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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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Mediz<strong>in</strong> 485<br />

republikanischer Gesundheitspolitik, die gesundheitliche Lage <strong>der</strong><br />

Arbeiter sowie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Analyse <strong>der</strong> Institutionen gesundheitlicher<br />

Versorgung geht es den Autoren darum, alle Entwicklungen im Gesundheitswesen<br />

als Ergebnis des Kampfes zwischen Kapital und Arbeit<br />

zu sehen.<br />

Ohne den Vorzug des Buches im Vergleich zu den Veröffentlichungen<br />

<strong>der</strong> meisten bürgerlichen Autoren <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> Abrede<br />

stellen zu wollen, müssen unter diesem Ansatz häufig überspitzte,<br />

irreführende Schil<strong>der</strong>ungen sowie uns<strong>in</strong>nige Kritik an vernünftigen<br />

und notwendigen Aspekten unseres Gesundheitssystems dabei <strong>in</strong><br />

Kauf genommen werden. So heißt es z. B.: „Verfallene Häuser und<br />

Baracken, notdürftigste Ausstattung, Krankensäle mit e<strong>in</strong>em Dutzend<br />

Betten und mehr, überbelegte Zimmer und Notbetten <strong>in</strong> den<br />

Bä<strong>der</strong>n und auf den Fluren, das ist die Realität <strong>der</strong> Krankenhäuser<br />

im Kapitalismus." (251) „Der Mensch wird hier (bei <strong>der</strong> Behandlung,<br />

H. A.) <strong>in</strong> Dutzende von Fachgebieten zerlegt; es wird nicht <strong>der</strong> kranke<br />

Mensch behandelt, son<strong>der</strong>n se<strong>in</strong>e Lunge o<strong>der</strong> se<strong>in</strong>e Niere. Denn die<br />

Vorschriften regeln präzise, wo <strong>der</strong> Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufhören<br />

muß zu behandeln und wo <strong>der</strong> Lungenfacharzt anfangen darf, wo<br />

e<strong>in</strong>e Erkrankung des Harnapparates dem Internisten o<strong>der</strong> aber dem<br />

Urologen zugerechnet wird." (223) „Bisher hat es die Bourgeoisie geschafft,<br />

die Verweildauer von 28,2 Tagen im Jahre 1963 auf 18,3 Tage<br />

im Jahre 1971 zu senken." (254) Häufig s<strong>in</strong>d es zwar nur Nuancen,<br />

die zu e<strong>in</strong>em falschen Bild <strong>der</strong> Realität o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>schätzung führen,<br />

so z. B. ist es richtig, daß Notbetten <strong>in</strong> Bä<strong>der</strong>n und Fluren ke<strong>in</strong>e<br />

Seltenheit s<strong>in</strong>d, jedoch erhält man anhand des zitierten Satzes den<br />

E<strong>in</strong>druck des Elends — e<strong>in</strong>e sicherlich nicht adäquate Wi<strong>der</strong>spiegelung<br />

<strong>der</strong> Krankenhausversorgung. Ist es auch richtig, daß bei <strong>der</strong><br />

Spezialisierung <strong>der</strong> Mensch — <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en sozialen Bezügen<br />

— häufig aus dem Blickfeld gerät, so darf nicht auch die Notwendigkeit<br />

und <strong>der</strong> durch die Spezialisierung ermöglichte Fortschritt<br />

übersehen werden. Die Verkürzung <strong>der</strong> Verweildauer dürfte zwar<br />

auch im Interesse <strong>der</strong> Bourgeoisie se<strong>in</strong>, jedoch ist sie auch Ausdruck<br />

<strong>der</strong> Verbesserung von Diagnostik und Therapie. Derlei Beispiele —<br />

als e<strong>in</strong>zelne genommen vielleicht nicht sehr erheblich, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fülle<br />

jedoch e<strong>in</strong> falsches Bild vermittelnd — lassen sich auf fast je<strong>der</strong> Seite<br />

f<strong>in</strong>den. Aus dem zu begrüßenden Vorsatz, e<strong>in</strong>e Kritik kapitalistischer<br />

Gesundheitsversorgung liefern zu wollen, wird allzu häufig e<strong>in</strong>e<br />

re<strong>in</strong> emotionale Anklage, unter <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>fluß die Realität verbogen<br />

wird.<br />

Das Buch ist durch e<strong>in</strong>e Position charakterisiert, bei <strong>der</strong> es <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

täglichen Politik nicht auch um Tagesfor<strong>der</strong>ungen, son<strong>der</strong>n immer<br />

nur um das kompromißlose Erreichen von Totalitäten gehen kann.<br />

Entsprechend wird dann — unter Heranziehung weiterer Halbwahrheiten<br />

und Vere<strong>in</strong>fachungen — gegen die Arbeit von „l<strong>in</strong>ken"<br />

Sozialdemokraten, die DKP und die SEW sowie die DGB-Spitze, die<br />

alle auf e<strong>in</strong>er Front angesiedelt werden, argumentiert. Es „können<br />

sich die ,l<strong>in</strong>ken' Sozialdemokraten und DKP-Revisionisten nicht genug<br />

damit tun, den Werktätigen diese Modelle (Klassenloses Kran-

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