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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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378 Kurt Ste<strong>in</strong>haus<br />

solcher Kampf nicht e<strong>in</strong>fach zu führen ist, ergibt sich bereits aus <strong>der</strong><br />

Tatsache, daß die e<strong>in</strong>zelnen Werke bis zu 500 km vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> entfernt<br />

liegen. Da es ke<strong>in</strong>e Streik<strong>in</strong>formationen <strong>der</strong> Gewerkschaft gab<br />

und die überregionale bürgerliche Presse die Streiks weitgehend<br />

totschwieg, kam <strong>der</strong> DKP-Betriebszeitung „Roter Käfer" e<strong>in</strong>e außerordentliche<br />

Bedeutung zu. Sie entwickelte sich im Laufe des Streiks<br />

zu e<strong>in</strong>em wirklichen Informations- und Orientierungsmittel <strong>der</strong> Belegschaft<br />

auf <strong>der</strong> Ebene des gesamten Konzerns.<br />

Die Kette <strong>der</strong> betrieblichen Aktionen riß auch <strong>in</strong> den Monaten Mai<br />

und Juni nicht ab. Der Schwerpunkt lag zunächst im Mannheimer,<br />

später im Bremer Raum. Vielen dieser Streiks, von denen die wichtigsten<br />

bei <strong>der</strong> Mannheimer Landmasch<strong>in</strong>enfabrik John Deere sowie<br />

bei <strong>der</strong> Klöckner-Hütte und bei <strong>der</strong> Vulkan-Werft <strong>in</strong> Bremen stattfanden,<br />

waren nur Teilerfolge beschieden. Der Hauptgrund hier<strong>für</strong><br />

ist dar<strong>in</strong> zu sehen, daß diese zahlreichen, auf viele Bundeslän<strong>der</strong> sich<br />

erstreckenden Kämpfe nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abrollten, ohne zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Bewegung zusammenzuwachsen. — Parallel zu den geschil<strong>der</strong>ten<br />

betrieblichen Lohnstreiks im IG Metall-Bereich gab es im<br />

ersten Halbjahr 1973 auch mehrere Tarifbewegungen an<strong>der</strong>er Gewerkschaften.<br />

Diese Gewerkschaften stellten die <strong>in</strong>flationäre Entwicklung<br />

und die Stimmung <strong>der</strong> Belegschaften stärker <strong>in</strong> Rechnung<br />

als die IG Metall. So kam es <strong>in</strong> den Bereichen <strong>der</strong> IG Druck und<br />

Papier, <strong>der</strong> Gewerkschaft Textil-Bekleidung und <strong>der</strong> IG Chemie-<br />

Papier-Keramik zu Streikaktionen und zu Tariflohnerhöhungen von<br />

10 °/o und mehr. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Drucker-Streik im April zeigte<br />

sehr deutlich, daß man mit e<strong>in</strong>em Tag Kampf mehr erreichen konnte<br />

als mit wochenlangen Verhandlungen unter Ausschluß <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />

Mitgliedschaft. Unter den Tarifabschlüssen des ersten<br />

Halbjahres 1973 ist auch <strong>der</strong> <strong>der</strong> HBV bemerkenswert, <strong>der</strong> Lohnerhöhungen<br />

von durchschnittlich 11,1%, maximal von 17%, erbrachte.<br />

2. Die Streiks um Teuerungszulagen im Sommer und Herbst 1973<br />

Die Ausgangssituation <strong>für</strong> die Sommer-Streiks 1973<br />

Die galoppierende Inflation, die sich gegen Mitte 1973 sogar <strong>der</strong><br />

8 %-Marke näherte, sowie die besseren Abschlüsse an<strong>der</strong>er Gewerkschaften<br />

führten <strong>in</strong> den Betrieben <strong>der</strong> Stahl- und Metall<strong>in</strong>dustrie zu<br />

wachsen<strong>der</strong> Unruhe. Gleichzeitig hatten jedoch Autorität und Popularität<br />

des sozialdemokratischen Regierungschefs nach <strong>der</strong> Ratifizierung<br />

<strong>der</strong> Verträge, <strong>der</strong> Verleihung des Friedensnobelpreises und dem<br />

klaren Wahlsieg e<strong>in</strong>en Höhepunkt erreicht. Das strikte Votum dieser<br />

Regierung <strong>für</strong> den Verzicht auf Lohnaufbesserungen sowie die Akzeptierung<br />

dieses Votums durch die IG Metall-Führung hatten <strong>für</strong><br />

das Verhalten <strong>der</strong> Arbeiterklasse noch immer e<strong>in</strong> immenses Gewicht.<br />

In dieser Situation taktierten die Unternehmer sehr geschickt. Ihnen<br />

gelang im ersten Halbjahr 1973 e<strong>in</strong>e weitgehende Aufspaltung <strong>der</strong><br />

Front <strong>der</strong> Stahl- und Metallarbeiter. Diese Aufspaltung wirkte<br />

erstens vor allem <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Metallverarbeitung. Immer wie<strong>der</strong>

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