Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)
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Besprechungen<br />
Philosophie<br />
We<strong>in</strong>gart, Peter (Hrsg.): Wissenschaftssoziologie I. Wissenschaftliche<br />
Entwicklung als sozialer Prozeß. Athenäum Fischer<br />
Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 1972 (320 S., br., 12,80 DM).<br />
Die Wissenschaftswissenschaft hat sich bislang mit den Bestimmungsfaktoren<br />
<strong>der</strong> wesentlichen Merkmale bürgerlicher Wissenschaftstheorien<br />
und -konzeptionen kaum beschäftigt. Solche Konzeptionen<br />
kaprizieren sich <strong>in</strong> aller Regel auf die stofflichen, formationsneutralen<br />
Aspekte wissenschaftlicher Tätigkeit o<strong>der</strong> begnügen sich<br />
mit <strong>der</strong> Analyse des Resultats dieser Tätigkeit, des wissenschaftlichen<br />
Wissens. Die Gründe e<strong>in</strong>er solchen Beschränkung s<strong>in</strong>d vielfältig.<br />
Das weitere Vorherrschen e<strong>in</strong>er liberalen Wissenschaftsideologie<br />
und ihrer sozialökonomischen Grundlagen <strong>in</strong> Teilbereichen<br />
des Wissenschaftssystems und entsprechende Traditionen aus dem<br />
19. Jahrhun<strong>der</strong>t spielen hier ebenso e<strong>in</strong>e Rolle wie das Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>fallen<br />
<strong>der</strong> historischen E<strong>in</strong>heit von gesellschaftlichem und wissenschaftlich-technischem<br />
Fortschritt spätestens Ende letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />
welches dazu zwang, <strong>in</strong> den bürgerlichen Wissenschaftskonzeptionen<br />
die Triebkräfte und die Entwicklungslogik <strong>der</strong> Wissenschaft<br />
nicht mehr wie vormals <strong>in</strong> den zur Fessel gewordenen kapitalistischen<br />
Produktionsverhältnissen, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wissenschaft<br />
selbst zu suchen. Die sich daraus ergebende Hypostasierung <strong>der</strong> relativen<br />
Selbständigkeit <strong>der</strong> Wissenschaft vollzog und vollzieht sich<br />
<strong>in</strong> zwei Grundformen: <strong>in</strong> <strong>der</strong> konsequenten Beschränkung <strong>der</strong> Wissenschaftstheorie<br />
auf die Untersuchung des aufgrund se<strong>in</strong>es ideellen<br />
Abbildcharakters sche<strong>in</strong>bar von den Produktionsverhältnissen losgelösten<br />
und ahistorischen Produkts wissenschaftlicher Tätigkeit, dessen<br />
Entwicklungsgesetzmäßigkeiten unabhängig vom Prozeß se<strong>in</strong>er<br />
Erarbeitung und Verwertung und damit se<strong>in</strong>er materiellen und sozialen<br />
Grundlagen erforscht wurden, und weiter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nächsten<br />
Schritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er isolierten und abstrakten Betrachtung des sozialen<br />
Tätigkeitssystems Wissenschaft, das vom gesamtgesellschaftlichen<br />
Produktions- und Reproduktionsprozeß verselbständigt und als sozialökonomisch<br />
unspezifischer Bestandteil beliebiger Gesellschaftsformationen<br />
aufgefaßt wurde. Diese spezifischen Merkmale bürgerlicher<br />
Wissenschaftskonzeptionen werden <strong>in</strong> den wissenschaftssozi-