Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)
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Streikkämpfe iri <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> 1971 bis 1974 387<br />
pen von Werktätigen dieses Bereiches <strong>in</strong> die Lohn- und Tarifbewegung<br />
direkt e<strong>in</strong>bezogen.<br />
3. Der Kampf um bessere Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Metall<strong>in</strong>dustrie<br />
Baden-Württembergs im Herbst 1973<br />
1973 wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> erstmalig seit 1956 wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> großer gewerkschaftlich<br />
organisierter Streik <strong>für</strong> die Durchsetzung von For<strong>der</strong>ungen<br />
geführt, die e<strong>in</strong>deutig mehr be<strong>in</strong>halten als e<strong>in</strong>e bestimmte<br />
Lohnerhöhung. Bei den Tarifverhandlungen und Streiks <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
baden-württembergischen Metall<strong>in</strong>dustrie g<strong>in</strong>g es um wesentliche<br />
Verbesserungen <strong>der</strong> Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen. Gegenstand <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />
war hier ke<strong>in</strong> Lohntarifvertrag, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Bündel<br />
von Fragen, die normalerweise <strong>in</strong> Manteltarifverträgen geregelt<br />
werden: Während die von den E<strong>in</strong>zelgewerkschaften abgeschlossenen<br />
Lohntarifverträge sich <strong>in</strong> den verschiedenen Regionen <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
meist nicht wesentlich vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterscheiden, s<strong>in</strong>d die<br />
Bestimmungen von Manteltarifverträgen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel Laufzeiten<br />
von mehreren Jahren haben, von Tarifbezirk zu Tarifbezirk<br />
meist sehr verschieden. In <strong>der</strong> Metall<strong>in</strong>dustrie Baden-Württembergs<br />
ist die Lage zusätzlich kompliziert, weil es hier zwar nur e<strong>in</strong>en IG<br />
Metall-Bezirk, aber drei Tarifbezirke gibt, <strong>in</strong> denen die Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />
unterschiedlich geregelt s<strong>in</strong>d. Für den Tarifbezirk<br />
Südbaden war Mitte 1973 e<strong>in</strong> neuer Manteltarifvertrag abgeschlossen<br />
worden, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en alten Manteltarifvertrag von 1963 vollständig<br />
abgelöst hatte; im Tarifbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern galt<br />
seit Mitte 1972 e<strong>in</strong> neuer Manteltarifvertrag, gleichzeitig blieben<br />
jedoch e<strong>in</strong>ige Bestimmungen des alten Manteltarifvertrages von<br />
1962, über <strong>der</strong>en Neufassung ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung erzielt werden konnte,<br />
weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> Kraft. Am kompliziertesten war die Situation <strong>in</strong> Nordwürttemberg-Nordbaden,<br />
dem Schauplatz <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen<br />
des Herbstes 1973. Hier waren <strong>für</strong> die Arbeiter <strong>der</strong> Metall<strong>in</strong>dustrie<br />
(<strong>für</strong> Auszubildende und Angestellte gelten an<strong>der</strong>e Regelungen) <strong>in</strong><br />
Kraft:<br />
— e<strong>in</strong> Manteltarifvertrag von 1963 (seit 1966 gekündigt);<br />
— e<strong>in</strong> Lohnrahmentarifvertrag von 1967 (<strong>der</strong> sogenannte Lohnrahmen<br />
I), durch den <strong>der</strong> Komplex <strong>der</strong> Arbeitsbewertung aus<br />
dem Manteltarifvertrag ausgeglie<strong>der</strong>t worden war;<br />
— zwei Paragraphen des alten, bereits 1956 gekündigten Manteltarifvertrages<br />
von 1953, die den Komplex <strong>der</strong> Leistungsbewertung<br />
behandelten und an <strong>der</strong>en Stelle e<strong>in</strong> sogenannter Lohnrahmen<br />
II neu vere<strong>in</strong>bart werden sollte.<br />
Dieser sogenannte Lohnrahmen II, über dessen konkreten Inhalt<br />
seit 17 Jahren zwischen den Tarif Vertragsparteien erfolglos verhandelt<br />
worden war, bildete den Gegenstand des Konflikts im Herbst<br />
1973. Die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung begann Ende August, als die große<br />
Tarifkommission <strong>der</strong> IG Metall des Tarifgebiets Nordwürttemberg-<br />
Nordbaden e<strong>in</strong>stimmig feststellte, daß die letzte Verhandlungsrunde<br />
über den Abschluß e<strong>in</strong>es Lohnrahmentarifvertrags II gescheitert