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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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444 Besprechungen<br />

ologischen Texten, die P. We<strong>in</strong>gart zusammengestellt hat, auf Schritt<br />

und Tritt sichtbar.<br />

Da es e<strong>in</strong>e Wissenschaftssoziologie <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> praktisch noch nicht<br />

gibt und die angloamerikanische bürgerliche, erst recht die vor<br />

allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> UdSSR, Polen und <strong>der</strong> DDR sich entwickelnde marxistische<br />

Wissenschaftssoziologie hierzulande nur sehr fragmentarisch<br />

rezipiert wurde, ist die Herausgabe von Schlüsseltexten <strong>der</strong> angloamerikanischen<br />

Wissenschaftssoziologie durch We<strong>in</strong>gart sehr verdienstvoll,<br />

da sie e<strong>in</strong>e Voraussetzung <strong>für</strong> die bislang fehlende Rezeption<br />

und Kritik schafft. Die Textsammlung umfaßt u. a. Arbeiten<br />

von Merton und Storer zum „sozialen System" Wissenschaft, Untersuchungen<br />

zur Sozialstruktur <strong>der</strong> Wissenschaft und zu Charakter und<br />

Wirkungsweise des Normensystems <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wissenschaft (u. a. „Wissenschaft<br />

und demokratische Sozialstruktur" von Merton aus dem<br />

Jahr 1942, welche die klassische Formulierung <strong>der</strong> zentralen Normen<br />

liberaler Wissenschaftsideologie enthält und e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Kritik von Barnes/Dolby) sowie schließlich Texte von Barber, Hagstrom<br />

und Kuhn zur Frage <strong>der</strong> Wissenschaftsentwicklung. Der Band<br />

hat weiter e<strong>in</strong> Literaturverzeichnis, das allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen<br />

Titel marxistischer Wissenschaftssoziologen aus den sozialistischen<br />

Län<strong>der</strong>n enthält, und e<strong>in</strong>e ebenso <strong>kritische</strong> wie programmatische<br />

E<strong>in</strong>leitung des Herausgebers.<br />

We<strong>in</strong>gart skizziert die Grundl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> wissenschaftstheoretischen<br />

und -soziologischen Diskussion und kritisiert die aus den erwähnten<br />

Grundformen wissenschaftstheoretischer Analyse resultierende Aufspaltung<br />

<strong>der</strong> Wissenschaftssoziologie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Soziologie <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

als sozialer Institution und als soziales Erkenntnisprodukt, die<br />

folgerichtig dazu führte, daß die Frage nach Ursachen und Determ<strong>in</strong>anten<br />

<strong>der</strong> Entwicklung des Inhalts wissenschaftlichen Wissens entwe<strong>der</strong><br />

gar nicht erst gestellt wurde (so <strong>in</strong> <strong>der</strong> traditionellen angloamerikanischen<br />

Wissenschaftssoziologie) o<strong>der</strong> mit dem H<strong>in</strong>weis auf<br />

e<strong>in</strong>e „<strong>in</strong>terne" Selbstdeterm<strong>in</strong>ation beantwortet wurde (so z. B. die<br />

Grundannahme aller kumulativen Konzeptionen <strong>der</strong> Wissenschaftsentwicklung,<br />

<strong>der</strong>en Extremform durch die Arbeiten des amerikanischen<br />

Wissenschaftshistorikers Price repräsentiert wird). We<strong>in</strong>gart<br />

wendet sich aber auch gegen materialistische Konzeptionen und<br />

plädiert <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e relativierte Vorgehensweise: „Die bislang als ausschließlich<br />

<strong>in</strong>ternen Regulativen gehorchende und mith<strong>in</strong> als autonom<br />

betrachtete Wissenschaftsevolution sowie die damit verbundenen<br />

l<strong>in</strong>ear-kumulativen Entwicklungsmodelle sich selbst steuern<strong>der</strong> Wissenschaftsprozesse<br />

werden ... <strong>in</strong> Frage gestellt. Umgekehrt wird die<br />

dieser (idealistischen) Vorstellung entgegengesetzte historisdi-materialistische<br />

Überzeugung ebenfalls relativiert, wonach die <strong>in</strong>haltliche<br />

Entwicklungsrichtung <strong>der</strong> Wissenschaft ausschließlich als extern <strong>in</strong>duziert<br />

zu verstehen sei" (25). E<strong>in</strong>e solche Relativierung werde mit<br />

dem Versuch vollzogen, „soziale und kognitive Strukturen als aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

bezogen und sich gegenseitig bee<strong>in</strong>flussend zu erfassen" (37).<br />

Diese auf den ersten Blick e<strong>in</strong> wesentliches Dilemma bürgerlicher

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