Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)
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532 Besprechungen<br />
ihr Interesse an e<strong>in</strong>er Unterscheidung zwischen produktiven und<br />
unproduktiven Funktionen.<br />
Die subjektiven Werttheorien wurden somit vorherrschend <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
bürgerlichen Ökonomie. Karl Menger: „Re<strong>in</strong> wirtschaftlich betrachtet<br />
ist die Volkswirtschaft nichts wie e<strong>in</strong> System zusammenhängen<strong>der</strong><br />
Preise ..." (156). Diese Betrachtungsweise erlaubt es, von <strong>der</strong><br />
unterschiedlichen gesellschaftlichen Stellung <strong>der</strong> Menschen zu abstrahieren<br />
und sie als vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unabhängige, gleichberechtigte<br />
Teilnehmer am Preisbildungsprozeß zu beschreiben. Je<strong>der</strong> ist zugleich<br />
Anbieter und Nachfrager, „je<strong>der</strong>mann (ist) e<strong>in</strong> Unternehmer<br />
..." (159). Indem die Wirtschaftswissenschaft auf die Frage nach<br />
dem Ursprung <strong>der</strong> Werte verzichtet und nur noch den Preisbildungsprozeß<br />
im Auge hat, kann sie sich nun auf die Entwicklung von<br />
Verhaltensmodellen konzentrieren, <strong>der</strong>en Prämissen nicht mehr zur<br />
Debatte stehen. Dem Praxisverlust <strong>der</strong> Modelltheorien auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en<br />
Seite entspricht die Entwicklung des Pragmatismus auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite, <strong>der</strong>, wie z. B. bei Keynes, nicht mehr nach <strong>der</strong> Funktionsgrundlage,<br />
son<strong>der</strong>n nur noch nach <strong>der</strong> Funktionalität <strong>der</strong> Mittel fragt.<br />
Indem Keynes von vornehere<strong>in</strong> die Frage nach den Garanten wirtschaftlichen<br />
Wachstums auf den Rahmen des kapitalistischen Systems<br />
beschränkt, s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Überlegungen nicht mehr an „e<strong>in</strong>em fortschrittlichen,<br />
gesamtgesellschaftlichen und damit echt wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisstreben ausgerichtet ..." (167). Alle Wachstumsmodelle<br />
keynesianischer und neoklassischer Provenienz übersehen,<br />
daß die Wi<strong>der</strong>sprüche <strong>der</strong> kapitalistischen Produktionsweise e<strong>in</strong>e<br />
Ausrichtung des Wachstums an den gesamtgesellschaftlichen Bedürfnissen<br />
unmöglich machen. Die Produktionsfaktorentheorien, auf<br />
denen die Kreislaufmodelle und damit auch die volkswirtschaftlichen<br />
Gesamtrechnungen beruhen, übersehen die Unterschiede zwischen<br />
produktiven und unproduktiven Funktionen und können damit die<br />
Ursachen von Wachstum nicht deutlich machen. Sie müssen sich daher<br />
auf die oberflächliche und quantifizierende Darstellung von Geldund<br />
Warenströmen beschränken, bleiben also auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Zirkulation.<br />
Im Gegensatz zur Kausalität <strong>der</strong> Marxschen Wachstumstheorie<br />
bleiben die Kreislaufmodelle <strong>der</strong> bürgerlichen Wirtschaftswissenschaften<br />
auf die Darstellung äußerlicher Funktionalbeziehungen<br />
beschränkt.<br />
Will die Kreislauftheorie die Gleichgewichtsbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong><br />
Volkswirtschaft im Rahmen <strong>der</strong> kapitalistischen Produktionsweise<br />
ermitteln, so versucht die <strong>Theorie</strong> <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik entsprechend<br />
auf gleichgewichtskonforme Verhaltensweisen <strong>der</strong> ,Wirtschaftssubjekte'<br />
h<strong>in</strong>zuwirken. Da sie die Prämissen des erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Gleichgewichtsverhaltens nicht nennt und nicht <strong>in</strong> Frage stellt,<br />
hat sie die Funktion, die politisch zur Erhaltung des Bestehenden notwendigen<br />
Maßnahmen als ,Sachzwänge' wissenschaftlich zu begründen.<br />
„Da die Öffentlichkeit die ideologischen Prämissen dieser Wirtschaftswissenschaften<br />
kaum wahrnimmt, ist es möglich, alle auf die<br />
Demokratisierimg <strong>der</strong> Gesellschaft gerichteten, vor allem aber auch<br />
alle den groß<strong>in</strong>dustriellen Interessen zuwi<strong>der</strong>laufenden sozialen For-