Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt
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Aufsichtsrat §52<br />
treter durch die Satzung das Zweitstimmrecht eingeräumt wird, wenn der Aufsichtsratsvorsitzende<br />
verhindert ist. § 29 MitbestG enthält eine vom Paritätsgedanken<br />
abweichende Sonderregelung, wonach dem Aufsichtsratsvorsitzenden<br />
persönlich ein Zweitstimmrecht gewährt ist. Dies lässt keine satzungsrechtliche<br />
Ausweitung zu 1 .<br />
Dagegen stehen die §§ 27 ff. MitbestG Satzungsbestimmungen nicht entgegen,<br />
wenn weitere Stellvertreter bestellt werden, die einem Aufsichtsratspräsidium<br />
(s. Rdnr. 454) angehören und die bei Verhinderung des Vorsitzenden und des<br />
ersten Stellvertreters Aufgaben im Rahmen der inneren Ordnung des Aufsichtsrats<br />
übernehmen sollen 2 . Eine gesellschaftsvertragliche Bestimmung ist jedoch<br />
nichtig, wenn sie die Wahl von deren Zugehörigkeit zur Gruppe der Anteilseigner<br />
oder der Arbeitnehmervertreter abhängig macht 3 . Auch hierüber hinaus<br />
sind Satzungsbestimmungen, wie etwa eine Änderung der Mehrheitserfordernisse,<br />
persönliche Qualifikationsmerkmale usw., unzulässig.<br />
Die Amtszeit kann für den Vorsitzenden und den Stellvertreter wegen des<br />
besonderen Wahlverfahrens nach § 27 MitbestG nur einheitlich festgelegt werden<br />
4 . Bei vorzeitigem Wegfall einer der beiden Personen hat zunächst eine Wahl<br />
nach § 27 Abs. 1 MitbestG stattzufinden; misslingt die Wahl, so wählt gemäß<br />
§ 7 Abs. 2 MitbestG nur die für das wegfallende Amt wahlberechtigte Gruppe<br />
des Aufsichtsrats 5 .<br />
Eine Abberufung des Vorsitzenden oder eines Stellvertreters ist nach denselben<br />
Regeln, die für die Wahl gelten, zulässig 6 .<br />
d) Die Wahl eines Aufsichtsratsmitglieds durch die Gesamtheit der Aufsichtsratsmitglieder<br />
zum Ehrenvorsitzenden ist zulässig und unbedenklich. Er hat<br />
aber keine rechtlich herausgehobene Stellung. Dagegen ist die Wahl eines <strong>Dr</strong>itten,<br />
der nicht dem Aufsichtsrat angehört, problematisch, weil einem <strong>Dr</strong>itten<br />
kein Stimmrecht zugewiesen werden kann und bei einem mitbestimmten Aufsichtsrat<br />
<strong>Dr</strong>itte in der Regel nicht an Sitzungen des Aufsichtsrats teilnehmen<br />
1 BGHZ 83, 106, 111; Ulmer/Habersack, in: Ulmer/Habersack/Henssler, Mitbestimmungsrecht,<br />
§ 27 MitbestG Rdnr. 20; Martens, DB 1980, 1386; Schaub, ZGR 1977, 296;<br />
Wank, AG 1980, 151; weitergehend: H. P. Westermann, in: FS R. Fischer, 1979, S. 845;<br />
Canaris, DB 1981, Beilage Nr. 14, S. 12.<br />
2 H. P. Westermann, in: FS R. Fischer, 1979, S. 835; Ulmer/Habersack, in: Ulmer/Habersack/Henssler,<br />
Mitbestimmungsrecht, § 27 MitbestG Rdnr. 18 f.; Raiser, § 27 MitbestG<br />
Rdnr. 7; Martens, DB 1980, 1385; Wank, AG 1980, 150; Canaris, DB 1981, Beilage 14,<br />
S. 11 ff.; Raiser, NJW 1981, 2167: nur als Mitglied des Aufsichtsratspräsidiums.<br />
3 BGHZ 83, 106, 113.<br />
4 Fitting/Wlotzke/Wißmann, § 27 MitbestG Rdnr. 15; Hoffmann/Lehmann/Weinmann,<br />
§ 27 MitbestG Rdnr. 21; H. P. Westermann, in: FS R. Fischer, 1979, S. 850; Ulmer/<br />
Habersack, in: Ulmer/Habersack/Henssler, Mitbestimmungsrecht, § 27 MitbestG<br />
Rdnr. <strong>10.</strong><br />
5 Meyer-Landrut, DB 1978, 444; Philipp, ZGR 1978, 69.<br />
6 Ulmer/Habersack, in: Ulmer/Habersack/Henssler, Mitbestimmungsrecht, § 27 MitbestG<br />
Rdnr. 13; Philipp, ZGR 1978, 70, 72; a.A.: Hoffmann/Lehmann/Weinmann, §27<br />
MitbestG Rdnr. 23, 24; Meyer-Landrut, DB 1978, 443: einfache Mehrheit der jeweiligen<br />
Gruppe; Reuter, AcP 179 (1979), 531: 1/3 der Mitglieder.<br />
Uwe H. Schneider | 3101<br />
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