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Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt

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Aufsichtsrat §52<br />

rung von Unternehmen, Unternehmensteilen und Unternehmensbeteiligungen<br />

1 sowie der Abschluss oder die Beendigung von Unternehmensverträgen im<br />

Sinne der §§ 291, 292 AktG.<br />

Sonstige Geschäftsführungsmaßnahmen: In den übrigen Fällen steht es im<br />

pflichtgemäßen Ermessen des Aufsichtsrats, ob er zur Überwachung der Geschäftsführung<br />

auf das Mittel der Zustimmungsvorbehalte zurückgreift. Zeichnet<br />

sich eine Unternehmenskrise ab, so ist der Aufsichtsrat gefordert, seinen<br />

Zustimmungskatalog auf seine Aktualität hin zu überprüfen. Gegebenenfalls<br />

müssen Betragsgrenzen (z.B. für die Aufnahme von Krediten, Investitionsmaßnahmen<br />

usw.) an die neue Situation angeglichen oder weitere Geschäfte ad hoc<br />

für zustimmungspflichtig erklärt werden 2 . Im Einzelfall kann sich das Feststellungsermessen<br />

des Aufsichtsrats auf null reduzieren, wenn sich ein gesetzwidriges<br />

Vorstandshandeln nur noch mittels eines Zustimmungsvorbehalts effektiv<br />

verhindern lässt 3 . Den gesetzwidrigen sind satzungswidrige Geschäfte<br />

gleichzustellen 4 . Steht demgegenüber die Zweckmäßigkeit oder die Wirtschaftlichkeit<br />

einer Geschäftsführermaßnahme in Frage, kommt eine Festlegungspflicht<br />

nur dann in Betracht, wenn die Maßnahme objektiv unvertretbar ist,<br />

weil ein verantwortungsbewusst denkender und handelnder Kaufmann sie zu<br />

keiner Zeit vornehmen würde 5 .<br />

Zustimmungsermessen: Zustimmungsvorbehalte sind kein Instrument zur unternehmerischen<br />

Mitentscheidung, sondern sie dienen einzig der gesteigerten<br />

Recht, 2008, § 4, A. I. 3. a) cc) (1) (c); vgl. insoweit auch Ziffer 5.3.2 DCGK, wonach sich<br />

der Prüfungsausschuss mit dem Risikomanagementsystem und der Compliance befassen<br />

soll.<br />

1 Vgl. dazu Kropff, in: Semler/v. Schenck (Hrsg.), Arbeitshandbuch Aufsichtsratsmitglieder,<br />

2. Aufl., § 8 Rdnr. 64 ff.<br />

2 Für gesteigerte Festlegungspflicht in der Unternehmenskrise Semler, AG 1983, 141,<br />

142; dagegen Götz, ZGR 1990, 633, 639; kritisch auch Brouwer, Zustimmungsvorbehalte<br />

des Aufsichtsrats im Aktien- und GmbH-Recht, 2008, § 6, B. II. 3.<br />

3 BGHZ 124, 111, 127 („Vereinte Krankenversicherung“); zustimmend die h.L., vgl. etwa<br />

Hüffer, AktG, § 111 Rdnr. 17; Mertens, in: KölnKomm. AktG, § 111 Rdnr. 79; Boujong,<br />

AG 1995, 203, 206; Brandes, WM 1994, 2177, 2183; Götz, ZGR 1990, 633, 639; <strong>Dr</strong>eher,<br />

ZHR 158 (1994), 614, 634 f. („... vorstellbar, jedoch äußerst selten“); Lutter/Krieger,<br />

Rechte und Pflichten des Aufsichtsrats, 4. Aufl., Rdnr. 106; Schön, JZ 1994, 684, 685;<br />

Kropff, ZGR 1994, 628, 643; Köstler, WiB 1994, 714; E. Vetter, in: Marsch-Barner/Schäfer<br />

(Hrsg.), Hdb. börsennotierte AG, 2005, § 26 Rdnr. 34; Brandes, WM 1994, 2177,<br />

2183; Kau/Kukat, BB 2000, 1045, 1048 f.; Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 10a.<br />

4 H.M., LG Bielefeld, AG 2000, 136, 138 (Balsam); Schön, JZ 1994, 684, 685; Henze, NJW<br />

1998, 3309, 3312; Henze, BB 2000, 209, 215; Hoffmann/Preu, Der Aufsichtsrat,<br />

Rdnr. 304; E. Vetter, in: Marsch-Barner/Schäfer (Hrsg.), Hdb. börsennotierte AG, 2005,<br />

§ 26 Rdnr. 34.<br />

5 Vgl. BGH, ZIP 2007, 224, 225 f. (Investitionen in ein völlig unrentables Unternehmen);<br />

LG Stuttgart, DB 1999, 1462, 1463 (Grundstücksverkauf zu einem erheblich unter dem<br />

Marktwert liegenden Kaufpreis); BGHZ 69, 207, 213 ff. (Beteiligung an einer verlustreichen<br />

KG); vgl. ferner BGHZ 119, 305, 331 (Klöckner); Schön, JZ 1994, 684, 685 f.;<br />

Hopt/Roth, in: Großkomm. AktG, § 111 Rdnr. 596; Brouwer, Zustimmungsvorbehalte<br />

des Aufsichtsrats im Aktien- und GmbH-Recht, 2008, § 4, A. I. 3. c); Uwe H. Schneider,<br />

in: Krieger/Uwe H. Schneider (Hrsg.), Hdb. Managerhaftung, 2007, § 9 Rdnr. 25 (wenn<br />

größerer Schaden droht).<br />

Uwe H. Schneider | 3053<br />

143<br />

144

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