Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)
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Philosophie 445<br />
Wissenschaftssoziologie aus <strong>der</strong> Welt schaffende Konzeption beruht<br />
freilich auf e<strong>in</strong>em völligen Unverständnis <strong>der</strong> materialistischen Deutung<br />
<strong>der</strong> Wissenschaftsentwicklung, welcher We<strong>in</strong>gart vorwirft, daß<br />
<strong>für</strong> sie „die <strong>in</strong>haltliche Entwicklungsrichtung <strong>der</strong> Wissenschaft ausschließlich<br />
als extern <strong>in</strong>duziert zu verstehen sei" (25). Arbeiten marxistischer<br />
Wissenschaftshistoriker (z. B. Kedrow o<strong>der</strong> Harig) lassen<br />
diesen Vorwurf recht grotesk ersche<strong>in</strong>en. We<strong>in</strong>garts Konzeption fällt<br />
aber auch methodisch <strong>in</strong>sofern zurück, als sie an die Stelle <strong>der</strong> behaupteten<br />
Hypostasierung <strong>der</strong> externen o<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternen Determ<strong>in</strong>ation<br />
des Inhalts <strong>der</strong> Wissenschaft die Hypostasierung des Verhältnisses<br />
<strong>der</strong> bloßen Wechselwirkung zwischen sozialen und kognitiven Faktoren<br />
setzt. Methodisch entspricht e<strong>in</strong>e solche Vorgehensweise dem<br />
weitverbreiteten Credo bürgerlicher Wissenschaftssoziologie, zwischen<br />
„<strong>der</strong> Wissenschaft" und „<strong>der</strong> Gesellschaft" grundsätzlich zu<br />
unterscheiden und nur e<strong>in</strong>en — mehr o<strong>der</strong> weniger bedeutsamen —<br />
„gegenseitigen E<strong>in</strong>fluß" zu konstatieren (e<strong>in</strong> Verfahren übrigens,<br />
das schon Hegel kritisierte), statt von <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren dialektischen E<strong>in</strong>heit<br />
von Wissenschaft und Gesellschaft wie von <strong>in</strong>terner und externer<br />
Determ<strong>in</strong>ation wissenschaftlichen Wissens auszugehen. Dies<br />
aber würde e<strong>in</strong>en Wissenschaftsbegriff voraussetzen und zur Folge<br />
haben, <strong>der</strong> wissenschaftliches Wissen als elementaren Bestandteil des<br />
sozialen Tätigkeitssystems Wissenschaft begreift, <strong>in</strong> dem Produktionsverhältnisse<br />
konstituiert wie realisiert werden und <strong>der</strong> <strong>in</strong>sofern<br />
von den Konzeptionen, die <strong>in</strong> diesem Sammelband entwickelt werden,<br />
pr<strong>in</strong>zipiell verschieden ist.<br />
Ra<strong>in</strong>er Rill<strong>in</strong>g (Marburg)<br />
Zuber, Manfred: Wissenschaftswissenschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
DDR. E<strong>in</strong> Experiment. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln<br />
1973 (80 S., br., 10,— DM).<br />
Der Text stützt sich „<strong>in</strong> wesentlichen Teilen" (7) auf das E<strong>in</strong>gangskapitel<br />
des bereits 1970 erschienenen Buches „Produktivkraft Wissenschaft",<br />
das von Mitarbeitern des Erlanger <strong>Instituts</strong> <strong>für</strong> Gesellschaft<br />
und Wissenschaft — unter ihnen Zuber — verfaßt wurde. Innerhalb<br />
<strong>der</strong> bundesdeutschen DDR-Forschung kommt diesem Institut<br />
u.a. die Aufgabe zu, Wissenschaftssystem und -forschungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
DDR zu beobachten. Zubers Arbeit stützt sich jedoch nicht nur auf<br />
e<strong>in</strong> vor vier Jahren erschienenes Buch, son<strong>der</strong>n beschränkt sich <strong>in</strong>haltlich<br />
ohne weitere Begründung auf den Zeitraum 1963 bis Juni<br />
1971. Die außerordentlich wichtigen Diskussionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR vor<br />
und nach dem VIII. Parteitag <strong>der</strong> SED werden somit ausgeklammert.<br />
Mit dem Ziel, die theoretische und praktische Entwicklung <strong>der</strong><br />
„Wissenschaftswissenschaft" <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR darzulegen, behandelt Zuber<br />
das „Spannungsverhältnis zwischen Wissenschaft und Politik <strong>in</strong>