Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt
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§ 16 Nachtrag MoMiG Rechtsstellung bei Gesellschafterwechsel<br />
se anregt, eine geänderte Gesellschafterliste zum Handelsregister einzureichen,<br />
oder selbst die Zuordnung eines Widerspruchs im Wege der einstweiligen Verfügung<br />
zu erreichen versucht 1 . Dies betrifft beispielsweise die Fälle einer wirksamen<br />
Abtretung (ggf. mit Eintritt einer auflösenden Bedingung) sowie einer<br />
wirksamen Kaduzierung bzw. Preisgabe, in der die Einreichung einer geänderten<br />
Gesellschafterliste im Anschluss an die Anteilsübertragung unterbleibt (Zurechnung<br />
an den Erwerber) 2 . Es ist daher auch zu pauschal, mit der Regierungsbegründung<br />
(S. 88) anzunehmen (Rdnr. 103), eine zurechenbare Unrichtigkeit<br />
liege dann vor, wenn zunächst der Scheinerbe des früheren Gesellschafters in<br />
der Gesellschafterliste eingetragen wird und der wahre Erbe es unterlässt, die<br />
Geschäftsführer zur Einreichung einer korrigierten Liste zu veranlassen. Denn<br />
es kommen durchaus Fälle in Betracht, in denen dem Berechtigten die Unrichtigkeit<br />
nicht zuzurechnen ist (Fund eines abweichenden Testaments nach Aufnahme<br />
der Gesellschafterliste im Handelsregister) 3 . Eine Zurechnung auf<br />
Grund aktiven Tuns kommt insbesondere für die Fälle einer unwirksamen<br />
Abtretung von Geschäftsanteilen in Betracht, solange der Berechtigte für die<br />
Einreichung der unrichtigen Liste zum Handelsregister nur kausal wird, d.h. er<br />
die unrichtige Publizierung durch sein Verhalten in irgendeiner Weise veranlasst<br />
4 . Etwas anderes gilt aus Verkehrsschutzinteressen auch nicht, wenn der<br />
Einreichende der Gesellschafterliste hierzu auf Grund einer arglistigen Täuschung<br />
veranlasst wurde 5 .<br />
7. Verhältnis des Berechtigten zum Nichtberechtigten<br />
Der gutgläubige Erwerber ist dem materiell-rechtlichen Berechtigten im Grundsatz<br />
nicht zum Ausgleich verpflichtet 6 . Allerdings haftet ein unentgeltlicher<br />
Erwerber gegebenenfalls nach § 816 Abs. 1 Satz 2 BGB und ein unentgeltlicher<br />
<strong>Dr</strong>ittempfänger nach § 822 BGB. Darüber hinaus kann der Berechtigte vom<br />
verfügenden Nichtberechtigten die Herausgabe des durch die Verfügung Erlangten<br />
beanspruchen (§ 816 Abs. 1 Satz 1 BGB) 7 , d.h. die Herausgabe der Gegen-<br />
1 Zu solchen Fällen auch Bayer, in: Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 80; Wicke, Rdnr. 22; Berger,<br />
in: Bunnemann/Zirngibl, Auswirkung des MoMiG auf bestehende GmbHs, S. 195;<br />
Wiersch, S. 87 ff.; Apfelbaum, DB 2008, 2470, 2475; Götze/Bressler, NZG 2007, 894,<br />
898; D. Mayer, DNotZ 2008, 403, 421.<br />
2 A.A. Gehrlein, Der Konzern 2007, 771, 792; Wicke, Rdnr. 22, die beide eine Zurechnung<br />
verneinen, wenn ein Notar die ihm gemäß § 40 Abs. 2 obliegende Einreichungspflicht<br />
verletzen.<br />
3 Ebenso Apfelbaum, BB 2008, 2470, 2475; Gehrlein, Der Konzern 2007, 771, 792; Götze/<br />
Bressler, NZG 2007, 894, 897 Fn. 56; D. Mayer, DNotZ 2008, 403, 421; Noack, DB<br />
2007, 1395, 1399; Heidinger, in: Heckschen/Heidinger, Die GmbH in der Gestaltungsund<br />
Beratungspraxis, § 13 Rdnr. 112; Wiersch, S.90f.<br />
4 Götze/Bressler, NZG 2007, 894, 897 f.; D. Mayer, DNotZ 2008, 403, 421; Wiersch,<br />
S. 91 ff.; im Grundsatz auch Berger, in: Bunnemann/Zirngibl, Auswirkung des MoMiG<br />
auf bestehende GmbHs, S. 196; a.A. Vossius, DB 2007, 2299, 2302.<br />
5 A.A. Apfelbaum, BB 2008, 2470, 2476; Vossius, DB 2007, 2299, 2302.<br />
6 Bayer, in: Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 81; zu § 932 BGB BGH, JZ 1956, 490 f.; zu § 892<br />
BGB RGZ 85, 61, 64; RGZ 90, 395, 397 f.; Wacke, in: MünchKomm. BGB, 5. Aufl. 2009,<br />
§ 892 BGB Rdnr. 74.<br />
7 Grunewald, ZIP 2006, 685, 688 f.<br />
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