02.03.2014 Aufrufe

Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Streikkämpfe iri <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> 1971 bis 1974 381<br />

rungen ihrer ausländischen Kollegen. Nach Ablehnung des Ultimatums<br />

reihten sie sich <strong>in</strong> die Streikfront e<strong>in</strong>. Dieser demonstrative<br />

Solidarisierungsakt schuf <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> gesamten Belegschaft e<strong>in</strong>e<br />

solche Atmosphäre <strong>der</strong> kämpferischen Geschlossenheit und Begeisterung,<br />

daß die Werksleitung sich zu wesentlichen Zugeständnissen<br />

gezwungen sah: 65 Pfennig mehr pro Stunde <strong>für</strong> die Lohngruppe II<br />

(d. h. Höherstufung <strong>in</strong> III), 53 Pfennig mehr <strong>für</strong> die Lohngruppen<br />

III—X, 50°/oige Bezahlung <strong>der</strong> Streikzeit. Dieser Erfolg wurde jedoch<br />

von mehreren Entlassungen überschattet. — Vom 22.—29. 8. streikte<br />

die Belegschaft des Aachener Unternehmens Valvo, das zum Philipps-Konzern<br />

gehört. Von den rund 2000 Beschäftigten dieses Werkes,<br />

<strong>in</strong> dem Bildröhren <strong>für</strong> Fernsehgeräte produziert werden, s<strong>in</strong>d<br />

ca. 70 % Auslän<strong>der</strong>. Die Streikenden for<strong>der</strong>ten 200 DM Zulage,<br />

60 Pfennig mehr pro Stunde sowie den Wegfall <strong>der</strong> Samstagsschichten.<br />

Der Verlauf dieses Streiks wurde stark durch l<strong>in</strong>ksopportunistische<br />

Gruppen bee<strong>in</strong>flußt, denen es gelang, auf e<strong>in</strong>er Betriebsversammlung<br />

die Ablehnung des folgenden Angebots <strong>der</strong> Unternehmensleitung<br />

durchzusetzen: 280 DM Zulage, „großzügige Überprüfung"<br />

<strong>der</strong> Lohngruppene<strong>in</strong>teilung, Wegfall <strong>der</strong> Samstagsschichten ab<br />

1. 1. 74, Aufhebung des Hausverbots <strong>für</strong> die Streikleitung, Bezahlung<br />

von 50 °/o <strong>der</strong> Streikschichten. Verglichen mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Streikenden wäre e<strong>in</strong> solches Ergebnis e<strong>in</strong> großer Erfolg gewesen.<br />

Daß dieses Angebot erst im zweiten Anlauf nach Überw<strong>in</strong>dung des<br />

l<strong>in</strong>ksopportunistischen E<strong>in</strong>flusses angenommen wurde, führte dazu,<br />

daß die Hausverbote erhalten blieben. — Vom 15.—22. 8. wurde bei<br />

dem Gelsenkirchener Unternehmen Küppersbusch gestreikt. Dieses<br />

Werk gehört zum AEG-Konzern, produziert vor allem Herde, Öfen<br />

und Großküchen. Von <strong>der</strong> Belegschaft (2800 Mann) s<strong>in</strong>d die Hälfte<br />

Auslän<strong>der</strong>. Nach längeren Diskussionen war es hier bereits am 8. 8.<br />

zu e<strong>in</strong>er Arbeitsnie<strong>der</strong>legung gekommen, an die sich e<strong>in</strong>e Demonstration<br />

<strong>der</strong> Belegschaft durch die Gelsenkirchener Innenstadt angeschlossen<br />

hatte. Da sich die Direktion jedoch nicht rührte, trat die<br />

Belegschaft e<strong>in</strong>e Woche später erneut <strong>in</strong> den Streik. Diesem Streik,<br />

<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um mit e<strong>in</strong>er Demonstration durch die Innenstadt begann,<br />

lag e<strong>in</strong>e For<strong>der</strong>ung nach 40 Pfennig mehr Stundenlohn zugrunde.<br />

Das schließlich erzielte Ergebnis (e<strong>in</strong>malige Zulagen je nach Betriebszugehörigkeit<br />

zwischen 100 und 180 DM) lag unterhalb dieser<br />

For<strong>der</strong>ung. Die Arbeitsnie<strong>der</strong>legung <strong>der</strong> Opel-Arbeiter beschränkte<br />

sich auf das Bochumer Werk mit e<strong>in</strong>er Belegschaft von ca. 19 000<br />

Mann. Hiervon s<strong>in</strong>d etwa 3000 Auslän<strong>der</strong>, meist Spanier. Das zweite<br />

Hauptwerk von Opel <strong>in</strong> Rüsselsheim wurde nicht bestreikt. Der<br />

Streik <strong>in</strong> Bochum entwickelte sich nach e<strong>in</strong>er längeren <strong>in</strong>nerbetrieblichen<br />

Diskussion, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich Mitte August die For<strong>der</strong>ung nach e<strong>in</strong>er<br />

Teuerungszulage von 300 DM herausbildete. Diese For<strong>der</strong>ung wurde<br />

vom Vertrauenskörper an den Betriebsrat weitergeleitet, am 21. 8.<br />

jedoch von <strong>der</strong> Direktion abgelehnt. Noch am gleichen Tag erschien<br />

die Betriebszeitung <strong>der</strong> DKP „Roter Kadett" mit <strong>der</strong> Schlagzeile<br />

„Teuerungszulage! Sonst lassen wir den Riemen runter!" Am Tag<br />

darauf verkündete <strong>der</strong> „Rote Kadett" bereits den Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Ar-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!