Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt
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Aufsichtsrat §52<br />
Mit der Ladung ist die vom Vorsitzenden zu erstellende Tagesordnung zu übersenden.<br />
Jedes Mitglied kann Antrag auf Ergänzung stellen. Die einzelnen Gegenstände,<br />
über die beraten und beschlossen werden soll, sind so anzugeben,<br />
dass sie den Aufsichtsratsmitgliedern eine angemessene Vorbereitung ermöglichen,<br />
§ 32 Abs. 1 Satz 2 BGB, § 124 Abs. 4 Satz 1 AktG entsprechend. Das hat<br />
insbesondere für den mitbestimmten Aufsichtsrat Bedeutung. Über nicht angekündigte<br />
Tagesordnungspunkte darf beraten, aber nicht beschlossen werden 1 .<br />
Fehlen in der Sitzung einzelne Mitglieder, so ist die Tagesordnung selbst durch<br />
einstimmigen Beschluss der anwesenden Aufsichtsratsmitglieder nicht ergänzungsfähig<br />
(„Überrumpelung“) 2 .<br />
Nur wenn die Lage der Gesellschaft eine sofortige Behandlung erfordert, kann<br />
auch ohne Ankündigung auf der Tagesordnung über Anträge abgestimmt werden,<br />
sofern den der Behandlung widersprechenden und den abwesenden Aufsichtsratsmitgliedern<br />
Gelegenheit zur Stimmabgabe gegeben wird 3 . Der Punkt<br />
„Verschiedenes“ ist zu unbestimmt, als dass wesentliche Gegenstände als angekündigt<br />
betrachtet werden könnten 4 .<br />
Auch geheimhaltungsbedürftige Tagesordnungspunkte sind so anzugeben, dass<br />
ihre Bedeutung für das Mitglied erkennbar wird.<br />
3. Teilnehmer<br />
Die Teilnahme an der Sitzung ist von der Teilnahme an der Beschlussfassung<br />
zu unterscheiden. Aufsichtsratsmitglieder haben nicht nur das Recht, sondern<br />
grundsätzlich auch die Pflicht zur Sitzungsteilnahme. Von der Teilnahme kann<br />
ein Aufsichtsratsmitglied durch den Aufsichtsratsvorsitzenden nur in extremen<br />
Ausnahmefällen ausgeschlossen werden, so etwa, wenn ihm die Stimmberechtigung<br />
entzogen und zu befürchten ist, dass eine unabhängige Willensbildung<br />
und Entscheidungsfindung im Aufsichtsrat nicht mehr gewährleistet ist 5 .<br />
1 Zöllner/Noack, in: Baumbach/Hueck, Rdnr. 204; Koppensteiner, in: Rowedder/<br />
<strong>Schmidt</strong>-Leithoff, Rdnr. 38; Fitting/Wlotzke/Wißmann, § 25 MitbestG Rdnr. 16, 24;<br />
Hoffmann/Lehmann/Weinmann, § 25 MitbestG Rdnr. 160; Ulmer/Habersack, in: Ulmer/Habersack/Henssler,<br />
Mitbestimmungsrecht, § 25 MitbestG Rdnr. 17; Säcker, NJW<br />
1979, 1522; Köstler/Zachert/Müller, Rdnr. 399; Raiser/Heermann, in: Ulmer, Rdnr. 67.<br />
2 H.M.: Fitting/Wlotzke/Wißmann, § 25 MitbestG Rdnr. 24; Ulmer/Habersack, in: Ulmer/Habersack/Henssler,<br />
Mitbestimmungsrecht, § 25 MitbestG Rdnr. 17; abweichend:<br />
Werner, ZGR 1977, 242: im Eilfall genügt qualifizierte Mehrheit der anwesenden Mitglieder,<br />
wenn kein Mitglied widerspricht.<br />
3 H.M.: Fitting/Wlotzke/Wißmann, § 25 MitbestG Rdnr. 24; Semler, in: MünchKomm.<br />
AktG, § 110 Rdnr. 42; Ulmer/Habersack, in: Ulmer/Habersack/Henssler, Mitbestimmungsrecht,<br />
§ 25 MitbestG Rdnr. 17; Hoffmann/Lehmann/Weinmann, § 25 MitbestG<br />
Rdnr. 160; zu den einzelnen Satzungsgestaltungen: Säcker/Theisen, AG 1980, 31 und<br />
Paefgen, Struktur und Aufsichtsratsverfassung der mitbestimmten AG, 1982, S. 225<br />
m.w.N.<br />
4 Semler, in: MünchKomm. AktG, § 110 Rdnr. 45; Werner, ZGR 1977, 242; Uwe H.<br />
Schneider, in: GK-MitbestG, § 29 Rdnr. 16.<br />
5 Ähnlich: Zöllner/Noack, in: Baumbach/Hueck, Rdnr. 203; Mertens, in: KölnKomm.<br />
AktG, § 107 Rdnr. 45, § 109 Rdnr. 8; Ulmer/Habersack, in: Ulmer/Habersack/Henssler,<br />
Mitbestimmungsrecht, § 25 MitbestG Rdnr. 19; Kastner, in: FS Strasser, 1983, S. 843,<br />
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