Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)
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410 Björn Pätzoldt<br />
— im Gesetz über das Paßwesen vom 12. Oktober 1867 (BGBl.<br />
S. 33) 3 ,<br />
— im Gesetz über die Freizügigkeit vom 1. November 1867 (BGBl.<br />
S. 55),<br />
— <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesgewerbeordnung vom 21. Juni 1869 (BGBl. S. 245),<br />
— im E<strong>in</strong>führungsgesetz zum Strafgesetzbuch <strong>für</strong> den Norddeutschen<br />
Bund vom 31. Mai 1870 (BGBl. S. 203),<br />
— im Strafgesetzbuch <strong>für</strong> das Deutsche Reich von 1871 (RGBl.<br />
S. 128) 4 ,<br />
— <strong>in</strong> Polizeiverordnungen und amtlichen Bekanntmachungen 5 .<br />
So sah beispielsweise § 22 des „Gesetzes gegen die geme<strong>in</strong>gefährlichen<br />
Bestrebungen <strong>der</strong> Sozialdemokratie" vom 21. Oktober 1878<br />
(RGBl. S. 351) die Ausweisung von Auslän<strong>der</strong>n wegen Agitation <strong>für</strong><br />
sozialdemokratische, sozialistische und kommunistische Bestrebungen<br />
vor.<br />
In <strong>der</strong> Periode des Aufschwungs des deutschen Imperialismus<br />
stieg die Nachfrage nach ausländischen Arbeitskräften sprunghaft an:<br />
1907 arbeiteten im Deutschen Reich 900 000 Auslän<strong>der</strong> 6 . Durch Verwaltungsmaßnahmen<br />
wurde <strong>der</strong> Zustrom ausländischer Arbeiter<br />
kontrolliert: Die Auslän<strong>der</strong> durften nur während e<strong>in</strong>er gewissen<br />
Zeit des Jahres <strong>in</strong> ausgewählten <strong>in</strong>dustriellen Großbetrieben und/o<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft bestimmter Prov<strong>in</strong>zen beschäftigt werden und<br />
mußten nach Ablauf dieser Zeit das Inland wie<strong>der</strong> verlassen; <strong>der</strong><br />
Nachzug von Familienmitglie<strong>der</strong>n war <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel untersagt 7 . Gemäß<br />
Erlaß des M<strong>in</strong>isters des Innern vom 21. Dezember 1907 (M<strong>in</strong>.-<br />
Bl. 1908, S. 17) wurde <strong>für</strong> sämtliche ausländische Arbeiter e<strong>in</strong>e Inlandslegitimation<br />
e<strong>in</strong>geführt, <strong>der</strong>zufolge diese Arbeitskräfte unter<br />
Androhung <strong>der</strong> Ausweisung an e<strong>in</strong>en bestimmten Unternehmer gebunden<br />
waren 8 . Zu Beg<strong>in</strong>n des I. Weltkrieges überschritt die Zahl<br />
<strong>der</strong> ausländischen Arbeitskräfte erstmals die Millionengrenze (1914:<br />
1,2 Mill.) ».<br />
Auslän<strong>der</strong>verordnungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weimarer Bepublik<br />
Infolge des Kriegsverlustes und <strong>der</strong> mit großer Arbeitslosigkeit<br />
verbundenen Wirtschaftskrisen <strong>der</strong> Weimarer Republik g<strong>in</strong>g die<br />
3 Gemäß § 2 bestand ke<strong>in</strong>e Paßpflicht <strong>für</strong> Auslän<strong>der</strong>. Diese Bestimmung<br />
ist durch Verordnung vom 31. 7. 1914 (RGBl. S. 264) aufgehoben<br />
worden. Vgl. Werner Fraustädter und Max Kreutzberger, Das Deutsche<br />
Auslän<strong>der</strong>recht, Berl<strong>in</strong> und Leipzig 1927.<br />
4 Gemäß § 39 Ziffer 2 bei<strong>der</strong> Strafgesetzbücher (gleichlautend) ist „die<br />
höhere Landespolizeibehörde ... befugt, den Auslän<strong>der</strong> aus dem Bundesgebiet<br />
auszuweisen".<br />
5 Vgl. Ernst Isay, Das deutsche Fremdenrecht, Berl<strong>in</strong> 1923.<br />
6 Vgl. Hermann Grosse/Manfred Puschmann, „Gastarbeiter" als Quelle<br />
von Extraprofit. In: E<strong>in</strong>heit, 4/1973, S. 472.<br />
7 Vgl.: J. Nichtweiss, a.a.O., S. 27 ff., 130 ff.; auch E. Isay, a.a.O., S. 332 f.<br />
8 So auch die Erlasse vom 30. 12. 1908 (M<strong>in</strong>.Bl. 1909, S. 8), vom 27. 11.<br />
1910 (M<strong>in</strong>.Bl. S. 8), 18. 12. 1919 (M<strong>in</strong>.Bl. S. 9) und 29. 12. 1920 (M<strong>in</strong>JBfl. S. 13).<br />
9 Vgl. H. Grosse/M. Puschmann, a.a.O., S. 472.