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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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Sprach- und Literaturwissenschaft 467<br />

nicht auf den Gegensatz zwischen gesellschaftlicher Produktion (hier<br />

unter <strong>der</strong> zusätzlichen formalen Beson<strong>der</strong>heit staatlicher E<strong>in</strong>griffe)<br />

und privater Aneignung h<strong>in</strong>gewiesen wird.<br />

Diese Mängel und e<strong>in</strong>ige weitere term<strong>in</strong>ologische Ungenauigkeiten<br />

wirken sich aber nicht aus auf das auf dieser Grundlage aufbauende<br />

Referat über die Bildungsreform <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> (III, 17—25) und die folgende<br />

sehr gute, weil sehr konkrete E<strong>in</strong>ordnung des Funkkollegs <strong>in</strong><br />

die so beschriebenen ökonomischen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bildungsökonomischen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen. Maas leitet <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Tendenzen zur Zentralisierung<br />

<strong>der</strong> Ausbildung und ihre partielle Ausglie<strong>der</strong>ung aus den<br />

Hochschulen am Beispiel Fernstudium ab.<br />

Schwieriger als die distributionelle Seite des Funkkollegs (wie<br />

„man das Produzierte effektiv an den Mann brachte"; III, 29) ist die<br />

<strong>in</strong>haltliche Seite — <strong>der</strong> vermittelte Wissenschaftsbegriff — geradewegs<br />

aus gesellschaftlichen Bed<strong>in</strong>gungen abzuleiten. Maas stellt u. a.<br />

zwar e<strong>in</strong>igermaßen glaubhaft die „Verd<strong>in</strong>glichung <strong>der</strong> Sprache als<br />

.System'" (III, 32) als Reflex <strong>der</strong> „Verd<strong>in</strong>glichung <strong>der</strong> Arbeit" (III, 35)<br />

dar und weist zu Recht darauf h<strong>in</strong>, wie alle Reflexion auf „die Bed<strong>in</strong>gungen<br />

des Handelns" (III, 37), also auf gesellschaftliche Praxis,<br />

durch die ,Wissenschaftlichkeit' des polemisch mit „FKK" abgekürzten<br />

Funkkollegs unterbunden wird. Er kann aber z. B. nicht erklären,<br />

warum das Funkkolleg so jeglichen (ursprünglich beabsichtigten) Bezug<br />

zur Schulwirklichkeit vermissen läßt. Man sollte doch me<strong>in</strong>en,<br />

daß e<strong>in</strong>e Unterweisung <strong>der</strong> Kollegiaten — <strong>in</strong> <strong>der</strong> überwiegenden<br />

Mehrheit Lehrer und Lehrerstudenten — <strong>in</strong> Techniken kompensatorischer<br />

Spracherziehung, bei <strong>der</strong> man ja durchaus von e<strong>in</strong>em ähnlich<br />

ideologiefrei sich gerierenden Wissenschaftsbegriff hätte ausgehen<br />

können, den Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> wissenschaftlich-technischen Revolution<br />

und <strong>der</strong> Kapitalverwertung viel besser entspräche als die Vermittlung<br />

wie<strong>der</strong> nur elfenbe<strong>in</strong>türmen-abstrakter Ideologien, wie sie<br />

laut Maas im Strukturalismus des Funkkollegs sich verbergen. Viel<br />

eher dürfte sich hier e<strong>in</strong>e Eigengesetzlichkeit bloß zu didaktischer<br />

Reduktion sich verpflichtet fühlen<strong>der</strong> — <strong>in</strong> ihrer vorgeblichen Ideologiefreiheit<br />

sicherlich ideologischer — <strong>Theorie</strong> entwickelt haben, als<br />

daß irgendwelche Kapitalagenten z. B. über die Stiftung Volkswagenwerk<br />

gezielt E<strong>in</strong>fluß genommen hätten, woran zu glauben das<br />

Buch gelegentlich Anlaß gibt.<br />

Überhaupt sche<strong>in</strong>t die Leistung des Funkkollegs nicht gar so „subtil"<br />

(III, 31) zu se<strong>in</strong>. Maas mag mit dem Begriff „Neue Wissenschaft"<br />

etwas richtiges andeuten, wenn auch ideologische Funktionen von<br />

Positivismus und Strukturalismus auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sprachwissenschaft<br />

an<strong>der</strong>norts schon konkreter diskutiert worden s<strong>in</strong>d. Dieser Titel aber,<br />

fast e<strong>in</strong> Ehrenname, läßt die Positionen, die Maas bekämpft, doch etwas<br />

zu hehr, zu geschlossen und unüberw<strong>in</strong>dlich ersche<strong>in</strong>en.<br />

Gerade im Funkkolleg Sprache zeigt sich <strong>der</strong> Strukturalismus aber<br />

von se<strong>in</strong>er immanent schwächsten Seite, was Dieter Wun<strong>der</strong>lich <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er „Kritik e<strong>in</strong>iger Grundbegriffe im Funkkolleg" (III, 45—68) an<br />

vielen E<strong>in</strong>zelbeispielen überzeugend darstellt. In dieser gedrängten

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