Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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Medizin macht einen qualitativen Sprung" (12), so ist der Leser, der
bis zum Schluß durchgehalten hat, nun in der Lage, für das „man"
den Arzt-Guerilla einzusetzen. Dieser ist „sich der entscheidenden
Rolle der Medizin in unserer Gesellschaft bewußt" (127), sein „Ziel
muß sein, dieses schwache Glied in der Kette der Produktions- und
Herrschaftsverhältnisse anzugreifen und zu zerstören." (133)
Nicht nur das groteske Ergebnis, sondern vor allem der methodische
Weg zu diesem Ergebnis können in keiner Weise dem Anspruch,
auch nur ein bescheidener Diskussionsbeitrag zu sein, genügen.
Auch die angeführten Fakten sind mangelhaft, zum Teil unglaubwürdig,,
gar nicht belegt, und somit für den Leser nutzlos.
Hagen Kühn (Marburg)
Geschichte
Bosl, Karl: Mensch und Gesellschaft in der Geschichte
Europas. Paul List Verlag, München 1972 (317 S., Ln.,
26,— DM; br., 16,80 DM).
Das vorliegende Buch faßt 15 Vorträge zusammen, die Bosl — Prof.
für mittelalterl. und Landesgeschichte an der Universität München —
in den USA, Kanada, in der Schweiz und der BRD gehalten hat. Die
Integration dieser Einzelanalysen unter dem Thema .Mensch und Gesellschaft
in der Geschichte Europas' täuscht über den tatsächlichen
Inhalt des Bandes. Anknüpfend an zurückliegende Arbeiten (1950,
1964, 1970) unternimmt Bosl den Versuch, die Geschichte des europäischen
Mittelalters ,strukturgeschichtlich' zu bewältigen. Mit dem Ziel
des Buches, die „Geschichte der Europaidee" und die „,mittelalterlichen'
Grundlagen der modernen europäischen Gesellschaft und Kultur"
(9) zu analysieren, geht Bosl ein Projekt an, dessen Bedeutung
sich nicht allein auf Geschichtswissenschaft beschränkt, sondern zugleich
von hoher politisch-ideologischer Relevanz ist.
Bosl unterscheidet in einem zusammenfassenden Schlußkapitel
(269 ff.) drei Epochen der Europaidee, deren Geltungsbereich jeweils
West-, Mittel- und Teile Osteuropas (den Raum der heutigen CSSR,
Polens und Ungarns) umschließt. 1. Das Mittelalter habe keine gemeinsame
Europakonzeption entwickelt, jedoch in den „Elementen
einer gemeinsamen christlichen Kultur" Ausgangspunkte eines „Gemeinschaftsbewußtseins"
(279) gelegt. 2. In der zweiten Epoche europäischer
Geschichte verhinderte der „Primat der Nation vor allen anderen
Werten" (281) die Entwicklung eines „schöpferischen Europaprojekts"
(283). 3. Erst der Zweite Weltkrieg habe in einer „dritten
Renaissance" die Entstehung einer Bewegung für eine föderale Inte-