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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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Streikkämpfe iri <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> 1971 bis 1974 369<br />

18. 11. lehnten die Unternehmer <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen e<strong>in</strong>en<br />

Schiedsspruch ab, <strong>der</strong> Lohn- und Gehaltserhöhungen von 7,3 °/o bei<br />

12 Monaten Laufzeit sowie e<strong>in</strong> zu 40 °/o tariflich abgesichertes 13.<br />

Monatse<strong>in</strong>kommen ab 1971 vorgesehen hatte. Der Streik im Tarifbezirk<br />

Nordwürttemberg/Nordbaden begann am 22. 11. zunächst als<br />

Schwerpunktstreik <strong>in</strong> sieben Betrieben, darunter <strong>in</strong> vier Zweigwerken<br />

von Daimler-Benz, so daß 60 000 Arbeiter <strong>in</strong> den Kampf e<strong>in</strong>bezogen<br />

waren. Am 23. 11. erfolgte e<strong>in</strong>e Ausdehnung <strong>der</strong> Arbeits-^<br />

nie<strong>der</strong>legungen auf <strong>in</strong>sgesamt 82 Betriebe mit 120 000 Beschäftigten.<br />

Regionaler Schwerpunkt war Mannheim. In acht Betrieben streikten<br />

auch die Angestellten mit. Die DAG beteiligte sich nicht am Streik.<br />

An den folgenden Tagen verschärfte sich <strong>der</strong> Arbeitskampf weiter.<br />

Schon am 26. 11. sperrten die Unternehmer 240 000 Arbeiter aus, so<br />

daß jetzt 360 000 Arbeiter <strong>in</strong> 544 Betrieben direkt <strong>in</strong> die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

e<strong>in</strong>bezogen waren. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> vom Aussperrungsbeschluß<br />

betroffenen Arbeiter war dieser Aktion im übrigen durch<br />

Arbeitsnie<strong>der</strong>legung zuvorgekommen. Angestellte wurden von den<br />

Unternehmern nicht ausgesperrt. — Schon zum Zeitpunkt des<br />

Streikbeg<strong>in</strong>ns hatte die Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit (BfA) massiv zugunsten<br />

<strong>der</strong> Unternehmerseite <strong>in</strong> den Arbeitskampf e<strong>in</strong>gegriffen. Ihr<br />

Präsident St<strong>in</strong>gl (CSU) verfügte, daß „<strong>in</strong>direkte Streikopfer" ke<strong>in</strong>en<br />

Anspruch auf Zahlung von Arbeitslosen- uiid Kurzarbeitergeld durch<br />

die Arbeitsämter hätten. Am 25. 11. griff die Konzernleitung von<br />

Daimler-Benz die hiermit verbundene Anregung auf und schloß<br />

verschiedene Zweigwerke <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Regionen <strong>der</strong> <strong>BRD</strong>. An<strong>der</strong>e<br />

Konzerne kündigten ebenfalls <strong>der</strong>artige Maßnahmen an und g<strong>in</strong>gen<br />

wenig später zu Kurzarbeit und zeitweiligen Stillegungen über. Bei<br />

ihrem Versuch, den Streik <strong>in</strong> Baden-Württemberg durch Betriebsstillegungen<br />

und E<strong>in</strong>führung von Kurzarbeit <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Bezirken<br />

zum Zusammenbruch zu br<strong>in</strong>gen, erlitten die Unternehmer jedoch<br />

e<strong>in</strong>en empf<strong>in</strong>dlichen Rückschlag, als am 2. 12. <strong>der</strong> Verwaltungsrat<br />

<strong>der</strong> BfA aufgrund massiver Proteste <strong>der</strong> Arbeiter und <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

den rechtswidrigen St<strong>in</strong>gl-Erlaß über Verweigerung von<br />

Kurzarbeiter- und Arbeitslosengeld an „<strong>in</strong>direkte Streikopfer" aufhob.<br />

Daraufh<strong>in</strong> zogen Opel und Ford ihre bereits angekündigten<br />

Stillegungsbeschlüsse zurück, <strong>der</strong>en re<strong>in</strong> erpresserischer Charakter<br />

damit offen zutage trat. Am 6. 12. wurden dann freilich sechs<br />

Zweigwerke von VW stillgelegt, wovon 100 000 Arbeiter betroffen<br />

waren. — Inzwischen hatte bereits am 1. 12. unter dem Vorsitz des<br />

Präsidenten des Bundessozialgerichts, Professor Wannagat, die sog.<br />

„beson<strong>der</strong>e Schlichtung" begonnen, die jedoch <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Woche<br />

scheiterte. Der Schiedsspruch (7,5 %> bei 12 Monaten Laufzeit; Tarifierung<br />

von 40 % e<strong>in</strong>es 13. Monatse<strong>in</strong>kommens) wurde von den Unternehmern<br />

abgelehnt. Aus diesem Grunde scheiterte auch <strong>der</strong> am<br />

7. 12. im Bonner Bundeskanzleramt unternommene Versuch e<strong>in</strong>er<br />

zusätzlichen „politischen Schlichtung".<br />

Die am Tag darauf <strong>in</strong> Stuttgart durchgeführte Großkundgebung<br />

<strong>der</strong> IG Metall zeigte jedoch den Unternehmern, daß ihre Hoffnung,<br />

den Kampfwillen <strong>der</strong> Metallarbeiter zu brechen, auf Sand gebaut

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