Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)
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Streikkämpfe iri <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> 1971 bis 1974 367<br />
des Kräfteverhältnisses bei den Konzernen <strong>der</strong> IG Farben-Gruppe<br />
— konzentriert, könnte diesen Prozeß wesentlich beschleunigen.<br />
2. Streik und Aussperrung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Metall<strong>in</strong>dustrie Baden-Württembergs<br />
im November/Dezember 1971<br />
Die Verr<strong>in</strong>gerung des Wirtschaftswachstums <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> 1971<br />
konzentrierte sich vor allem auf das zweite Halbjahr: Die Zuwachsrate<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Nettoproduktion fiel unter 1 %, die Zahl <strong>der</strong><br />
geleisteten Arbeitsstunden g<strong>in</strong>g um mehr als 5 %> zurück 9 . Was bereits<br />
im Frühjahr und Sommer 1971 im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />
Chemie-Tarifrunde offenkundig geworden war, zeigte sich im Herbst<br />
noch e<strong>in</strong>deutiger: Unter den Bed<strong>in</strong>gungen nachlassen<strong>der</strong> Konjunktur<br />
g<strong>in</strong>g das Großkapital gegenüber <strong>der</strong> Arbeiterklasse bewußt auf Konfrontationskurs.<br />
Die Unternehmerverbände zielten <strong>für</strong> die herbstlichen<br />
Tarifause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Metall<strong>in</strong>dustrie ökonomisch<br />
auf direkten Lohnraub, politisch auf e<strong>in</strong>e generelle Schwächung <strong>der</strong><br />
organisierten Arbeiterbewegung. Im Herbst 1971 erreichte <strong>der</strong> Propagandafeldzug<br />
zur Erzeugung e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Krisenhysterie<br />
und Panikstimmung e<strong>in</strong>en Höhepunkt. Produktionse<strong>in</strong>schränkungen<br />
und Produktionsverlagerungen <strong>in</strong>s Ausland wurden durchgeführt<br />
o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Aussicht gestellt, frisierte Prognosen und Umfragen<br />
wissenschaftlicher Institute veröffentlicht, schließlich massive<br />
Anzeigenkampagnen <strong>in</strong> den Zeitungen gestartet — wohl aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
abgestimmt, um die IG Metall von vornhere<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Isolierung, <strong>in</strong><br />
die Rolle des „unverantwortlichen Krisenmachers" zu drängen.<br />
Ende August waren von <strong>der</strong> IG Metall die auslaufenden Tarifverträge<br />
fristgerecht gekündigt worden. Die auf Bezirksebene gestellten<br />
For<strong>der</strong>ungen schlössen Lohn- und Gehaltserhöhungen zwischen<br />
9 und 11 °/o sowie verschiedene Nebenfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>. Im<br />
Tarifbezirk Nordwürttemberg-Nordbaden, <strong>der</strong> später Schauplatz<br />
großer Streikkämpfe werden sollte, wurden 11 % mehr Lohn und<br />
Gehalt gefor<strong>der</strong>t. Nachdem die alten Tarifverträge zum 30. 9. ausgelaufen<br />
waren (nur <strong>für</strong> die Metall<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> Bayern sowie <strong>für</strong> die<br />
Stahl<strong>in</strong>dustrie liefen die Verträge bis zum 31. 10.), begannen im Oktober<br />
die Verhandlungen. Während die IG Metall, was schon aus den<br />
unterschiedlichen For<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Bezirken ersichtlich<br />
ist, sich auf e<strong>in</strong>e regional geführte Tarifrunde konzentrierte, wurde<br />
im Unternehmer-Lager e<strong>in</strong>e straff zentralisierte Verhandlungs- und<br />
Kampfführung durchgesetzt. Alle notwendigen Vollmachten wurden<br />
9 Siehe Anm. 7. Zu den Metall-Streiks 1971 vgl. L. Müller, W. Cieslak,<br />
Streik-Aussperrung 1971. Zum Lohnkampf <strong>der</strong> Metallarbeiter im Herbst<br />
1971, hrsgg. v. Parteivorstand <strong>der</strong> DKP; Streik <strong>der</strong> Metallarbeiter im Tarifgebiet<br />
Nordwürttemberg-Nordbaden, 22. 11. bis 14. 12. 1971. Ausgangslage,<br />
Verlauf, Ergebnis, hrsgg. von <strong>der</strong> Verwaltungsstelle Schwäbisch Gmünd<br />
d. IG Metall; Gewerkschafts-Spiegel: Nr. 17/1971, S. 18 ff.; Nr. 24/1971,<br />
S. 10 ff.; Nachrichten: Nr. 9/1971, S. 4 ff.; Nr. 10/1971, S. 6 f.; Nr. 11/1971,<br />
S. 1, 3 f. u. 6; Nr. 12/1971, S. Iff.; Nr. 1/1972, S. 5 ff.; Nr. 2/1972, S. 6;<br />
Unsere Zeit, 21. 1.1972.