strong>der</strong>ung nach 60 Pfennig<br />
mehr Stundenlohn. Am Tag darauf begann <strong>der</strong> Streik. Die Essener<br />
Konzernspitze weigerte sich, vor Beendigung <strong>der</strong> Arbeits-