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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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Soziale Bewegung und. Politik 515<br />

vollziehen" (2). Wer allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>en diesen Anspruch e<strong>in</strong>lösenden Bericht<br />

über die Arbeitsweise des Bundesamtes <strong>für</strong> Verfassungsschutz,<br />

se<strong>in</strong>en Etat, Umfang und Art <strong>der</strong> Überwachungen o. ä. erwartet, wird<br />

enttäuscht, denn alle den Verfassungsschutz direkt betreffenden Informationen<br />

s<strong>in</strong>d ausgespart; <strong>der</strong> Öffentlichkeit wird nicht — wie vorgegeben<br />

— die Arbeit des Verfassungsschutzes durchsichtig gemacht,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Leser f<strong>in</strong>det durch das Referat Öffentlichkeitsarbeit des<br />

Bundes<strong>in</strong>nenm<strong>in</strong>isteriums gefilterte E<strong>in</strong>schätzungen des Verfassungsschutzes<br />

vor. Diese E<strong>in</strong>schätzungen s<strong>in</strong>d freilich durchsichtig genug.<br />

Knapp zusammengefaßt lauten sie: „Die Bedeutung des Rechtsradikalismus<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> ist weiter zurückgegangen" (2), die NPD bef<strong>in</strong>de<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „fast ausweglose(n) f<strong>in</strong>anzielle(n) Lage" (25), die 1972 gegründete<br />

militante rechtsradikale „Nationalsozialistische Kampfgruppe<br />

Großdeutschland" wurde „zerschlagen" (36), und „die Ereignisse<br />

... haben gezeigt, daß rechtsradikale Parteien <strong>der</strong>zeit ke<strong>in</strong>e<br />

Chance besitzen, nennenswerten E<strong>in</strong>fluß auf die politische Willensbildung<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung zu nehmen" (41).<br />

Die „L<strong>in</strong>ksradikalen" dagegen sche<strong>in</strong>en dem Verfassungsschutz<br />

besorgniserregen<strong>der</strong>. Sie werden e<strong>in</strong>geteilt <strong>in</strong> solche, die „den — orthodoxen<br />

— Kommunismus sowjetischer Prägung vertreten" (52)<br />

und solche — die „Neue L<strong>in</strong>ke" genannt — die denselben nicht vertreten.<br />

Dabei ersche<strong>in</strong>en die <strong>der</strong> DKP zuzuordnenden Organisationen<br />

— den Hochschulbereich ausgenommen — als vergleichsweise ungefährlich:<br />

Mitglie<strong>der</strong>zahl und Betriebsarbeit „stagnierte" (53), bei<br />

Bundestags- und Betriebsrätewahlen verzeichneten sie „schwere<br />

Nie<strong>der</strong>lagen" (54). Dagegen sei bei <strong>der</strong> Neuen L<strong>in</strong>ken „e<strong>in</strong>e gewisse<br />

Konsolidierung zu beobachten" (94). Sie sei durch „die hetzerische<br />

Agitation und vielfache gewalttätige Aktionen <strong>der</strong> maoistischen<br />

Gruppen geprägt" (88). Als repräsentativ <strong>für</strong> die Neue L<strong>in</strong>ke wird<br />

die von Studenten gegründete maoistische KPD ausgegeben. Schließlich:<br />

„Die Terrorakte <strong>der</strong> Baa<strong>der</strong>-Me<strong>in</strong>hof-Bande haben im ersten<br />

Halbjahr 1972 die Sicherheit <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> bedroht" (94), und „die Stärkung<br />

<strong>der</strong> maoistischen Kommunisten und die von ihnen bei Demonstrationen<br />

begangenen Gewaltakte waren besorgniserregend" (95).<br />

Was die Spionagetätigkeit natürlich nur <strong>der</strong> „kommunistischen<br />

Nachrichtendienste" und die Tätigkeit vorwiegend l<strong>in</strong>ksextremistischer<br />

Auslän<strong>der</strong>gruppen betrifft — die rechtsextremistischen Gruppen<br />

werden nur kurz behandelt, da sie angeblich an „Substanzverlust"<br />

aufgrund „fortschreiten<strong>der</strong> Resignation" (146) leiden — so wird<br />

diese zwar als rege bezeichnet, doch habe man hier wie generell<br />

durch „die verschärfte Anwendung <strong>der</strong> auslän<strong>der</strong>- und sicherheitsrechtlichen<br />

Bestimmungen" (127) Ruhe und Ordnung bald wie<strong>der</strong>herstellen<br />

können.<br />

Der Verfassungsschutzbericht schwankt zwischen dem Versuch,<br />

e<strong>in</strong>en starken und erfolgreichen Innenm<strong>in</strong>ister herauszustellen und<br />

dem, e<strong>in</strong> klares Fe<strong>in</strong>dbild zu zeichnen. Die Tatsache, daß die zu starke<br />

Überbetonung des zweiten Gesichtspunkts den ersten gefährden<br />

würde, macht die Tendenz des Berichts verständlich, die Gefahren,<br />

die von den verschiedenen „extremen Bestrebungen" angeblich aus-

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