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Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt

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§64 Haftung für Zahlungen nach Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung<br />

Konto, eine Zahlung i.S. von § 64 Satz 1 1 ; das Problem und seine Lösung liegt<br />

nicht in der Nichtanwendung des Satzes 1, sondern in der Saldierung des Kontokorrents<br />

(Rdnr. 32) sowie in dem zuzulassenden Beweis, dass die Zahlung<br />

keinen Gesamtgläubigerschaden verursacht hat (Rdnr. 55 f.). Eingänge auf dem<br />

debitorischen Konto können in der Tat „Zahlungen“ an die Bank i.S. von § 64<br />

Satz 1 sein, jedoch nicht in der Summe aller Gutschriften, sondern nur in der<br />

Höhe des sich verringernden Schuldsaldos (dazu Rdnr. 32). Bei kreditorischem<br />

Bankkonto (Rdnr. 26) tritt das Problem nicht auf.<br />

3. Saldierung von Zahlungsvorgängen<br />

§ 64 Satz 1 ist nicht Ausdruck eines von der „Insolvenzantragspflicht“ zu unterscheidenden<br />

„Zahlungsverbots“ (so aber die h.M.; vgl. Rdnr. 8), sondern Ausdruck<br />

eines typischen Schadensverlaufs in Fällen der Insolvenzverschleppung<br />

(Rdnr. 10). Deshalb sind typisch zusammenhängende Einzeltransfers nicht separat,<br />

sondern saldiert zu betrachten.<br />

a) Leistung und Gegenleistung werden schon auf der Tatbestandsebene (nicht<br />

erst bei der Schadensfeststellung) saldiert 2 . Das bedeutet: Austauschgeschäfte<br />

zu marktgerechten Preisen sind keine „Zahlungen“ i.S. von § 64 Satz 1. Auch<br />

ein zeitnahes Hin- und Herzahlen – etwa bei fehlgegangenen Leistungen –<br />

sollte saldiert werden. Die vom Bundesgerichtshof vertretene Handhabung im<br />

Fall der Bankkonten könnte sonst zu unangemessener Haftung führen 3 .<br />

b) In Kontokorrentverhältnissen kommt es – entgegen dem bisherigen Ansatz<br />

des BGH (Rdnr. 27, 28) 4 – nicht auf jede einzelne Lastschrift oder Gutschrift an,<br />

sondern auf die Bewegung des Saldos 5 .<br />

c) Nicht abzuziehen ist dagegen die Insolvenzquote, die dem Leistungsempfänger<br />

im Insolvenzfall zugefallen wäre 6 . Ebenso wenig wird die den Insolvenzgläubigern<br />

allgemein zufallende Insolvenzquote auf dieser Ebene berücksichtigt.<br />

Dies steht nicht im Widerspruch zu der Berücksichtigung der Ist-Quote bei der<br />

Insolvenzschadensberechnung (Anh. § 64 Rdnr. 61). Bei § 64 Satz 1 geht es um<br />

die in Höhe „verbotener Zahlungen“ vermutete Schädigung der Masse (Rdnr. 14,<br />

55 f.). Diese Vermutung ist in Höhe der Zahlung begründet. Ob der Insolvenz-<br />

1 Insofern anders, dem BGH zustimmend, Altmeppen, in: Roth/Altmeppen, Rdnr. 9; wie<br />

hier Werres, ZInsO 2008, 1001, 1006 f.<br />

2 BGH, GmbHR 1974, 131, 132 = NJW 1974, 1088, 1089; BGH, NJW 2003, 2316, 2317 =<br />

ZIP 2003, 1005, 1006; OLG Brandenburg, GmbHR 2002, 910, 911; RGZ 80, 104, 110;<br />

OLG Hamburg, MDR 1959, 311; OLG Hamm, GmbHR 1993, 584 = NJW-RR 1993,<br />

1445; Haas, in: Insolvenzrechts-Handbuch, § 92 Rdnr. 149, 151; Casper, in: Ulmer,<br />

Rdnr. 85; Kleindiek, in: Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 7; Altmeppen, in: Roth/Altmeppen,<br />

Rdnr. 13; s. auch Bitter, WM 2001, 666, 669; a.M. Schulze-Osterloh, in: Baumbach/<br />

Hueck, Rdnr. 84; Schulze-Osterloh, in: FS Bezzenberger, 2000, S. 415, 425.<br />

3 Karsten <strong>Schmidt</strong>, ZIP 2008, 1401, 1408.<br />

4 BGH, GmbHR 2007, 596 = ZIP 2007, 1006.<br />

5 Karsten <strong>Schmidt</strong>, ZIP 2008, 1401, 1405 ff.; Werres, ZInsO 2008, 1001, 1007.<br />

6 BGHZ 146, 264, 278 f. = GmbHR 2001, 190, 194 = NJW 2001, 1280, 1283 = ZIP 2001,<br />

235, 239; Poertzgen, Organhaftung, S. 221; Altmeppen, in: Roth/Altmeppen, Rdnr. 15.<br />

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Karsten <strong>Schmidt</strong>

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