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Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt

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Aufsichtsrat §52<br />

e) Der Aufsichtsrat nach sonstigen Vorschriften<br />

Unabhängig von der Zahl der Arbeitnehmer hat eine GmbH einen Aufsichtsrat<br />

einzurichten, wenn sie ein Kreditinstitut betreibt, dessen Geschäftsbereich darauf<br />

gerichtet ist, Sondervermögen zu verwalten und Dienstleistungen und Nebendienstleistungen<br />

zu erbringen, § 6 Abs. 2 InvG. Im Geltungsbereich des<br />

<strong>Dr</strong>ittelbG bzw. des MitbestG gehen diese Gesetze als spezielle Regelungsmaterien<br />

dem InvG vor1 .<br />

f) Das Statusverfahren<br />

Ist streitig oder ungewiss, nach welchen gesetzlichen Vorschriften der Aufsichtsrat<br />

zusammenzusetzen ist, insbesondere ob und welche mitbestimmungsrechtlichen<br />

Regelungen anzuwenden sind, so entscheidet auf Antrag das<br />

Landgericht, in dessen Bezirk die Gesellschaft ihren Sitz hat. Nach § 27<br />

EGAktG gelten für die GmbH die § 96 Abs. 2 und §§ 97–99 AktG sinngemäß.<br />

Eine entsprechende Verweisung enthalten § 1 Abs. 1 Nr. 3 <strong>Dr</strong>ittelbG, § 6 Abs. 2<br />

MitbestG, § 3 Abs. 2 MontanMitbestG und § 3 MitbestErgG. Anzuwenden ist<br />

das Statusverfahren auch bei Satzungsänderungen, etwa bei Veränderung der<br />

Zahl der Aufsichtsratsmitglieder; denn Gesetz i.S.d. Vorschrift ist auch die<br />

Satzung2 .<br />

Hat die GmbH bereits einen Aufsichtsrat, so führt die Veränderung der tatsächlichen<br />

Voraussetzungen, wie etwa die Zunahme oder das Absinken der Zahl der<br />

Arbeitnehmer, der Erwerb von Unternehmen oder die Schließung von Betrieben<br />

nicht automatisch dazu, dass der Aufsichtsrat rechtswidrig zusammengesetzt<br />

ist. Es gilt vielmehr der Grundsatz der Kontinuität, § 96 Abs. 2 AktG. Die erforderliche<br />

Umbildung kann nur unter Einhaltung des in § 97 AktG vorgesehenen<br />

Verfahrens, also nach der entsprechenden Bekanntmachung durch die Geschäftsführer<br />

in den Gesellschaftsblättern usw. oder aufgrund gerichtlicher Entscheidungen<br />

nach den §§ 98 f. AktG erfolgen 3 . Solange das Statusverfahren<br />

nicht eingeleitet wird, bleibt es daher bei der bisherigen Zusammensetzung.<br />

Die Geschäftsführer, die in Kenntnis der geänderten Umstände das Statusverfahren<br />

nicht einleiten, verletzen ihre Pflichten 4 und machen sich schadensersatzpflichtig,<br />

§ 43. Weitere Sanktionen sind nicht vorgesehen.<br />

1 Raiser/Heermann, in: Ulmer, Rdnr. <strong>10.</strong><br />

2 BAG, WM 1990, 633 = WuB II A. § 97 AktG 1.90 mit Anm. Peterhoff; Oetker, ZHR 149<br />

(1985), 575, 584; a.A. OLG Hamburg, GmbHR 1989, 333 = WM 1988, 1487 = WuB<br />

IX C 3. § 7 MitbestG 1.89 mit Anm. Peterhoff; Zöllner/Noack, in: Baumbach/Hueck,<br />

Rdnr. 14; Hüffer, AktG, 7. Aufl., § 97 Rdnr. 3; Hoffmann-Becking, in: Münch Hdb.<br />

GesR IV AG, 3. Aufl., § 28 Rdnr. 50; Rosendahl, AG 1985, 325, 329; Göz, ZIP 1998,<br />

1523.<br />

3 Zum Statusverfahren s. BAG, WM 1990, 633; OLG Zweibrücken, AG 2005, 928 (Arbeitnehmerlos<br />

gewordene AG); zum Statusverfahren bei der GmbH: Weiler, NZG 2004,<br />

988; Schnitker/Grau, NZG 2007, 486 sowie die aktienrechtlichen Kommentare; ferner<br />

Martens, DB 1978, 1065; Oetker, ZHR 149 (1985), 575; Rosendahl, AG 1985, 325;<br />

Krause-Ablaß/Link, GmbHR 2005, 731 und die Rspr.-Übersicht bei Theisen, AG 1998,<br />

155.<br />

4 Dazu Rittner, DB 1969, 2165.<br />

Uwe H. Schneider | 3021<br />

43<br />

44<br />

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