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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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Streikkämpfe <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> 1971 bis 1974 359<br />

striebeschäftigung um 6,7 °/o zurückg<strong>in</strong>g, während die <strong>in</strong>dustrielle<br />

Arbeitsproduktivität gleichzeitig um 7,6 % zunahm. Die verstärkte<br />

Ausbeutung <strong>der</strong> Arbeiter schlug sich dann notwendigerweise ab<br />

1968 zahlenmäßig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lohn- und Profitentwicklung nie<strong>der</strong>. Im<br />

Zeitraum 1967—69 entwickelten sich die E<strong>in</strong>kommen <strong>der</strong> Arbeiterklasse<br />

und <strong>der</strong> Kapitalisten wie folgt 8 :<br />

Verän<strong>der</strong>ung gegenüber dem gleichen Zeitraum<br />

des Vorjahres <strong>in</strong> %<br />

Halbjahr Nettolohne<strong>in</strong>kommen Nettokapitale<strong>in</strong>kommen<br />

2./1967 — 1,1 + 1,6<br />

1./1968 + 3,1 + 24,6<br />

2./1968 + 7,4 + 21,9<br />

1./1969 + 9,6 + 9,9<br />

2. Der „heiße Herbst" <strong>der</strong> Jahre 1969 und 1970<br />

Das im August 1969 von <strong>der</strong> IG Metall unterzeichnete Tarifabkommen<br />

än<strong>der</strong>te dieses Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>klaffen von Lohn- und Profitentwicklung<br />

<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise. Bei Berücksichtigung des vergangenen<br />

Tarifabschlusses <strong>für</strong> die Monate Januar bis August ergab sich <strong>für</strong><br />

1969 <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e Lohnerhöhung von lediglich 5,75 °/o. Im Ste<strong>in</strong>kohlenbergbau<br />

war die Lohnentwicklung noch ungünstiger. Dies rief<br />

<strong>in</strong> den Betrieben große Unzufriedenheit und Unruhe hervor 6 . Der<br />

Dortmun<strong>der</strong> Stahlkonzern Hoesch war <strong>der</strong> erste Großbetrieb, dessen<br />

Belegschaft zu aktivem und eigenständigem Handeln überg<strong>in</strong>g. Aufgrund<br />

e<strong>in</strong>er Fusion bestanden hier <strong>in</strong>nerhalb des Unternehmens<br />

Lohndifferenzen bis zu 50 Pfennig bei gleicher Arbeit. Die Unternehmensleitung<br />

verschleppte die Angleichung <strong>der</strong> Löhne, verweigerte<br />

<strong>für</strong> die erschwerten Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> sommerlichen<br />

Hitzeperiode e<strong>in</strong>en materiellen Ausgleich und wies zugleich <strong>in</strong> aller<br />

Offenheit auf die steigenden Profite h<strong>in</strong>. Die Antwort <strong>der</strong> Belegschaft<br />

bestand <strong>in</strong> <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nadi e<strong>in</strong>er Zulage von 20 Pfennig. Auf das<br />

Teilzugeständnis von 15 Pfennig reagierten die 27 000 Arbeiter am<br />

2. 9. 1969 mit <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>legung <strong>der</strong> Arbeit und erhöhten ihre For<strong>der</strong>ung<br />

sofort auf 30 Pfennig. Bereits am Tag darauf akzeptierte die<br />

Direktion diese For<strong>der</strong>ung und fand sich auch bereit, die Streikzeit<br />

zu bezahlen. Dieser schnelle und durchschlagende Erfolg war e<strong>in</strong><br />

unüberhörbares Signal. Noch am 3. 9. folgten an<strong>der</strong>e Metallgroßbetriebe<br />

des Ruhrgebiets dem Beispiel <strong>der</strong> Hoesch-Arbeiter, und <strong>in</strong><br />

den folgenden Tagen erfaßte die Streikwelle weitere Branchen und<br />

Regionen: die Stahlwerke im Saarland und <strong>in</strong> Bremen, die Kohlengruben<br />

an Saar und Ruhr, die Howaldt-Werft <strong>in</strong> Kiel und die Max-<br />

5 Vgl. Wirtschaft und Statistik, Nr. 9/1969, S. 483 ff.<br />

6 Zur Streikbewegung 1969 und 1970 vgl. Die Septemberstreiks 1969,<br />

hrsgg. v. Institut <strong>für</strong> Marxistische Studien und Forschungen (IMSF), Köln<br />

1970; Jung, Schuster, Ste<strong>in</strong>haus, a.a.O., S. 878 ff.<br />

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