Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt
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Aufsichtsrat §52<br />
nen, können sie auch als Geschäftsordnung erlassen und bestimmen. Daraus<br />
ergeben sich vielfältige formelle Erleichterungen bei Erlass und Änderung, wie<br />
etwa der Wegfall der bei einer Satzungsänderung erforderlichen notariellen Beurkundung<br />
und der Anmeldung zum Handelsregister.<br />
Der Aufsichtsrat entscheidet beim Erlass der Geschäftsordnung mit einfacher<br />
Mehrheit 1 . Die Gesellschafterversammlung entscheidet jedoch mit satzungsändernder<br />
Mehrheit, weil die Geschäftsordnung der Satzung näher als der Einzelentscheidung<br />
steht 2 .<br />
Gegenstand einer Geschäftsordnung können grundsätzlich alle innerorganisatorischen<br />
Regelungsprobleme sein, soweit nicht zwingendes Gesetzesrecht entgegensteht<br />
(vgl. etwa § 107 Abs. 3 Satz 2 AktG), also insbesondere die innere<br />
Ordnung des Aufsichtsrats, seine Einberufung, Tagesordnung, Beschlussfähigkeit,<br />
Beschlussfassung usw. 3<br />
Streitig ist, ob es beim Aufsichtsrat nach MitbestG eine uneingeschränkte oder<br />
doch auf einen Kernbereich beschränkte Geschäftsordnungsautonomie des Aufsichtsrats<br />
gibt oder ob der Vorrang der Satzungsautonomie und, nach der hier<br />
vertretenen Ansicht, der Vorrang der Geschäftsordnungsautonomie der Gesellschafter<br />
auch bei diesen Gesellschaften besteht. Teilweise wird die Ansicht<br />
vertreten, aus der Umbildung des Aufsichtsrats ergebe es sich, dass er auch<br />
allein dafür zuständig sei, seine inneren Angelegenheiten zu regeln 4 . Dem ist<br />
nicht zuzustimmen. Das Mitbestimmungsrecht hat das allgemeine Gesellschaftsrecht<br />
nur insoweit ergänzt und verändert, soweit dies eindeutig aus dem<br />
Gesetz abzulesen ist. Soweit dies nicht erkennbar wird, bleibt es bei der allgemeinen<br />
Regelung. Regeln über die innere Ordnung können daher auch in die<br />
Satzung aufgenommen werden.<br />
1 Hopt/Roth, in: Großkomm. AktG, § 107 Rdnr. 214; Hüffer, AktG, § 107 Rdnr. 24; Ulmer/Habersack,<br />
in: Ulmer/Habersack/Henssler, Mitbestimmungsrecht, § 25 MitbestG<br />
Rdnr. 14; Fitting/Wlotzke/Wißmann, § 25 MitbestG Rdnr. 14; Raiser, § 25 MitbestG<br />
Rdnr. 46; Einzelheiten bei: Uwe H. Schneider, in: GK-MitbestG, § 29 Rdnr. 66.<br />
2 Mertens, in: KölnKomm. AktG, § 107 Rdnr. 163; Fitting/Wlotzke/Wißmann, § 25 MitbestG<br />
Rdnr. 14; Raiser, § 25 MitbestG Rdnr. 46; s. auch Uwe H. Schneider, in: FS Mühl,<br />
1981, S. 647 (für Geschäftsordnung der Geschäftsführer).<br />
3 S. hierzu: Ulmer, ZHR 141 (1977), 490; Säcker/Theisen, AG 1980, 29.<br />
4 Fitting/Wlotzke/Wißmann, § 25 MitbestG Rdnr. 12; Lutter, Die Betriebswirtschaft<br />
1977, 124; Martens, DB 1980, 1381; Theisen, Die Aufgabenverteilung in der mitbestimmten<br />
GmbH, 1980, S. 124; vgl. auch Hommelhoff, BFuP 1977, 507 (im Ergebnis<br />
jedoch offen); für Satzungsvorrang aber die h.M.: OLG Karlsruhe, BB 1980, 1232; OLG<br />
München, DB 1981, 1077; Ulmer/Habersack, in: Ulmer/Habersack/Henssler, Mitbestimmungsrecht,<br />
§ 25 MitbestG Rdnr. 14; Hölters, BB 1975, 801; Hoffmann/Neumann,<br />
GmbHR 1976, 151; Mertens, ZGR 1977, 287; Schaub, ZGR 1977, 294; Luther, ZGR<br />
1977, 306; Heinsius, AG 1977, 281; Rittner, DB 1980, 2498; Canaris, DB 1981, Beilage<br />
14, S. 4; Paefgen, Struktur und Aufsichtsratsverfassung der mitbestimmten AG, 1982,<br />
S. 144.<br />
Uwe H. Schneider | 3031<br />
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