Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

524 Besprechungen
die weiter behandelten Probleme der Lehr- und Lernprozesse, der
Unterrichtsorganisation, der Unterrichtstechnologie, der Bestimmung
der Ausbildungsziele und der Prüfungen zu (46—87).
Man ist nach der Lektüre geneigt zu fragen, ob es wirklich eine
Problematik bei der Konzepierung von zu reformierenden Ausbildungsgängen
gibt, oder ob sich das Ganze nicht reduzieren läßt auf
die Anordnung und Verschmelzung von vorgegebenen Phänomenen,
die die Regeln für dieses Puzzle-Spiel in sich selbst tragen. Die
Realität belehrt einen jedoch eines anderen.
Bleibt noch anzumerken, daß der wissenschaftlich-handwerkliche
Standard nicht allzu hoch ist, was sich besonders bei der Behandlung
von statistischem Material zeigt (z. B. falsche Angaben bei Anm. 13
S. 37, falsche Schlußfolgerungen ebda.).
Ein Anzeichen für die veraltete Juristenausbildung?
Rolf Uesseler (Berlin/West)
Lange, Bichard: Das Rätsel Kriminalität. Alfred Metzner
Verlag, Frankfurt-Berlin/West 1970 (IV, 407 S., Ln., 38,— DM).
Da nach Lange der Wissenshorizont der Kriminologen „durch den
Glauben an die drei Autoritäten Darwin, Freud und Marx begrenzt"
wird (342), sei die Forschung von dem „Wunsch" getragen, die Theorien
ihrer Autoritäten durch empirische Ergebnisse zu belegen, was
für Lange nichts anderes heißt, als daß sie lediglich den Menschen in
seiner Determiniertheit durch die Gesellschaftsstruktur beweisen
wolle. Die Kritik führt zu dem Ergebnis, daß diese Wissenschaft ein
System von inneren Widersprüchen ist (beliebig herausgegriffene Kriminologen
werden von Lange gegeneinander ausgespielt, daß ihr eine
umfassende Theorie fehlt, daß sie an der „Voreingenommenheit" leide,
der Mensch sei determiniert (340). Die kritische Auseinandersetzung
mit der Kriminologie gerät bei Lange zur argumentativ armen, teils
blindwütigen Attacke, zum ständigen Wechsel des Ablehnens empirischer
Sozialwissenschaften einerseits und Übernahme ihrer Ergebnisse
zur Erhärtung seiner Thesen andererseits. — Beispielhaft soll
die Auseinandersetzung mit einer „Autorität der Kriminologie" hier
stehen: Die Analyse des Ödipuskomplexes bei Freud sei deshalb
als überwunden anzusehen, „weil längst Malinowski und andere" ihn
„als wissenschaftlich unhaltbar nachgewiesen haben" (342 f.). Nach
solch verzerrender Darstellung der Kriminologie muß das Ergebnis
seiner „Kritik" notwendig eine Halbwahrheit darstellen: Die Milieutheorie
stehe mit den Tatsachen im Widerspruch, denn überall da, wo
man den Kriminologen Gehör schenkte, sehe man „die rapideste und
beängstigendste Steigerung der Kriminalität" (342).
Der so rezensierten Kriminologie will Lange eine Metakriminologie
entgegensetzen, die er ansatzweise mit Hilfe seiner Autorität, dem
Soziologen Gehlen, entwickelt. Die Basis einer solchen Metakriminologie
soll Gehlens „moderne Anthropologie" sein, die ein neues Men-