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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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400 Kurt Ste<strong>in</strong>haus<br />

Bremer Metallarbeiter mit diesem Ergebnis fand bei <strong>der</strong> zweiten<br />

Urabstimmung am 27. 3. e<strong>in</strong>en deutlichen Nie<strong>der</strong>schlag. Bei 89 %<br />

Beteiligung sprachen sich nur 32 °/o <strong>der</strong> Abstimmungsberechtigten<br />

<strong>für</strong> den Spruch <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Schlichtung aus. 57 % <strong>der</strong> Abstimmungsberechtigten<br />

o<strong>der</strong> 64 °/o <strong>der</strong> Abstimmenden lehnten ihn ab.<br />

Dieses Abstimmungsergebnis reichte jedoch nach <strong>der</strong> Satzung <strong>der</strong><br />

IG Metall aus, um den Streik am folgenden Tag zu beenden.<br />

E<strong>in</strong> Fazit aus den Streikkämpfen im Februar/März 1974 kommt<br />

sicherlich nicht an <strong>der</strong> Feststellung vorbei, daß bei e<strong>in</strong>em vollen<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Kampfbereitschaft <strong>der</strong> Arbeiter und Angestellten höhere<br />

Abschlüsse möglich gewesen wären. Diese Feststellung betrifft im<br />

Grunde die Metall<strong>in</strong>dustrie noch stärker als den öffentlichen Dienst,<br />

wo e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destbetrag von 170 DM vere<strong>in</strong>bart wurde und wo außerdem<br />

— an<strong>der</strong>s als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie — Tariflohnerhöhungen und Effektivlohnerhöhungen<br />

identisch s<strong>in</strong>d. Insbeson<strong>der</strong>e ist kaum verständlich,<br />

warum <strong>der</strong> erste Bremer 14 %-Schiedsspruch nicht von<br />

den an<strong>der</strong>en IG Metall-Bezirken als Orientierungspunkt genutzt<br />

wurde. In <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Bezirke fast 1 °/o unterhalb von Bremen<br />

abzuschließen, war zweifellos unnötig. — Wie berechtigt aber auch<br />

e<strong>in</strong>e Kritik an <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Abschlüsse sicherlich ist — so darf doch<br />

nicht übersehen werden, daß diese Abschlüsse unter sehr komplizierten<br />

Bed<strong>in</strong>gungen durchgesetzt wurden: E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heitsfront von<br />

Unternehmern, CDU/CSU, Regierung und Massenmedien hatte alle<br />

Register gezogen, um e<strong>in</strong>e aktive gewerkschaftliche Lohnpolitik zu<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Alle Mittel <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ungsmanipulation, <strong>der</strong> ökonomischen<br />

Drohung und des politischen Drucks waren genutzt worden,<br />

um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Periode des Konjunkturrückgangs e<strong>in</strong>en Reallohnabbau<br />

durchzusetzen. Die E<strong>in</strong>mütigkeit, mit <strong>der</strong> die Arbeiterklasse <strong>der</strong> <strong>BRD</strong><br />

im Kampf dieser Politik Wi<strong>der</strong>stand leistete, ist hoch zu bewerten.<br />

Und das ist vielleicht das wichtigste Merkmal dieser Tarifrunde 1974.<br />

VI. Entwicklungstendenzen <strong>der</strong> Kämpfe <strong>der</strong> westdeutschen<br />

Arbeiterklasse<br />

E<strong>in</strong> Aufschwung des Kampfes <strong>der</strong> Arbeiterklasse <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> ist<br />

nicht nur quantitativ aus <strong>der</strong> gegenüber früher zunehmenden Zahl<br />

<strong>der</strong> Streiks ersichtlich. Die wachsende Kampfkraft <strong>der</strong> Arbeiterklasse<br />

zeigt sich auch qualitativ, vor allem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wachsenden Breite und<br />

Tiefe <strong>der</strong> Bewegung.<br />

1. Zur Breite <strong>der</strong> Bewegung<br />

Bei aller pr<strong>in</strong>zipiellen Gleichheit <strong>der</strong> Klassen- und Interessenlage<br />

bildet die Arbeiterklasse doch ke<strong>in</strong>en völlig homogenen Block. Es<br />

gibt Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> konkreten Arbeitstätigkeit und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bezahlung;<br />

die Arbeits- und Kampfbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d je nach Wirtschaftszweig<br />

und Betriebsgröße verschieden; Nationalität, regionale<br />

und religiöse B<strong>in</strong>dungen, Geschlecht, Qualifikationsniveau und<br />

juristischer Status (Arbeiter, Angestellter) be<strong>in</strong>halten weitere Diffe-

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