Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)
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Streikkämpfe iri <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> 1971 bis 1974 389<br />
ihrer starrs<strong>in</strong>nigen Haltung und verweigerten jedes nennenswerte<br />
Zugeständnis. Am 17. 9. war die Schlichtung dann aufgrund <strong>der</strong> Tatsache,<br />
daß e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung nicht zustande gekommen war, gescheitert.<br />
Bereits während des Schlichtungsverfahrens, d. h. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche zuvor,<br />
hatte es Warnstreiks gegeben, an denen etwa 40 000 Arbeiter<br />
beteiligt waren. Die Kette <strong>der</strong> Warnstreiks setzte sich auch <strong>in</strong> den<br />
folgenden Tagen fort: So traten am 18. 9. ca. 12 000 Arbeiter <strong>in</strong> den<br />
Warnstreik, davon 6300 bei Klöckner-Humboldt-Deutz <strong>in</strong> Ulm und<br />
4000 bei Daimler-Benz <strong>in</strong> Gaggenau. An diesem Tag begann zugleich<br />
die siebente Runde <strong>der</strong> Schlichtungsverhandlung. Am 19. 9. traten<br />
15 000 Arbeiter <strong>in</strong> den Warnstreik, am 20. 9. waren es weitere 17 000.<br />
An diesem 20. 9. 1973, d. h. am neunten Tag <strong>der</strong> Schlichtung, lehnten<br />
die Unternehmer den Vorschlag des Schlichters endgültig ab,<br />
während er von <strong>der</strong> IG Metall akzeptiert wurde. In bezug auf die<br />
gewerkschaftlichen Kernfor<strong>der</strong>ungen lautete <strong>der</strong> Schiedsspruch wie<br />
folgt:<br />
a) Verdienstabsicherung vom 55. Lebensjahr an bei m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em<br />
Jahr Betriebszugehörigkeit, Kündigungsschutz vom 53. Lebensjahr<br />
an bei m<strong>in</strong>destens dreijähriger Betriebszugehörigkeit;<br />
b) Grun<strong>der</strong>holzeit <strong>für</strong> Bandarbeiter von m<strong>in</strong>destens 6 M<strong>in</strong>uten, <strong>für</strong><br />
Akkordarbeiter von m<strong>in</strong>destens 5 M<strong>in</strong>uten;<br />
c) M<strong>in</strong>destverdienstgarantie <strong>für</strong> Akkordarbeiter <strong>in</strong> Höhe von 130 °/o<br />
des Tariflohnes;<br />
d) Verbot <strong>der</strong> weiteren Unterglie<strong>der</strong>ung von Arbeitstakten am Band.<br />
Am 3. 10. entschied sich die große Tarifkommission von Nordwürttemberg-Nordbaden<br />
<strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Urabstimmung. Am Tag darauf stimmte<br />
<strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> IG Metall diesem Beschluß <strong>der</strong> Großen Tarifkommission<br />
zu. Bei <strong>der</strong> Urabstimmung, die auf den 10. 10. festgelegt<br />
worden war, wurde über die ursprünglichen gewerkschaftlichen Vorstellungen<br />
und For<strong>der</strong>ungen abgestimmt. Ergebnis war e<strong>in</strong>e sehr<br />
deutliche Mehrheit <strong>für</strong> gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen (88,8 °/o).<br />
Legt man die Zahl <strong>der</strong> Abstimmenden zugrunde, so beträgt die Ja-<br />
Quote fast 93 o/o. Nur 6 °/o <strong>der</strong> Stimmberechtigten hatten mit Ne<strong>in</strong><br />
gestimmt. Am 11. 10. empfahl die große Tarifkommission den Streik<br />
<strong>für</strong> den 16. 10., <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> IG Metall <strong>in</strong> Frankfurt stimmte<br />
dieser Empfehlung zu. Und am 16. 10. wurde dann <strong>für</strong> die Arbeiter<br />
von Bosch und Daimler-Benz im Stuttgarter Raum <strong>der</strong> Streik ausgerufen.<br />
Es handelte sich also um e<strong>in</strong>en Schwerpunktstreik, <strong>in</strong> den<br />
rund 40 000 von <strong>in</strong>sgesamt 400 000 Metallarbeitern e<strong>in</strong>bezogen waren.<br />
Der Streik wurde mit vorbildlicher Geschlossenheit und Diszipl<strong>in</strong><br />
geführt. Streikbrecher gab es nicht. Die e<strong>in</strong>deutige Kampfstimmung,<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den Großbetrieben, die schon die Ergebnisse<br />
<strong>der</strong> Urabstimmung wi<strong>der</strong>gespiegelt hatten, zeigte sich jetzt während<br />
des Streiks emeut. Gerade <strong>in</strong> den nichtbestreikten Betrieben mehrten<br />
sich zunehmend die Stimmen, die e<strong>in</strong>e Ausweitung <strong>der</strong> Arbeitsnie<strong>der</strong>legung<br />
auf ihre Betriebe for<strong>der</strong>ten, um den gewerkschaftlichen<br />
For<strong>der</strong>ungen größeren Nachdruck zu verleihen. — Während des<br />
Streiks kam es zu e<strong>in</strong>em skandalösen Vorfall, <strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>er scharfen