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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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Sprach- und Literaturwissenschaft 463<br />

(„Kommunikation und Sprache", I, 27—112) unterstellt das e<strong>in</strong>fachste<br />

und von allen Spezifika menschlicher (<strong>in</strong> Gegensatz zu tierischer,<br />

physikalischer, masch<strong>in</strong>eller etc.) Kommunikation absehende Zeichen-<br />

und Kommunikationsmodell als allgeme<strong>in</strong>e Grundlage menschlicher,<br />

d. h. sprachlicher Kommunikation. „Sen<strong>der</strong> und Empfänger<br />

können Menschen se<strong>in</strong>" (I, 31). Die wichtigste Frage an den Objektbereich<br />

Sprache, warum nämlich die Menschen als e<strong>in</strong>zige Wesen sich<br />

über e<strong>in</strong> Medium Sprache verständigen können und müssen, welches<br />

verallgeme<strong>in</strong>erte und bewußtse<strong>in</strong>smäßig manipulierbare Abbil<strong>der</strong><br />

ihrer Umgebung zu konservieren, kommunizieren und tradieren erlaubt,<br />

kann nicht mehr gestellt werden.<br />

Der Funkkolleg-L<strong>in</strong>guistik müssen die auf <strong>der</strong> sprachlichen Ebene<br />

realisierten Beziehungen zwischen Sprechern als solche ersche<strong>in</strong>en,<br />

mit denen autonome Individuen willkürlich soziale Kontakte herstellen.<br />

E<strong>in</strong>erseits muß jetzt das e<strong>in</strong>zige Feld, auf dem man überhaupt<br />

Gesetzmäßigkeiten entdecken kann, das <strong>der</strong> sprachlichen und später<br />

(II, 102—172) sprechaktmäßigen Struktur bleiben. An<strong>der</strong>erseits können<br />

die Ersche<strong>in</strong>ungsvariablen sprachlicher Kommunikation selbst<br />

nur schwer und dann noch höchst unvollkommen <strong>in</strong> ursächliche Zusammenhänge<br />

gebracht werden. Wenn Wolfgang Herrlitz die Summe<br />

<strong>der</strong> bis dah<strong>in</strong> entwickelten Modelle als „kaum mehr als e<strong>in</strong> Inventar<br />

<strong>der</strong> relevanten Faktoren" bezeichnet, <strong>der</strong>en Kausalzusammenhänge<br />

„bisher vollkommen offen" blieben (I, 74), so än<strong>der</strong>n se<strong>in</strong>e jetzt folgenden<br />

Überlegungen daran nur das, daß gemäß den Verfahren positivistischer<br />

Modellbildung die „Komplexität des Sachverhalts" (I, 74)<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelteile zerlegt und dadurch jeweils „e<strong>in</strong> ideales Objekt konstituiert"<br />

(I, 76) wird. „Die Idealität besteht dar<strong>in</strong>, daß dem reduzierten<br />

Objekt viele Eigenschaften nicht zukommen, die <strong>der</strong> reale Gegenstand<br />

besitzt und umgekehrt." (I, 76) Genau weil die Eigenschaften<br />

und Verhältnisse, die den realen Gegenstand bestimmen, dieser Wissenschaft<br />

allenfalls noch als je isolierte (damit unerklärte) ersche<strong>in</strong>en,<br />

kann man dieses Verfahren auch nicht wie Herrlitz (I, 76) als Abstraktion<br />

ansehen, son<strong>der</strong>n nur als willkürliche Zerlegung des Gegenstandes,<br />

die e<strong>in</strong>zig nach Hypothesen voranschreitet, <strong>der</strong>en Entwicklung<br />

und Geltung als Hypothese durch nichts an<strong>der</strong>es sich legitimiert<br />

als das Vertrauen <strong>in</strong> die Intuition ihres Erf<strong>in</strong><strong>der</strong>s o<strong>der</strong> die<br />

akademische Institution und Tradition. Daß auch bei solchem Verfahren<br />

nicht völlig uns<strong>in</strong>nige Aussagen zustande kommen, zeigt die<br />

Geschichte des l<strong>in</strong>guistischen Strukturalismus; die Beschränkung, die<br />

ihm durch die Auffassung <strong>der</strong> Sprache als nach Regeln geordneter<br />

Struktur auferlegt ist, bleibt ihm selbst aber unbekannt.<br />

Wenn man e<strong>in</strong>mal von <strong>der</strong> Methodenpluralismus vorgaukelnden<br />

Überschrift des zweiten Hauptteils absieht [„L<strong>in</strong>guistischer Strukturalismus"<br />

(I, 115—206) — als ob die generative Transformationsgrammatik<br />

(3. Hauptteil, I, 207—419), die lexikalische und generative<br />

Semantik (im 4. Hauptteil, II, 13—102) nichts mit Strukturalismus zu<br />

tun hätten], so ist die Darstellung sowohl taxonomischer als auch generativer<br />

Sprachbetrachtung doch als Material <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e kontroverse

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