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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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Sprach- und Literaturwissenschaft 461<br />

Sprachprobleme, die sich mit ethischen, moralischen o<strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong><br />

.wertenden' Aussagen ergeben, s<strong>in</strong>d den Handlungswissenschaften<br />

im Vergleich zu therapeutisch behandelten Erkenntnisproblemen<br />

deshalb ungleich näher, weil Werturteile im Gegensatz zu ,empirischen'<br />

Urteilen die sprachliche Funktion haben, Handeln zu bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Empirische Urteile erzw<strong>in</strong>gen nicht unmittelbar Handlungskonsequenzen,<br />

wertende sehr wohl. Searle nimmt im letzten Kapitel<br />

se<strong>in</strong>es Buches e<strong>in</strong>e Diskussion wie<strong>der</strong> auf, die sich im Anschluß<br />

se<strong>in</strong>er bereits 1964 veröffentlichten Ableitung e<strong>in</strong>es ,Sollens' aus<br />

e<strong>in</strong>em ,Se<strong>in</strong>' entzündet hat. Wenn es nämlich gel<strong>in</strong>gt, aus deskriptiven<br />

Aussagen logisch zw<strong>in</strong>gend wertende abzuleiten, dann ist die<br />

im Positivismus seit Hume sich durchhaltende metaphysische Trennung<br />

von Tatsachen und Werten nicht mehr aufrechtzuerhalten.<br />

Searle verteidigt überzeugend se<strong>in</strong>e Auffassung, daß Wertdispute<br />

nicht von dezisionistisch getroffenen Grundwerten ausgehen müssen,<br />

son<strong>der</strong>n an Beschreibungen von ,Institutionen' ansetzen können und<br />

von diesen zw<strong>in</strong>gend zu Werturteilen führen: aufgrund des <strong>in</strong>stitutionellen<br />

Charakters <strong>der</strong> Sprache, <strong>der</strong> <strong>in</strong>nigen Verzahnung l<strong>in</strong>guistischer<br />

Formen mit sozialen s<strong>in</strong>d Wertaussagen <strong>in</strong> deskriptive schon<br />

e<strong>in</strong>gebaut und müssen nur aus ihnen entwickelt werden. Der deskriptive<br />

Begriff des Versprechens ist logisch verknüpft mit dem<br />

wertenden Begriff <strong>der</strong> Verpflichtung, <strong>der</strong> des Eigentums mit dem des<br />

Nicht-Stehlens, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Schulden mit dem des sie Bezahlens usw. Die<br />

herrschenden ethischen Normen hat die Sprache <strong>in</strong> sich aufgesaugt;<br />

sie unter dem Druck <strong>der</strong> Analyse wie<strong>der</strong> aus sich zu entlassen,<br />

kann nur e<strong>in</strong>er Vorstellung entsprechen, die sie als Registratur gesellschaftlichen<br />

Bewußtse<strong>in</strong>s begreift. Offensichtlich macht diese ihre<br />

Funktion aber die Trennung von deskriptiven und valuativen Aussagen<br />

überflüssig, denn die letzteren s<strong>in</strong>d selbst am deskriptivsten.<br />

Auf kräftezehrenden Umwegen kommt mit Searle die Meta-Ethik an<br />

e<strong>in</strong>en Punkt, den Ideologiekritik immer schon besetzt hält.<br />

Anton Leist (Frankfurt/M.)<br />

Baumgärtner, Klaus, und Hugo Steger (Hrsg.): Funk-Kolleg<br />

Sprache. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die mo<strong>der</strong>ne L<strong>in</strong>guistik. Fischer<br />

Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 1973.<br />

Band 1 (469 S., br., 7,80 DM).<br />

— zit. (I)<br />

Band 2 (346 S., br., 5,80 DM).<br />

— zit. (II)<br />

Maas, Utz, und Dieter Wun<strong>der</strong>lich: Pragmatik und sprachliches<br />

Handeln. Mit e<strong>in</strong>er Kritik am Funkkolleg „Sprache".<br />

Athenäum-Skripten L<strong>in</strong>guistik, Bd. 2. Athenäum Verlag, Frankfurt/M.<br />

1972 (1. Aufl. 306 S., 2. Aufl. 323 S., br., 14,80 DM) — zit. (III)<br />

Die bereits im Januar 1971 von e<strong>in</strong>er nicht beachteten Testgruppe<br />

antipizierte Enttäuschung und Ernüchterung e<strong>in</strong>es erheblichen Teils<br />

<strong>der</strong> 17 000 Funkkollegiaten, die im Laufe des Jahres 1972 ihre Teilnahme<br />

an diesem bis dato größten <strong>in</strong>stitutionell durchgeplanten

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