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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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Sprach- und Literaturwissenschaft 465<br />

aus, wie <strong>in</strong> vielen Fällen semantische nicht unabhängig von pragmatischen<br />

Problemen gelöst werden können, an<strong>der</strong>erseits betrachtet er<br />

das Verhältnis von Sprechen und Handeln doch mehr von logischer<br />

Seite (dabei s<strong>in</strong>d Implikationen, Präsuppositionen etc. doch schon im<br />

Semantikteil des Funkkollegs behandelt: Studienbegleitbrief 8, 9—25,<br />

und Brief 9, 30 f.) als <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er gesellschaftlichen Dimension. Das gel<strong>in</strong>gt<br />

ihm um so leichter, als er e<strong>in</strong>gangs nach <strong>der</strong> sehr verkürzten<br />

und damit zum<strong>in</strong>dest tendenziell dogmatischen E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong><br />

„grammatischen Kategorien als geronnener Arbeit" (III, 192) <strong>in</strong>dividuelles<br />

Handeln sehr schnell aus se<strong>in</strong>en gesellschaftlichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

isoliert: „Handeln ist (... ) dadurch bestimmt, daß es sich selbst<br />

kontrolliert. Das setzt voraus, daß es <strong>in</strong> gewisser Weise über den<br />

Handlungszusammenhang verfügt, <strong>in</strong> dem es geschieht." (III,, 193)<br />

Gegenüber behavioristischen und mechanistischen Vorstellungen im<br />

Rest des Funkkollegs führt er zwar (wie auch Wun<strong>der</strong>lich) <strong>in</strong>tentionales<br />

Handeln als e<strong>in</strong> Charakteristikum menschlicher Kommunikation<br />

e<strong>in</strong>, verselbständigt aber das Bewußtse<strong>in</strong> gegenüber Bed<strong>in</strong>gungen<br />

des gesellschaftlichen Se<strong>in</strong>s (bei Maas: des Handlungszusammenhangs).<br />

Was Maas als Axiom e<strong>in</strong>fach behauptet, ist genau erst <strong>der</strong><br />

Untersuchungsgegenstand e<strong>in</strong>er gesellschaftswissenschaftlichen L<strong>in</strong>guistik:<br />

<strong>in</strong> welcher Weise erwächst „ ,die symbolische Verselbständigung'<br />

aus <strong>der</strong> ,sozialen Handlungssituation' (III, 249, ähnlich 294)<br />

und welche aktive Rolle spielt sie <strong>in</strong> ihr?"<br />

Wenn Maas <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Beitrag schreibt: „Sprachliches Handeln<br />

(...) ist nicht von e<strong>in</strong>er Reduktion auf das Ich (die Iche) mit<br />

ihren privaten Intentionen und Empf<strong>in</strong>dungen her zu verstehen."<br />

(III, 305), so ist das nur erst die Negativseite e<strong>in</strong>es Programms. Positiv<br />

kann man es nicht richtig formulieren, wenn man von dem Axiom<br />

ausgeht: „Sich auf e<strong>in</strong>e Situation e<strong>in</strong>lassen, heißt die mit ihr verbundenen<br />

Verb<strong>in</strong>dlichkeiten akzeptieren." (III, 306) Anzusetzen ist vielmehr<br />

früher: an den historischen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> „Situation", an<br />

<strong>der</strong> Genesis, Struktur und Verän<strong>der</strong>barkeit <strong>der</strong> „mit ihr verbundenen<br />

Verb<strong>in</strong>dlichkeiten" und an den Bed<strong>in</strong>gungen notwendigen Akzeptierens<br />

o<strong>der</strong> möglichen Sich-nicht-E<strong>in</strong>lassens.<br />

E<strong>in</strong>e wissenschaftliche E<strong>in</strong>lösung dieser For<strong>der</strong>ung kann man auch<br />

von dem letzten Hauptteil des Funkkollegs („Soziol<strong>in</strong>guistik", II,<br />

175—294) nicht mehr erwarten: „Sozio" wird zu <strong>der</strong> unverän<strong>der</strong>t als<br />

autonomer E<strong>in</strong>zelwissenschaft unterstellten „L<strong>in</strong>guistik" nur addiert:<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer Appendix, <strong>der</strong> die l<strong>in</strong>guistische ,Reduktion des<br />

komplexen Sachverhalts' sprachlicher Kommunikation zwar implizit<br />

e<strong>in</strong>gesteht, aber nicht überw<strong>in</strong>det.<br />

Entsprechend begründet sich auch die Auswahl <strong>der</strong> Themen im Soziol<strong>in</strong>guistik-Teil<br />

bloß aus den Unvollständigkeiten <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en<br />

Teile: aus dem Arsenal „mo<strong>der</strong>ner L<strong>in</strong>guistik" wurden bisher noch<br />

nicht vorgestellt erstens Zusammenhänge zwischen Sprachverhalten<br />

und Sozialverhalten und zweitens <strong>der</strong> Komplex Sprachbarrieren und<br />

kompensatorischer Unterricht. Wissenschaftlich Neues wird, im Gegensatz<br />

zu Maas/Wun<strong>der</strong>lichs Pragmatik-Teil und trotz wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>-

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