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Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt

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§ 16 Nachtrag MoMiG Rechtsstellung bei Gesellschafterwechsel<br />

Rechtsprechung angenommen, dass eine Auslegung der Willenserklärungen die<br />

Nichtigkeit der Anteilsübertragung nicht vermeiden kann 1 . Sofern die vom Erwerber<br />

gehaltenen Geschäftsanteile den gleichen Rechtsinhalt und keine unterschiedlichen<br />

Belastungen aufweisen, führen die Wertungsentscheidungen des<br />

MoMiG-Gesetzgebers dazu, dass im Regelfall die Auslegung zur Übertragung<br />

der Geschäftsanteile im Umfang des Gesellschafterlistenbestandes erfolgt ist;<br />

die fehlenden Teilungen bzw. Zusammenlegungen von Geschäftsanteilen erfolgen<br />

hier ebenfalls ex lege. In einer dritten Fallgruppe können die Sachverhalte<br />

zusammengefasst werden, in denen die Summe der Nennbeträge der in einer<br />

Gesellschafterliste einem Gesellschafter zugeordneten Geschäftsanteile den<br />

Nennbetragsumfang der tatsächlichen, anders gestückelten Geschäftsanteile<br />

überschreitet. In diesem Fall kann die Auslegung der Willenserklärung nicht zu<br />

einem hinreichend bestimmten Ergebnis führen und es träte überdies ein Wertungswiderspruch<br />

zu der Versagung eines Gutglaubensschutzes für nicht existente<br />

Geschäftsanteile (Rdnr. 69) ein 2 .<br />

f) Belastungen des Geschäftsanteils<br />

Die Regelung des § 16 Abs. 3 ermöglicht de lege lata keinen gutgläubigen<br />

lastenfreien Erwerb in Bezug auf an Geschäftsanteilen bestehenden Pfandrechten<br />

oder Nießbrauchsrechten3 . Gegen die Zulässigkeit einer Analogiebildung<br />

von § 16 Abs. 3 zur Begründung eines Gutglaubensschutzes in Bezug auf Belastungen<br />

spricht die intensive Diskussion dieses Problemkreises im Gesetzgebungsverfahren<br />

und die trotzdem unterbliebene Änderung des Gesetzeswortlautes;<br />

damit fehlt es an einer planwidrigen Regelungslücke als Analogievoraussetzung4<br />

. Konsequenterweise fehlt es daher auch an einem, von der<br />

Rechtsscheinwirkung getragenen Eintragungsrecht von Belastungen an Geschäftsanteilen5<br />

.<br />

De lege ferenda sollten auch Belastungen an Geschäftsanteilen (z.B. Pfandrecht,<br />

Nießbrauch) in eine, in zwei Abteilungen untergliederte Gesellschafterliste eingetragen<br />

werden können, damit dann auch diese vom Gutglaubensschutz des<br />

§ 16 Abs. 3 mit der Folge erfasst werden können, dass nicht eingetragene Belastungen<br />

gutgläubig hinwegerworben werden können 6 . Die Nichterstreckung<br />

1 OLG Düsseldorf, MDR 1978, 668.<br />

2 Insoweit zutr. Wiersch, S. 140 ff.; vgl. auch Wachter, in: Römermann/Wachter, GmbH-<br />

Beratung nach dem MoMiG, GmbHR-Sonderheft 2008, S. 51, 59.<br />

3 Bayer, in: Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 60; Wiersch, S. 201; Götze/Bressler, NZG 2007,<br />

894, 897; Vossius, DB 2007, 2299, 2303; Altmeppen, in: Roth/Altmeppen, Rdnr. 55;<br />

Wachter, ZNotP 2008, 378, 397; Wegen, in: FS Lüer, 2008, S. 321, 331 f.; Zessel,<br />

GmbHR 2009, 303; obiter jetzt OLG München, ZIP 2009, 1911; a.A. Reymann, WM<br />

2008, 2095, 2098 ff.<br />

4 Gegen Reymann, WM 2008, 2095, 2100 ff.<br />

5 S. auch Rdnr. 20; vgl. auch Bayer, in: Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 60; Haas/Oechsler,<br />

NZG 2006, 806, 812; abweichend Reymann, WM 2008, 2095, 2101 ff. (Eintragung als<br />

Widerspruch).<br />

6 I.E. ebenso Bayer, in: Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 60; Wicke, Rdnr. 28; Wiersch, S. 202 ff.;<br />

Eidenmüller, ZGR 2007, 168, 202; Grunewald, ZIP 2006, 685, 689; Gehling, ZIP 2006,<br />

686, 689; Harbarth, ZIP 2008, 57, 63; Klöckner, NZG 2008, 841, 844; Kort, GmbHR<br />

3372 | Seibt

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