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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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376 Kurt Ste<strong>in</strong>haus<br />

ihre gleichzeitige Kampfbereitschaft demonstrierten die gewerkschaftlich<br />

organisierten Arbeiter und Angestellten <strong>in</strong> Urabstimmungen,<br />

die e<strong>in</strong>e klare Mehrheit gegen den geplanten 8,5 °/o-Abschluß<br />

erbrachten. In e<strong>in</strong>igen Zentren <strong>der</strong> Stahl<strong>in</strong>dustrie wie Dortmund<br />

stimmten sogar die satzungsmäßig <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Ablehnung erfor<strong>der</strong>lichen<br />

drei Viertel <strong>der</strong> Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong> gegen den zu niedrigen<br />

Abschluß. Schon zu Beg<strong>in</strong>n des Jahres 1973 zeichnete sich e<strong>in</strong>e weitere<br />

Beschleunigung <strong>der</strong> <strong>in</strong>flationären Entwicklung ab, wodurch die<br />

Unzulänglichkeit des 8,5 °/o-Abschlusses <strong>für</strong> die Metall- und Stahlarbeiter<br />

noch klarer erkennbar wurde. Infolgedessen wurde die Unzufriedenheit<br />

immer größer. Und schon kurz nach <strong>der</strong> Unterzeichnung<br />

des neuen Tarifvertrages entfalteten sich betriebliche Kämpfe,<br />

die das Ziel verfolgten, <strong>für</strong> die Belegschaften zusätzliche Lohnerhöhungen<br />

auf betrieblicher Ebene durchzusetzen. Die ersten betrieblichen<br />

Aktionen fanden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stahl<strong>in</strong>dustrie des Ruhrgebiets<br />

statt.<br />

Am 8. 2. 1973 legten mehrere tausend Arbeiter des Dortmun<strong>der</strong><br />

Hoesch-Konzerns die Arbeit nie<strong>der</strong>, um ihre ursprüngliche For<strong>der</strong>ung<br />

nach 60 Pfennig mehr Stundenlohn voll durchzusetzen. Es g<strong>in</strong>g<br />

um die Differenz zwischen den aufgrund des Abschlusses gezahlten<br />

46 Pfennig und den ursprünglich gefor<strong>der</strong>ten 60 Pfennig. Die Direktion<br />

hatte versucht, es <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en Teil <strong>der</strong> Beschäftigten bei den 46<br />

Pfennig zu belassen, <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Teil Zulagen von weniger als<br />

14 Pfennig zu zahlen. Diesem Streik, <strong>der</strong> bereits am nächsten Tag<br />

zu Ende g<strong>in</strong>g, war immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Teilerfolg beschieden. E<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

Lohnerhöhung von 6 bis 8 Pfennig wurde durchgesetzt. Aber<br />

die eigentliche Bewährungsprobe <strong>für</strong> die Hoesch-Belegschaft kam<br />

erst 10 Tage später. Zu diesem Zeitpunkt erfuhr die DKP von e<strong>in</strong>em<br />

vertraulichen Schreiben des Präsidenten des BDI und Vorstandsvorsitzenden<br />

<strong>der</strong> August-Thyssen-Hütte, Sohl, an den Hoesch-Vorstandsvorsitzenden<br />

Här<strong>der</strong>s. In diesem Schreiben wurden Repressalien<br />

gegen aktive Gewerkschafter bei Hoesch angekündigt, um so<br />

e<strong>in</strong> <strong>für</strong> allemal den Kampfwillen e<strong>in</strong>er Belegschaft zu brechen, <strong>der</strong>en<br />

Bahnbrecher-Rolle bei Lohnkämpfen dem westdeutschen Monopolkapital<br />

schon lange e<strong>in</strong> Dorn im Auge war. Die DKP war auch imstande,<br />

die Namen v6n acht Betriebsräten, Vertrauensleuten und<br />

an<strong>der</strong>en aktiven Gewerkschaftern bekanntzugeben, die als erste auf<br />

<strong>der</strong> Entlassungsliste standen. Bei diesen Kollegen handelte es sich<br />

um Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> SPD und <strong>der</strong> DKP sowie um Parteilose. Die Tatsache,<br />

daß es gelang, dieses Komplott rechtzeitig aufzudecken, trug<br />

wesentlich dazu bei, den Rachefeldzug <strong>der</strong> Hoesch-Direktion zum<br />

Scheitern zu br<strong>in</strong>gen. Es war wesentlich die Öffentlichkeitsarbeit <strong>der</strong><br />

DKP, die die Entwicklung e<strong>in</strong>er bundesweiten Solidaritätskampagne<br />

bewirkte. Die Betriebszeitung „Heiße Eisen" konnte sich <strong>in</strong> diesen<br />

Tagen klarer denn je als das Organ <strong>der</strong> Hoesch-Belegschaft profilieren.<br />

83 Stunden nachdem die Provokation des Hoesch-Vorstandes<br />

enthüllt war, mußte dieser kle<strong>in</strong> beigeben. Unter dem Druck e<strong>in</strong>er<br />

bereits angekündigten Demonstration <strong>der</strong> Belegschaften <strong>der</strong> drei<br />

Hoesch-Werke durch die Dortmun<strong>der</strong> Innenstadt wurden die Ent-

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