Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt
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Rechtsstellung bei Gesellschafterwechsel Nachtrag MoMiG § 16<br />
bers stärker geschützt sein als sein Vollrecht. Es ist demnach entsprechend<br />
§ 161 Abs. 3 BGB, der einen Gutglaubensschutz in Bezug auf das Bestehen von<br />
Anwartschaftsrechten an beweglichen Sachen als auch an Grundstücksrechten<br />
(über den Verweis auf §§ 892, 932 ff. BGB) vorsieht, ein Gutglaubensschutz<br />
nach § 16 Abs. 3 auch in Bezug auf Anwartschaftsrechte bei Geschäftsanteilen<br />
anzunehmen 1 . Eine entsprechende Anwendung von § 161 Abs. 3 BGB auf § 16<br />
Abs. 3 verlangt aber auch eine „Übersetzung“ der sonstigen, dort geregelten<br />
Merkmale, insbesondere also die Alternativvoraussetzungen der 3-jährigen Unrichtigkeit<br />
der Listeneintragung bzw. der Zurechenbarkeit der Unrichtigkeit<br />
zum Nichtberechtigten 2 . Bei der Zurechenbarkeit der „Unrichtigkeit“ der Gesellschafterliste<br />
(die ja in den Fällen des gutgläubigen bedingungsfreien Erwerbs<br />
gar nicht unrichtig ist) ist zu verlangen, dass für den Zweit-Erwerber nicht aus<br />
der veröffentlichten Gesellschafterliste erkennbar ist, dass die Gesellschafterstellung<br />
des Verfügenden auflösend bedingt oder befristet ist. Es ist dem<br />
Erst-Erwerber wertungsmäßig zuzumuten, eine Schutzmaßnahme gegen rechtsvereitelndeZwischenverfügungen<br />
z.B. durch Zuordnung eines Widerspruchs zur<br />
Gesellschafterliste (Rdnr. 91) vorzunehmen; das Unterlassen einer solchen<br />
Schutzmaßnahme führt zur Zurechnung 3 .<br />
Der Erst-Erwerber/Erst-Veräußerer kann sich gegen rechtsvereitelnde Zwischenverfügungen<br />
durch Zuordnung eines Widerspruchs zur Gesellschafterliste<br />
schützen, den der Veräußerer bewilligt (s. Rdnr. 95) 4 . Eine Alternative könnte es<br />
sein, mit dem Abschluss des Kausalgeschäfts dem Erwerber ein Pfandrecht an<br />
dem Geschäftsanteil zu bestellen (§§ 1273, 1274 BGB), da dieses auch gegenüber<br />
einem gutgläubigen Erwerber des Geschäftsanteils fortbestehen würde 5 .<br />
Aus Sicht des Veräußerers sollte die Pfandbestellung dann aufschiebend bedingt<br />
auf die Kaufpreiszahlung erfolgen, damit er den Geschäftsanteil bei Nichteintritt<br />
der Bedingung anderweitig lastenfrei veräußern kann 6 . Schließlich ist es<br />
auch möglich, in generell-abstrakter Weise den Schutz von Erst-Erwerbern/Erst-<br />
Veräußerern durch die Aufnahme einer bestimmten Vinkulierungsklausel im<br />
Gesellschaftsvertrag zu schützen. Auf der Grundlage von § 15 Abs. 5 könnte die<br />
1 I.E. ebenso Bayer, in: Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 63; Greitemann/Bergjan, in: FS Pöllath,<br />
2008, S. 271, 286; Klöckner, NZG 2008, 841, 842; Vossius, DB 2007, 2299, 2301;<br />
Wachter, in: Römermann/Wachter, GmbH-Beratung nach dem MoMiG, GmbHR-Sonderheft<br />
2008, S. 51, 61; Wachter, ZNotP 2008, 378, 396 f.; wohl auch Wicke, Rdnr. 20;<br />
offen lassend Heidinger, in: Heckschen/Heidinger, Die GmbH in der Gestaltungs- und<br />
Beratungspraxis, § 13 Rdnr. 141; Reymann, GmbHR 2009, 343 ff.; Reymann, WM 2008,<br />
2095, 2097; de lege ferenda auch Wiersch, S. 223 ff.; Eidenmüller, ZGR 2007, 168, 202;<br />
ablehnend allerdings Berger, in: Bunnemann/Zirngibl, Auswirkungen des MoMiG auf<br />
bestehende GmbHs, S. 204 ff.; Preuß, ZGR 2008, 676, 691 f.; Weigl, MittBayNot 2009,<br />
116, 117 f.; Zessel, GmbHR 2009, 303, 305.<br />
2 Zutr. Oppermann, ZIP 2009, 651, 652 f.<br />
3 A.A. Oppermann, ZIP 2009, 651, 654.<br />
4 Zutr. Bayer, in: Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 63; Greitemann/Bergjan, in: FS Pöllath,<br />
2008, S. 271, 287; Götze/Bressler, NZG 2007, 894, 899; Reymann, GmbHR 2009, 343,<br />
347; Vossius, DB 2007, 2299, 2301; Wachter, in: Römermann/Wachter, GmbH-Beratung<br />
nach dem MoMiG, GmbHR-Sonderheft 2008, S. 51, 61; so jetzt auch LG Köln, ZIP<br />
2009, 1915; kritisch aber Oppermann, ZIP 2009, 651, 654.<br />
5 D. Mayer, DNotZ 2008, 403, 421; Zessel, GmbHR 2009, 303, 306.<br />
6 Zessel, GmbHR 2009, 303, 306.<br />
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