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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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Soziale Bewegung und. Politik 509<br />

l<strong>in</strong>d nach 1945. Kann man von e<strong>in</strong>er konsequenten Politik dieser beiden<br />

„l<strong>in</strong>ken" Parteien unter <strong>der</strong> hier <strong>in</strong>teressierenden Frage sprechen?<br />

Deutet sich e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same l<strong>in</strong>ke Front gegenüber den konservativen<br />

Parteien zu Fragen des NS an o<strong>der</strong> zeigen sich bereits erste Anzeichen<br />

des später <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> von den konservativen Parteien mit<br />

<strong>der</strong> SPD (wenn auch <strong>in</strong> unterschiedlicher Stärke) offen praktizierten<br />

_ Antikommunismus?<br />

Billerbeck versucht dieses Problem auf die folgende Art zu lösen:<br />

e<strong>in</strong>erseits erfährt man an vielen Detailpunkten, daß die-antifaschistische<br />

Haltung <strong>der</strong> SPD nicht konsequent <strong>in</strong> den Nachkriegsparlamenten<br />

verfolgt wurde. Soweit wird — wenn auch sehr versteckt und<br />

vorsichtig — Kritik geübt: die SPD sei h<strong>in</strong>ter ihre (mögliche) Erkenntnis<br />

zurückgefallen. Die so oft beschworene „offene" Situation<br />

nach 1945 erfährt hier e<strong>in</strong>ige Korrekturen. Der Weg zum Godesberger<br />

Programm wird <strong>in</strong> den ersten Umrissen bereits sichtbar. Auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite gilt es jedoch, gegenüber den Kommunisten e<strong>in</strong>en klaren<br />

Trennungsstrich zu ziehen. Dieses Problem versucht Billerbeck<br />

dadurch zu lösen, daß er die antifaschistische Haltung <strong>der</strong> Sozialdemokratie<br />

<strong>für</strong> glaubhafter zu erklären versucht als diejenige <strong>der</strong><br />

kommunistischen Partei. Wie begründet <strong>der</strong> Autor diese überraschende<br />

E<strong>in</strong>schätzung, wo er doch zum<strong>in</strong>dest <strong>für</strong> die Abgeordneten<br />

selbst belegt, daß Kommunisten im Faschismus wesentlich schärferen<br />

Verfolgungen unterlagen; ebenso geht aus Billerbecks Erhebung<br />

hervor, daß die kommunistischen Abgeordneten sich doppelt so oft an<br />

Wi<strong>der</strong>standsgruppen beteiligt hatten wie sozialdemokratische Abgeordnete<br />

(271). Bei <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Identifikation mit Wi<strong>der</strong>standskämpfern<br />

wird ebenfalls das erwähnte rechts-l<strong>in</strong>ks-Gefälle sichtbar.<br />

Die KPD identifizierte sich wesentlich häufiger mit Wi<strong>der</strong>standskämpfern<br />

als alle übrigen Parteien (177). Warum trägt Billerbeck<br />

diesen Fakten nicht Rechnung? Er schreibt über das Verhältnis SPD/<br />

KPD zum Faschismus: „War bei <strong>der</strong> sehr e<strong>in</strong>seitig ausgerichteten<br />

KPD nur e<strong>in</strong> sehr e<strong>in</strong>seitiges Nationalsozialismus-Bild vorhanden<br />

und bei <strong>der</strong> CDU/CSU aufgrund ihrer Lage zwischen den Klassen nur<br />

e<strong>in</strong> sehr blasses, von sozialen Interessen entleertes, so durfte man von<br />

<strong>der</strong> Sozialdemokratischen Partei ihrer ganzen Disposition nach den<br />

umfassendsten Beitrag zu e<strong>in</strong>er Nationalsozialismus-Kritik erwarten.<br />

Kraft e<strong>in</strong>er langen Tradition und dank e<strong>in</strong>er treuen, gegenüber dem<br />

Nationalsozialismus verhältnismäßig resistenten Wählerschaft, die<br />

sozial homogener war als die <strong>der</strong> CDU/CSU, verfügten die Sozialdemokraten,<br />

<strong>in</strong> <strong>Theorie</strong> und Praxis weniger dogmatisch orientiert<br />

als die Kommunisten, über die besten Ansätze zu e<strong>in</strong>er sozialen und<br />

politischen Analyse unter den hier betonten Gesichtspunkten" (105 f.).<br />

E<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> „e<strong>in</strong>seitigen und dogmatischen"<br />

NS-Kritik <strong>der</strong> Kommunisten wird nicht geleistet, sie wird lediglich<br />

behauptet. Die NS-Kritik <strong>der</strong> SPD wird jedoch wenig später genauer<br />

geschil<strong>der</strong>t: „Mit Nachdruck bemühte sich die SPD um die größte<br />

Distanz gegenüber den Kommunisten; dazu diente ihr u. a. die Gleichsetzung<br />

<strong>der</strong> kommunistischen Regimes (SBZ und UdSSR) mit dem<br />

Nationalsozialismus" (124).

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