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Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt

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26<br />

§64 Haftung für Zahlungen nach Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung<br />

a) Kreditorisches Bankkonto<br />

Zahlung i.S. von § 64 Satz 1 ist ohne Weiteres die Banküberweisung von einem<br />

kreditorisch geführten Bankkonto der Gesellschaft auf das eines Gläubigers1 .<br />

Dasselbe gilt für die Zahlung per Scheck2 . Erfasst ist auch die Zahlung aus<br />

einem für die Gesellschaft geführten Treuhandkonto3 . Beim Lastschriftverfahren<br />

kann die Abbuchung vom Konto der Gesellschaft eine Zahlung i.S. von § 64<br />

Satz 1 sein4 . Die Geschäftsführer sind also ggf. angehalten, die Abbuchungsermächtigung<br />

zu widerrufen. Beim kreditorischen Bankkonto gilt die einfache<br />

Regel: Lastschrift zu Gunsten eines <strong>Dr</strong>itten ist Zahlung, Gutschrift zugunsten<br />

der Gesellschaft ist Inkasso5 .<br />

b) Debitorisches Konto<br />

Bei einem debitorischen Konto ergeben sich charakteristische Schwierigkeiten.<br />

Nach der Rechtsprechung des BGH kehrt sich die Beurteilung von Vorgängen<br />

als Inkasso und als Zahlung um6 : Eingänge auf dem debitorischen Konto sind<br />

Zahlungen an die Bank7 . Unbare Zahlungen, diezu Lasten des debitorischen<br />

Kontos geleistet werden, fallen dagegen, weil sie „allein zum Nachteil der<br />

Bank“ gehen und nur einen Gläubigeraustausch bewirken, nach der Auffassung<br />

des BGH grundsätzlich nicht als „Zahlung“ unter § 64 Satz 1 bzw. § 130a Abs. 1<br />

HGB8 . In der Literatur wird dieser Standpunkt teils unterstützt9 , teils bestritten10<br />

. Vertreten wird auch eine vermittelnde Ansicht, die beim Inkasso darauf<br />

abstellt, ob hierdurch eine nutzbare Kreditlinie erweitert wird11 . Das OLG Köln<br />

hat eine Zahlung vom debitorischen Konto in einem Fall als von § 64 erfasst<br />

angesehen, in dem die Kreditlinie der Bank durch Kreditsicherheiten gedeckt<br />

war. Dann soll offenbar keine Zahlung „zum Nachteil der Bank“ vorliegen12 27<br />

.<br />

1 OLG Celle, GmbHR 1997, 901, 902; Karsten <strong>Schmidt</strong>, in: Karsten <strong>Schmidt</strong>/Uhlenbruck,<br />

Die GmbH in Krise, Sanierung und Insolvenz, Rdnr. 11.38; Casper, in: Ulmer,<br />

Rdnr. 84; Wicke, Rdnr. 20.<br />

2 Vgl. BGH, GmbHR 2003, 1213 = NJW 2003, 2316 = ZIP 2003, 1005; Casper, in: Ulmer,<br />

Rdnr. 84.<br />

3 OLG Düsseldorf, ZIP 1998, 2101; Casper, in: Ulmer, Rdnr. 84.<br />

4 LG Köln, GmbHR 1990, 136 = WM 1990, 411; Casper, in: Ulmer, Rdnr. 84.<br />

5 Vgl. Karsten <strong>Schmidt</strong>, ZIP 2008, 1401, 1406: „Nehmen ist seliger denn Geben“.<br />

6 Vgl. Karsten <strong>Schmidt</strong>, ZIP 2008, 1401, 1406 f.: „Geben ist seliger denn Nehmen“.<br />

7 BGHZ 143, 184 = GmbHR 2000, 182 = NJW 2000, 668 = ZIP 2000, 184; BGH, GmbHR<br />

2007, 596 = ZIP 2007, 1006; st. Rspr.<br />

8 BGH, GmbHR 2007, 596 = ZIP 2007, 1006; BGH, NJW 2009, 1598, 1599 = ZIP 2009,<br />

956.<br />

9 Vgl. nur Casper, in: Ulmer, Rdnr. 84, 87; Kleindiek, in: Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 8;<br />

Altmeppen, in: Roth/Altmeppen, Rdnr. 9 a.E. (bezüglich der Zahlungen vom debitorischen<br />

Konto); Wicke, Rdnr. 20.<br />

10 Vgl. Karsten <strong>Schmidt</strong>, in: Karsten <strong>Schmidt</strong>/Uhlenbruck, Die GmbH in Krise, Sanierung<br />

und Insolvenz, Rdnr. 11.38 ff.; Karsten <strong>Schmidt</strong>, ZIP 2008, 2401 ff.; vgl. bezüglich<br />

der Eingänge auf dem Konto kritisch auch Altmeppen, in: Roth/Altmeppen, Rdnr. 10;<br />

Werres, ZInsO 2008, 1001, 1003.<br />

11 Casper, in: Ulmer, Rdnr. 88.<br />

12 OLG Köln v. 15. 5. 2008 – 18 U 43/06; anders aber Kallmeyer, in: GmbH-Handbuch,<br />

Rdnr. I 4078.<br />

4172 |<br />

Karsten <strong>Schmidt</strong>

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