Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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Die Bedeutung dieser anregenden Studie liegt im Nachweis der
ansatzweise „psychoanalytisch argumentierenden Gesellschaftskritik",
die Heine in der Auseinandersetzung mit moralischem und
politischem Asketismus entwickelt.
Hans-Joachim Ruckhäberle (München)
Kreutzer, Leo: Heine und der Kommunismus. Kleine
Vandenhoeck-Reihe, Bd. 322. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen
1970 (38 S., br., 3,80 DM).
Kreutzers Arbeit macht den Anspruch auf eine die einschlägige
Forschung (Lukâcs, Harich, Kaufmann, Mayer) sachhaltig voranbringende
Erörterung des Heineschen Verhältnisses zum Kommunismus
geltend. Dies sei nicht als die Frage nach Heines „Stellung zu
Karl Marx" (5) zu fassen; das „biographisch legitimierte Verfahren,
Heine an Marx zu messen", notiert Kreutzer, „rückt in die nur eingeschränkt
geltende Perspektive eines Vergleichs, was sich in Wirklichkeit
unter sehr eigentümlichen Bedingungen entwickelt hat" (6).
Kreutzer läßt die Kritik, daß Heine sich nicht schon zum dialektischen
Materialismus (Lukäcs), nicht zum wissenschaftlichen Sozialismus
(Harich) durchgearbeitet habe, gewiß gelten (7, 34); allerdings
gelingt auch ihm die „historische Präzisierung" (19), die er versucht,
nur zum Teil.
Kreutzers These erscheint, an die Chronologie von Heines Formulierungen
zum „Kommunismus" sich haltend, als historisch dimensionierte:
„Um 1840 reservierte Aufmerksamkeit für die babouvistischen
Tendenzen im französischen Proletariat, wenige Jahre später,
1844/45, vorbehaltlose Zustimmung zu einem Bündnis zwischen der
Hegeischen Philosophie und der proletarischen Bewegung — das ist
die Entwicklung von Heines Verhältnis zum Kommunismus während
der ersten Hälfte der vierziger Jahre" (35); nach solcher Bestimmung
„erscheint aber auch die französische Vorrede zur .Lutetia' von 1855
in einem neuen Licht" (35): in ihr hat „die in vielem gemeinsame Position"
von Heine und Marx „keine Spuren mehr hinterlassen" (37),
in ihr findet sich „noch einmal gerade die alte Auseinandersetzung
mit der rousseauistischen Tradition im bürgerlichen Jakobinismus
und im proletarischen Babouvismus" (37 f.). Einleuchtend ist Kreutzers
Feststellung für die Zeit der frühen Lutetia-Berichte: „Heine
sagt Kommunismus und meint den Babouvismus." (19) Doch die Arbeit
ist in Gefahr, den Begriff des Babouvismus (24) zu strapazieren,
indem sie sich bestimmter Hinweise darüber hinaus, zum Beispiel
auf Louis Blanc, Blanqui, Cabet, Weitling enthält. Die Geschichtshermeneutik
gerät mehr als unvermeidlich zu einer „idealistischen".
Es gelingt Kreutzer nicht, Heines „langjährige Beobachtung der
Klassenkämpfe" (6), seine Stellung zum Kommunismus als konkret
gesellschaftlich vermittelte darzustellen. Die angekündigte Anstrengung,
Heines Formulierungen im Blick auf die wirklichen Bedingungen,
unter denen sie sich bestimmen, zu erörtern, beschränkt sich