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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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Philosophie 447<br />

kussion um die Charakterisierung <strong>der</strong> Wissenschaftswissenschaft<br />

(Diszipl<strong>in</strong> o<strong>der</strong> „Wissenschaftsverband"), ohne die Kontroverse zwischen<br />

Fiedler und Hauke (1968) zu erwähnen, und entwickelt nach<br />

e<strong>in</strong>er kurzen Deskription entsprechen<strong>der</strong> Darlegungen e<strong>in</strong>e Analyse<br />

<strong>der</strong> Aufgaben und Funktionsbestimmung <strong>der</strong> Wissenschaftswissenschaft.<br />

Die dabei zugrunde gelegten theoretischen Annahmen machen<br />

deutlich, wie sehr Zubers Arbeit <strong>der</strong> Dogmatik bürgerlicher DDR-<br />

Forschung verhaftet bleibt. Die Untersuchung des Spannungsverhältnisses<br />

von Wissenschaft und Politik gehe von drei Prämissen aus:<br />

die DDR sehe sich als mo<strong>der</strong>ner Industriestaat den Prozessen <strong>der</strong><br />

wissenschaftlich-technischen Revolution ausgesetzt (<strong>in</strong>dustriegesellschaftliche<br />

Ebene), sie sei ihrer „gesellschaftspolitischen Verfaßtheit<br />

nach e<strong>in</strong> sozialistischer Staat sowjetischen Typs" (9) (ordnungspolitische<br />

Ebene) und sie sei e<strong>in</strong> „Teilstaat im Rahmen e<strong>in</strong>er Nation" (9).<br />

Aus dem Aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>treffen dieser drei Ebenen ergebe sich <strong>für</strong> das<br />

Beziehungsverhältnis Wissenschaft - Gesellschaft bzw. Wissenschaft -<br />

Politik e<strong>in</strong>e Vielzahl von Problemen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim Aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>treffen<br />

<strong>der</strong> durch die Wissenschaftsentwicklung dynamisierten<br />

ersten mit <strong>der</strong> zweiten Ebene. Zuber: „Auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite engt e<strong>in</strong><br />

starres Festhalten am ordnungspolitischen Status quo den gesellschaftlichen<br />

und wissenschaftlichen Dynamisierungsprozeß e<strong>in</strong> und<br />

hemmt damit den sozialen Wandel, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite gefährdet<br />

e<strong>in</strong>e unkontrollierte Öffnung gegenüber gesellschaftlichen und wissenschaftlichen<br />

Dynamisierungstendenzen die ordnungspolitisch abgesicherte<br />

Herrschaftsposition <strong>der</strong> politischen Führung." (11) Den<br />

Ausweg aus diesem bemerkenswert platt konstruierten Dilemma zu<br />

bieten sei die Hauptaufgabe <strong>der</strong> Wissenschaftswissenschaft. Auf <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>dustriegesellschaftlichen Ebene habe sie e<strong>in</strong>e ökonomische und<br />

effektivierende Funktion; auf <strong>der</strong> ordnungspolitischen Ebene komme<br />

ihr e<strong>in</strong>e politisch-ideologische Funktion im S<strong>in</strong>ne des „existentiellen<br />

Bedürfnisses" (13) <strong>der</strong> politischen Führung „nach Machterhaltung<br />

und -bestätigung" (13) zu, wobei sich diese Funktion auf <strong>der</strong> nationalen<br />

Ebene auf die Demonstration <strong>der</strong> Überlegenheit des Wissenschafts-<br />

und Gesellschaftssystems <strong>der</strong> DDR gegenüber <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> zuspitze.<br />

Funktion <strong>der</strong> neuen Wissenschaft sei es also, <strong>in</strong>dustriegesellschaftlich<br />

determ<strong>in</strong>ierte Optimierungen des Wissenschafts- und Gesellschaftssystems<br />

<strong>der</strong> DDR und e<strong>in</strong>e ordnungspolitisch bed<strong>in</strong>gte<br />

„Absicherung, Legitimierung und Ausdehnung" (39) <strong>der</strong> Herrschaftsposition<br />

<strong>der</strong> politischen Führung zu bewerkstelligen. Derlei Konstruktion<br />

bleibt fest im Rahmen konvergenz- wie totalitarismustheoretischer<br />

Grundkonzeptionen, da sie trotz <strong>der</strong> „gleichberechtigten"<br />

Behandlung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriegesellschaftlichen und ordnungspolitischen<br />

Ebene methodisch e<strong>in</strong>en a-priori-Gegensatz zwischen <strong>in</strong>dustriegesellschaftlicher<br />

und ordnungspolitischer „Ebene", zwischen politischer<br />

und wissenschaftlicher Rationalität und zwischen den Interessen<br />

<strong>der</strong> im Wissenschaftsbereich Arbeitenden, <strong>der</strong> Gesamtgesellschaft<br />

und <strong>der</strong> „politischen Führung" voraussetzt.<br />

Ra<strong>in</strong>er Rill<strong>in</strong>g (Marburg)

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