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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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Jura 527<br />

Jörger, Gernot: Die deutsche Gefängnispresse <strong>in</strong><br />

Vergangenheit und Gegenwart. Beiträge zur Strafvollzugswissenschaft,<br />

Heft 8. Ferd<strong>in</strong>and Enke Verlag, Stuttgart<br />

1971 (199 S., br., 34 — DM).<br />

Der Verfasser will e<strong>in</strong>en Beitrag leisten zur Erforschung <strong>der</strong> sozialen<br />

Wirklichkeit des Strafvollzuges. Das ist ihm <strong>in</strong>sofern gelungen,<br />

als er e<strong>in</strong>en detaillierten Überblick über die Entwicklung und den<br />

heutigen Stand <strong>der</strong> bisher unerforschten Gefängnispublikationen<br />

liefert.<br />

Es erstaunt die niedrige Zahl <strong>der</strong> deutschen Gefängniszeitungen —<br />

es s<strong>in</strong>d nur rund 20 <strong>in</strong> allen Bundeslän<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>schließlich West-<br />

Berl<strong>in</strong> — die seit 1945 erschienen s<strong>in</strong>d und zum großen Teil immer<br />

noch ersche<strong>in</strong>en. Nicht erfaßt wurden illegale, vorwiegend politisch<br />

ausgerichtete Zeitungen (wie z.B. <strong>der</strong> „PKR" — <strong>der</strong> West-Berl<strong>in</strong>er<br />

Plötzenseer Knast-Rebell, aus dem Jahr 1970). Inhaltlich wird die<br />

Geschichte <strong>der</strong> deutschen Gefängnispresse von ihren Anfängen (Ende<br />

des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts nach ausländischem Vorbild im Zuge <strong>der</strong> Humanisierungsbestrebungen<br />

des Strafvollzuges) bis zur Gegenwart<br />

behandelt. Im zweiten Teil werden ausführlich und umfassend technische,<br />

wirtschaftliche und journalistische Aspekte von 14 Publikationen<br />

sowie <strong>der</strong>en Leserschaft und die presserechtliche Problematik<br />

beschrieben. Der Autor ist erstaunt darüber, daß bisher den Gefängnispublikationen<br />

von Strafrichtern, Krim<strong>in</strong>ologen und Sozialwissenschaftlern<br />

so wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden sei<br />

(129). Das dürfte ihn aber nicht wun<strong>der</strong>n, denn er selbst kommt zu<br />

dem Schluß, es sei bisher ke<strong>in</strong>eswegs erwiesen, daß die Presse <strong>in</strong><br />

den Strafvollzugsanstâlten wi<strong>der</strong>spiegele, was die Insassen dächten<br />

und fühlten. Es sei vielmehr gut möglich, daß sie größtenteils die<br />

Vorstellungen und Gedanken e<strong>in</strong>iger weniger aufgeweckter und<br />

aktiver Gefangener ausdrückten (142). Es kann also wohl festgehalten<br />

werden, daß die vom Autor beschriebenen positiven Funktionen<br />

<strong>der</strong> Zeitungen wie geistige Aktivierung, Schulung, Kultivierung<br />

künstlerischer produktiver Kräfte, Aufmunterung <strong>der</strong> Gefangenen<br />

und Sich-E<strong>in</strong>fügen-Lernen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft (!) hauptsächlich <strong>für</strong><br />

die Produzenten und weniger <strong>für</strong> die Konsumenten zutrifft.<br />

Man fragt sich, wem die mit publizistikwissenschaftlicher Akribie<br />

geordneten — z. B. wird mit <strong>in</strong>tra-mural-editierte Presse diejenige<br />

bezeichnet, die <strong>in</strong> Strafvollzugsanstalten herausgegeben wird — Informationen<br />

dienen sollen, denn die wichtige Diskussion <strong>der</strong> krim<strong>in</strong>alpolitischen<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Gefängnispresse kommt zu kurz. Die<br />

Ergebnisse bedürften <strong>der</strong> E<strong>in</strong>ordnung <strong>in</strong> die gesamte Resozialisierungs-Problematik,<br />

beispielsweise unter dem Gesichtspunkt ihrer<br />

Funktion bei <strong>der</strong> besseren Integration <strong>in</strong> „totale Institutionen" (Goffmann).<br />

Diese Notwendigkeit hat <strong>der</strong> Verfasser zwar selbst hervorgehoben,<br />

aber se<strong>in</strong>e Vorschläge <strong>für</strong> die Aufbereitung des Materials<br />

zielen eher auf methodische Perfektionierung (4) als auf Problematisierung.

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