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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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432 Klaus Dieter Lenzen<br />

de<strong>in</strong> gesellschaftlich völlig irrelevant zu werden drohte. Selbst diese<br />

marg<strong>in</strong>alen Sektoren müssen auf kapitalistische Ziele ausgerichtet<br />

werden, zumal man hier hoffen kann, den Menschen als s<strong>in</strong>nlichtriebhaftes<br />

Wesen direkter zu erreichen. Die nach W. F. Haug <strong>in</strong> zwei<br />

Richtungen sich auswirkende Herrschaft des Kapitals über den konkreten<br />

Menschen nimmt nicht nur den Weg über die ästhetisch <strong>in</strong>szenierte<br />

Warenwelt (etc.), son<strong>der</strong>n wendet sich ambivalent auch direkt<br />

an se<strong>in</strong> Opfer. „Der Verwertungsstandpunkt des Kapitals macht se<strong>in</strong>en<br />

Absolutheitsanspruch geltend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ambivalenten Verhältnis<br />

zum s<strong>in</strong>nlich-triebhaften Wesen <strong>der</strong> Menschen. Insofern <strong>der</strong> Herrschaft<br />

des Kapitals Wi<strong>der</strong>stände aus diesem Wesen erwachsen, wird<br />

es von ihm <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Eigenständigkeit negiert. Insofern die Herrschaft<br />

des Kapitals durch Momente des S<strong>in</strong>nlich-Triebhaften vermittelt ist,<br />

werden diese <strong>in</strong> ihrer Fremdbestimmbarkeit und Abhängigkeit nachhaltig<br />

gesetzt." 26 Damit das „<strong>für</strong> die Gesellschaft so wichtige Potential<br />

<strong>der</strong> Kreativität" 27 den Menschen ausgeschlachtet und ihnen<br />

gleichzeitig Phantasie, die auf ,krumme* Gedanken br<strong>in</strong>gen könnte,<br />

dadurch ausgetrieben werden kann, mußten Kreativitätsstrategien<br />

(s. o.) entwickelt werden, die an jene ,alte' künstlerische Produktivität<br />

explizit anknüpfend 28 , neue harmlosere .schöpferische' Fähigkeiten<br />

28 massenhaft verbreiten. Die Funktion des Bildimgssystems, zu<br />

gewährleisten, „daß auf allen Stufen des Systems Arbeitskräfte ausgebildet<br />

werden, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, die Ergebnisse von Forschung<br />

und Entwicklung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Produktion produktivitätssteigernd anzuwenden"<br />

30 , wird noch <strong>in</strong> dem sche<strong>in</strong>bar abgelegenen Reservat des Kunstunterrichtes<br />

nachlesbar, wenn <strong>der</strong> „hohe Rang des bloßen Sche<strong>in</strong>s im<br />

Kapitalismus" 31 nur noch dadurch auf <strong>der</strong> Höhe gehalten werden<br />

26 Haug, a.a.O., S. 57 f.<br />

27 R. Bergius, Analyse <strong>der</strong> „Begabung": Die Bed<strong>in</strong>gungen des <strong>in</strong>telligenten<br />

Verhaltens, <strong>in</strong>: H. Roth (Hrsg.), Begabung und Lernen, Stuttgart<br />

41969, S. 253.<br />

28 Landau, a.a.O., S. 9: „Obwohl Kreativität so alt ist wie die Menschheit<br />

selber, wurde dieses Phänomen beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> den letzten fünf Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

nur auf die schönen Künste bezogen, auch da nur dem Genius,<br />

dem Außergewöhnlichen zugeschrieben und dabei mit dem Nimbus <strong>der</strong><br />

Mystik umgeben."<br />

29 Vgl. H. Giffhorn, Kritik <strong>der</strong> Kunstpädagogik. Zur gesellschaftlichen<br />

Funktion e<strong>in</strong>es Schulfachs, Köln 1972; Giffhorn notiert S. 175 e<strong>in</strong>e <strong>der</strong>art<br />

harmlose, auf abstrakt-<strong>in</strong>novative Potenz h<strong>in</strong>auslaufende Def<strong>in</strong>ition von<br />

Kreativität: „Unter gesellschaftlich s<strong>in</strong>nvoller Kreativität verstehe ich die<br />

psychische und <strong>in</strong>tellektuelle Fähigkeit, sich selbst Ziele zu setzen und zu<br />

verwirklichen und Probleme mit neuen Methoden zu lösen, d. h., nicht ausschließlich<br />

das zu tun, was bisher getan wurde, was die Umwelt tut und<br />

vom e<strong>in</strong>zelnen erwartet. Ohne diese Art von Kreativität wird sich e<strong>in</strong>e<br />

Gesellschaft bestenfalls reproduzieren können."<br />

30 F. Huisken, Kurzdarstellung marxistischer Kategorien, die zur Kritik<br />

<strong>der</strong> bürgerlichen Bildungsökonomie dienen können, <strong>in</strong>: E. Altvater,<br />

F. Huisken, Materialien zur politischen Ökonomie des Ausbildungssektors,<br />

Erlangen 1971, S. 174.<br />

31 Haug, a.a.O., S. 57.

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