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Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt

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Aufsichtsrat §52<br />

Die Schweigepflicht berechtigt das Aufsichtsratsmitglied, auch im Zivilprozess<br />

das Zeugnis zu verweigern, wenn sich die Vernehmung auf Tatsachen erstreckt,<br />

zu deren Geheimhaltung es verpflichtet ist (vgl. § 383 Abs. 1 Nr. 6<br />

ZPO) 1 . Das gilt mit Blick auf §§ 52 ff. StPO nicht für das strafprozessuale Zeugnisverweigerungsrecht<br />

2 .<br />

Für den fakultativen Aufsichtsrat können aufgrund der Gestaltungsfreiheit der<br />

Gesellschafter die Gegenstände, der Umfang der Schweigepflicht, die Dauer<br />

und das Verfahren bei der Offenlegung durch die Satzung oder durch eine Geschäftsordnung<br />

umfassend geregelt werden 3 . Zulässig ist es daher, den Aufsichtsratsmitgliedern<br />

im Verhältnis zu <strong>Dr</strong>itten ein allgemeines Schweigegebot<br />

über ausnahmslos alle Vorgänge, die im Aufsichtsrat beraten wurden, aufzuerlegen.<br />

Fehlt es an solchen Bestimmungen, so gelten die folgenden Ausführungen<br />

entsprechend.<br />

Für den mitbestimmten Aufsichtsrat, unabhängig ob nach <strong>Dr</strong>ittelbG oder nach<br />

MitbestG, sind der gesetzliche Umfang und die Grenzen der Schweigepflicht<br />

zwingend. Die Satzung und eine Geschäftsordnung können die Schweigepflicht<br />

nicht verschärfen 4 . Durch eine Geschäftsordnung kann die Schweigepflicht<br />

nicht gemildert werden. Pflichten, vor einer Offenbarung bestimmte Verfahrensregeln<br />

einzuhalten, können durch die Satzung oder eine Geschäftsordnung<br />

nicht begründet werden 5 .<br />

Die Schweigepflicht besteht für alle Aufsichtsratsmitglieder in gleicher Weise 6 .<br />

Sie ist für die Arbeitnehmervertreter nicht deshalb gemindert, weil diese ihre<br />

Wähler umfassend informieren müssten. Der Aufsichtsrat soll den gesellschaftsinternen<br />

Entscheidungsprozess fördern. Er ist ein Innenorgan. Daher ist<br />

1 Str., wie hier: OLG Koblenz, WM 1987, 480 = WuB II C. § 43 <strong>GmbHG</strong> 2.87 (Heinsius);<br />

Semler, in: MünchKomm. AktG, § 116 Rdnr. 444; Marsch-Barner, in: Semler/<br />

v. Schenck (Hrsg.), Arbeitshandbuch Aufsichtsratsmitglieder, 2. Aufl., § 12 Rdnr. 18;<br />

Heyder, in: Michalski, Rdnr. 184; a.A. Mertens, in: KölnKomm. AktG, § 93 Rdnr. 85.<br />

2 H.M., anstelle anderer: Semler, in: MünchKomm. AktG, § 116 Rdnr. 444.<br />

3 A.A.: Meyer-Landrut, ZGR 1976, 510, 516; wie hier aber: Raiser/Heermann, in: Ulmer,<br />

Rdnr. 144; Lutter, Information und Vertraulichkeit im Aufsichtsrat, 3. Aufl., Rdnr. 777;<br />

Edenfeld/Neufang, AG 1999, 53.<br />

4 Meyer-Landrut, ZGR 1976, 516; Säcker, DB 1977, 1798 Fn. 49; Hoffmann/Lehmann/<br />

Weinmann, § 25 MitbestG Anm. 126; Raiser, § 25 MitbestG Rdnr. 136; Fitting/Wlotzke/Wißmann,<br />

§ 25 MitbestG Anm. 108; Lutter, Information und Vertraulichkeit im<br />

Aufsichtsrat, 3. Aufl., Rdnr. 766 ff.; Theisen, GmbHR 1979, 135; Nagel, BB 1979, 1804;<br />

a.A.: Wessing/Hölters, DB 1976, 1673; Stege, DB 1977, Beilage 8, S. 58.<br />

5 A.A.: Hoffmann/Lehmann/Weinmann, § 25 MitbestG Rdnr. 126; Wessing/Hölters, DB<br />

1976, 1673; Säcker, Informationsrechte, 1979, S. 71; wie hier: Fitting/Wlotzke/Wißmann,<br />

§ 25 MitbestG Rdnr. 109; Raiser, § 25 MitbestG Rdnr. 37; Ulmer/Habersack, in:<br />

Ulmer/Habersack/Henssler, Mitbestimmungsrecht, § 25 MitbestG Rdnr. 115.<br />

6 BGHZ 64, 325, 331; Mertens, AG 1975, 235; H. P. Westermann, ZGR 1977, 219, 227;<br />

Werner, ZGR 1977, 236; Lutter, Information und Vertraulichkeit im Aufsichtsrat,<br />

3. Aufl., Rdnr. 200, 566; Wilde, ZGR 1998, 431; für Aufsichtsratsmitglieder öffentlicher<br />

Unternehmen: Schwintowski, NJW 1990, 1009; einschränkend: Ulmer/Habersack, in:<br />

Ulmer/Habersack/Henssler, Mitbestimmungsrecht, § 25 MitbestG Rdnr. 100 (anders<br />

bei außergewöhnlichen Umständen); zum Ganzen: Tiefenbacher, Die Verschwiegenheitspflicht<br />

der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat, 1989.<br />

Uwe H. Schneider | 3159<br />

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