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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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412 Björn Pätzoldt<br />

Tage nach Ausbruch des Krieges e<strong>in</strong>e „Verordnung über die Behandlung<br />

von Auslän<strong>der</strong>n" (vom 5. September 1939, RGBl. I, S. 1667), die<br />

erstmals umfassende Aufenthaltsregelungen <strong>für</strong> Auslän<strong>der</strong> im gesamten<br />

Reichsgebiet vorsahen und konkrete Repressionsmerkmale<br />

enthielten (Meldepflicht, Ausweisungstatbestände, polizeiliche Verwahrungsmaßnahmen,<br />

Straf bestimmungen).<br />

Die Auslän<strong>der</strong>polizeiverordnungen, die E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> zentralen<br />

Registrierung aller Auslän<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Kennzeichenzwang <strong>für</strong> Polen 14<br />

sowie die Unterstellung aller „Fremdarbeiter" unter die Verfügungsgewalt<br />

<strong>der</strong> SS verwandelten — wie Eva Seeber <strong>in</strong> ihrer ausführlichen<br />

Studie über „Zwangsarbeiter <strong>in</strong> <strong>der</strong> faschistischen Kriegswirtschaft"<br />

feststellt — „die Auslän<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Kategorie von Arbeitern<br />

..., die eher als Unfreie denn als Lohnarbeiter zu bezeichnen<br />

s<strong>in</strong>d" 15 .<br />

Diese E<strong>in</strong>schätzung wird bestätigt durch die „Verordnung über das<br />

Arbeitsbuch <strong>für</strong> ausländische Arbeitskräfte" vom 1. Mai 1943 (RGBl.<br />

I, S. 277), <strong>der</strong>zufolge über „die im Reichsgebiet e<strong>in</strong>gesetzten ausländischen<br />

Arbeitskräfte ... auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Arbeitsbuchkartei e<strong>in</strong>e<br />

zentrale Kartei <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gerichtet und laufend geführt (wird). Die<br />

zentrale Kartei enthält die wesentlichen Angaben im Arbeitsbuch<br />

<strong>für</strong> Auslän<strong>der</strong> über die Person und die Beschäftigung des Inhabers"<br />

(§7).<br />

In den Kriegsjahren nahm die Zahl <strong>der</strong> ausländischen Arbeiter er-<br />

1 heblich zu: 1939 waren rund 310 000 ausländische Arbeiter registriert;<br />

1940 wurde die Millionengrenze erstmals überschritten. 1941 waren<br />

bereits mehr als 3 Millionen, 1942 mehr als 4 Millionen, 1943 mehr als<br />

6 Millionen und 1944 mehr als 7 Millionen ausländische Arbeiter (e<strong>in</strong>schließlich<br />

Deportierte und Kriegsgefangene) erfaßt 18 .<br />

Auslän<strong>der</strong>gesetz <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>BRD</strong><br />

Nach Zusammenbruch des Dritten Reiches erließ <strong>der</strong> Kontrollrat<br />

am 20. September 1945 e<strong>in</strong> Gesetz (Kontrollratsgesetz/KRG Nr. 1) 17 ,<br />

demzufolge mehrere Gesetze, Durchführungsbestimmungen, Verordnungen<br />

und Erlasse aus <strong>der</strong> Nazi-Zeit (Art. I) und jede Gesetzesverfügung<br />

(acte législatif/enactment) aufgehoben wurde, nach denen<br />

„irgend jemand auf Grund se<strong>in</strong>er Rasse, Staatsangehörigkeit, se<strong>in</strong>es<br />

14 Aufgrund <strong>der</strong> „Polizeiverordnung über die Kenntlichmachung <strong>der</strong><br />

im Reich bef<strong>in</strong>dlichen Ostarbeiter und -arbeiter<strong>in</strong>nen" vom 19. Juni 1944<br />

(RGBl. I, S. 147).<br />

15 Eva Seeber, Zwangsarbeiter <strong>in</strong> <strong>der</strong> faschistischen Kriegswirtschaft,<br />

Berl<strong>in</strong> 1964, S. 42.<br />

16 Vgl. Jürgen Kuczynski, Die Geschichte <strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> Arbeiter In<br />

Deutschland von 1789 bis <strong>in</strong> die Gegenwart, Berl<strong>in</strong> 1953. Vgl. auch E.<br />

Seeber, a.a.O., S. 90.<br />

17 Gesetz Nr. 1 vom 20. September 1945, bez. <strong>der</strong> Aufhebung von Nazi-<br />

Gesetzen (Amtsblatt des Kontrollrats <strong>in</strong> Deutschland, Nr. 1, 29. Oktober<br />

1945, S. 3).

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