Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)
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502 Besprechungen<br />
e<strong>in</strong>es solchen Vertrags, die im Potsdamer Abkommen enthalten waren,<br />
h<strong>in</strong>fällig wurden.<br />
Die „Zwischenbilanz <strong>der</strong> Gerechtigkeit" (92), die Kegel aufmacht,<br />
um zu demonstrieren, <strong>in</strong> welchem Umfang die beiden deutschen<br />
Staaten die grundsätzlichen Auflagen des Potsdamer Abkommens<br />
erfüllten, weist <strong>für</strong> die Bundesrepublik e<strong>in</strong>en skandalösen Fehlbetrag<br />
an Demokratisierung, Entnazifizierung und Dezentralisierung aus.<br />
Beson<strong>der</strong>s aufschlußreich <strong>in</strong> Kegels „Skandalchronik" ist das Kapitel<br />
über die Rehabilitierung und das Wie<strong>der</strong>erstarken jener Großkonzerne,<br />
die die nationalsozialistische Bewegung von Anfang an f<strong>in</strong>anziell<br />
und politisch unterstützt hatten, weil sie sich davon — mit<br />
Recht, wie sich bald herausstellte — exorbitante Profitmöglichkeiten<br />
erwarteten. We<strong>der</strong> wurden diese Konzerne <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>eigentum überführt, noch wurden sie — wie <strong>in</strong> Potsdam<br />
beschlossen — regelrecht entflochten, geschweige denn ihre Vorstände<br />
o<strong>der</strong> persönlichen Eigentümer <strong>für</strong> die Beteiligung an nationalsozialistischen<br />
Verbrechen (80 ff.) <strong>in</strong> größerer Zahl zur Rechenschaft<br />
gezogen. Ganz im Gegenteil: sie konnten <strong>in</strong> großem Stil von<br />
<strong>der</strong> Währungsreform profitieren (99 ff.) und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folgezeit die<br />
Monopolisierung weit über den Vorkriegsstand h<strong>in</strong>aus vorantreiben.<br />
Geson<strong>der</strong>t behandelt <strong>der</strong> Verfasser zwei weitere Themen, die seit<br />
Potsdam immer wie<strong>der</strong> zu heftigen <strong>in</strong>teralliierten und <strong>in</strong>nerdeutschen<br />
Kontroversen Anlaß gaben: die polnische Westgrenze und den<br />
völkerrechtlichen Status Westberl<strong>in</strong>s. Während er im ersten Fall<br />
konstatiert, daß <strong>der</strong> entsprechende Friedensvertragsvorbehalt des<br />
Potsdamer Abkommens heute noch weniger gelten könne als an<strong>der</strong>e<br />
Optionen, die sich die Regierungschefs offenließen, da diese sonst im<br />
Verdacht stünden, die Umsiedlung <strong>der</strong> Deutschen aus den Ostgebieten<br />
aus purem Zynismus beschlossen zu haben, merkt er zum zweiten<br />
Komplex an, Westberl<strong>in</strong> gehöre zum Territorium <strong>der</strong> DDR und sei<br />
als selbständige politische E<strong>in</strong>heit zu behandeln, da es nie als fünfte<br />
Besatzungszone, son<strong>der</strong>n immer nur als Sitz <strong>der</strong> Viermächteverwaltung<br />
<strong>für</strong> ganz Deutschland mit Garnisonen <strong>der</strong> drei Westmächte<br />
konzipiert worden sei.<br />
So sehr auch manche drastischen Wahrheiten über die Geschichte<br />
<strong>der</strong> Bundesrepublik, mit denen Kegel aufwartet, imponieren und<br />
empören mögen: dem Informationsbedürfnis des Lesers wird die<br />
Studie <strong>in</strong> ihrer Gesamtheit nur annähernd gerecht. Zum ersten, weil<br />
es <strong>der</strong> Autor verabsäumt, <strong>der</strong> breit skizzierten <strong>in</strong>neren Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Bundesrepublik, die e<strong>in</strong>em permanenten Bruch des Potsdamer<br />
Abkommens gleichkommt, ausführlicher und faktenreicher als mit<br />
e<strong>in</strong>igen apologetischen Fe<strong>der</strong>strichen die Transformation <strong>der</strong> sowjetischen<br />
Besatzungszone zur DDR zu kontrastieren, soweit wenigstens,<br />
wie sie se<strong>in</strong>er Ansicht nach mustergültig Konformität mit den Potsdamer<br />
Grundsätzen bewies. Und zum zweiten enttäuscht die vorliegende<br />
Monographie, weil <strong>der</strong> Autor dem Leser Belege und Quellenangaben<br />
selbst dann noch vorenthält, wenn er ausgesprochen<br />
schockierende Fakten mitteilt (z. B. 152), und weil er trotz häufiger<br />
Bekundungen, etwas nachgewiesen zu haben (z. B. 98, 106), Nach-