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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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452 Besprechungen<br />

das auf globale Realisation drängt, es soll sich aber <strong>in</strong> Werken nicht<br />

als Ganzheitliches repräsentieren und so e<strong>in</strong>e destruierende und —<br />

nach Hofmann — aufklärende Wirkung ausüben. Angesichts <strong>der</strong><br />

gegenwärtigen Aktionskunst allerd<strong>in</strong>gs rechnet er bereits nicht mehr<br />

mit den Möglichkeiten e<strong>in</strong>er auf Kunst selbst gerichteten Destruktion,<br />

die ihm im Anschluß an die historischen Experimente <strong>der</strong> Dadaisten<br />

anfangs offenbar aktuell erschienen (Kunst jenseits <strong>der</strong> geschlossenen<br />

Systeme, a.a.O.). In se<strong>in</strong>er Kritik <strong>der</strong> documenta 5 bleibt die For<strong>der</strong>ung<br />

e<strong>in</strong>es „Grun<strong>der</strong>lebnis des Disparaten" (Säkularisierter Bil<strong>der</strong>streit.<br />

In: Merkur 26. Jg., 1972, S. 940—943). — Hofmann stellt sich<br />

als Skeptiker vor, <strong>der</strong> „etwa die Stimmigkeit von Geschichtstheorien<br />

als vorgetäuscht erkennt (!), affirmative Kunstbegriffe bezweifelt<br />

o<strong>der</strong> sich mit Kunstäußerungen beschäftigt, die <strong>der</strong> kategorialen E<strong>in</strong>deutigkeit<br />

und an<strong>der</strong>er positiver Merkmale ermangeln" (Kunst jenseits<br />

<strong>der</strong> geschlossenen Systeme, a.a.O., S. 959). Als solchem ersche<strong>in</strong>t<br />

ihm auch die Gegenwart als differenzloser Manipulationszusammenhang,<br />

<strong>der</strong> kapitalistische wie sozialistische Län<strong>der</strong> umschließt; hier<br />

expliziert er am wenigsten, gibt allenfalls bequeme Beispiele aus<br />

Sowjetunion und CSSR (24/25). Das e<strong>in</strong>zige, was diese „Manipulationen"<br />

schließlich noch geme<strong>in</strong>sam haben, bleibt das bloße Faktum des<br />

E<strong>in</strong>griffs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ihrem Selbstverständnis nach autonome Kunstübung.<br />

Der Mangel an historischer Konkretion schlägt sich nie<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

nicht e<strong>in</strong>mal von philologischen Pr<strong>in</strong>zipien bestimmten Verhältnis zu<br />

den kritisierten Texten: We<strong>der</strong> wird nach <strong>der</strong> Repräsentanz von<br />

Theoretikern wie Marcuse, Brecht und Ernst Fischer <strong>für</strong> „die marxistische<br />

Argumentation" (5) gefragt, noch e<strong>in</strong> <strong>kritische</strong>s Verfahren<br />

gesucht, das die materialen Problematiken e<strong>in</strong>bezieht, die h<strong>in</strong>ter den<br />

Texten stehen. Austauschbare Zitate werden als Gegenpositionen<br />

arrangiert und oft oberflächlich (15/16) konfrontiert. Der Popanzcharakter,<br />

den Hofmann se<strong>in</strong>e fiktiven o<strong>der</strong> realen Gegner bisweilen<br />

annehmen läßt, zeigt nur das reale Des<strong>in</strong>teresse an <strong>der</strong>en sachlicher<br />

Diskussion. So kann er sich — und dem Leser — schließlich nicht<br />

mehr illustrieren als die eigene globale Ausgangsposition (so 20 ff.):<br />

den Zerfall <strong>der</strong> Welt <strong>in</strong> geschlossene Systeme, denen sich se<strong>in</strong> Kritizismus<br />

nicht m<strong>in</strong><strong>der</strong> zurechnen darf, läßt doch Hofmann den Leser<br />

se<strong>in</strong>er Broschüre zwar leer an wirklichen Informationen ausgehen,<br />

nicht aber an <strong>der</strong> Bestätigung politischer und ideologischer Klischees.<br />

Daß Hofmann die Malaise liberalistischer Konzeptionen selbst angibt<br />

— allerd<strong>in</strong>gs konsequenzlos —, soll nicht verschwiegen werden:<br />

„Man wird e<strong>in</strong>wenden: im Westen sei <strong>der</strong> Künstler völlig frei, die ihm<br />

passenden Sprachmittel zu wählen, während er im Osten breiteste<br />

Verständlichkeit anzustreben und formale Experimente zu unterlassen<br />

habe. So etwa stellte sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat bis vor e<strong>in</strong>igen Jahren die<br />

Situation dar. In geschickter Vere<strong>in</strong>fachung konnten sich die bürgerlichen<br />

Demokratien zu Beschützern <strong>der</strong> schöpferischen Freiheit erklären.<br />

Die Frèiheit, die sie gewähren, ist jedoch e<strong>in</strong>e Sche<strong>in</strong>freiheit.<br />

Ich stelle die These auf, daß die politische Ausbeutung und weltanschauliche<br />

Entmündigung <strong>der</strong> Kunst notwendig dort, wo <strong>der</strong> Staat<br />

über ke<strong>in</strong>e maßstabsetzende Kunstlehre verfügt und folglich, stolz

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