Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt
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Rechtsstellung bei Gesellschafterwechsel Nachtrag MoMiG § 16<br />
überzeugend 1 . Bei einer rechtsvergleichenden Umschau ist zu konstatieren,<br />
dass das Recht der US-amerikanischen Bundesstaaten (mit Ausnahme von<br />
Louisiana) zur close corporation sowie das kanadische Bundesrecht zur corporation<br />
einen gutgläubigen lastenfreien Erwerb von Geschäftsanteilen erlaubt und<br />
dem Gutglaubensschutz auch im Hinblick auf Übertragungsbeschränkungen<br />
ausdehnt 2 . Demgegenüber bleibt allerdings der Rechtsstand europäischer Jurisdiktionen<br />
zum gutgläubigen Erwerb von Anteilen an nicht börsennotierten<br />
Kapitalgesellschaften bislang noch hinter § 16 Abs. 3 zurück 3 . Die Erweiterung<br />
des Gutglaubensschutzes auf Belastungen ist rechtspolitisch zu fordern und<br />
passte sich ohne Brüche sowohl in die verfahrensrechtliche Ausgestaltung der<br />
Gesellschafterliste nach § 40 als auch in die Systematik des § 16 Abs. 3 ein<br />
(Rdnr. 74). Demgegenüber sollte der Gutglaubensschutz nicht im Hinblick auf<br />
die Existenz von Geschäftsanteilen (Rdnr. 69) oder im Hinblick auf statutarische<br />
Abtretungshindernisse (Rdnr. 14) oder die insolvenzrechtliche Beschränkung<br />
der Verfügungsbefugnis (Rdnr. 77) erweitert werden, da für eine derartige<br />
Ausdehnung des Verkehrsschutzes kein Regelungsbedürfnis besteht.<br />
2. Erwerb eines Geschäftsanteils<br />
a) Rechtsgeschäftlicher Erwerb<br />
Der Gutglaubensschutz wird wie bei den §§ 892, 932 ff. BGB nur im Zusammenhang<br />
mit einem rechtsgeschäftlichen Erwerb gewährt. Dabei muss es sich<br />
um ein wirksames Rechtsgeschäft handeln4 . Darüber hinaus ist im Gleichklang<br />
zu den Regelungen der §§ 892, 932 ff. BGB die Vorschrift des § 16 Abs. 3 teleologisch<br />
dahin zu reduzieren, dass der Gutglaubensschutz nur bei Vorliegen<br />
eines Verkehrsgeschäfts eingreift (Rdnr. 65) 5 und ferner auf eine Rechtsübertragung<br />
im Wege der Einzelrechtsnachfolge beschränkt ist (Rdnr. 66) 6 .<br />
Ein Verkehrsgeschäft liegt nur dann vor, wenn zwischen dem Veräußerer und<br />
dem Erwerber keine rechtliche oder wirtschaftliche Identität gegeben ist. Daher<br />
darf mindestens eine Person der Erwerberseite nicht der Veräußererseite zuzurechnen<br />
sein, wobei auch jede Form von wirtschaftlicher Identität schädlich ist,<br />
(Textanschluss S. 3368)<br />
1 Kritisch Kort, GmbHR 2009, 169, 175 („Der durch die Gesellschafterliste erzeugte<br />
Rechtsschein [steht] auf sehr tönernen Füßen“).<br />
2 Hierzu Wiersch, S. 168 ff.<br />
3 Hierzu Wiersch, S. 176 ff.<br />
4 Bayer, in: Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 64; Altmeppen, in: Roth/Altmeppen, Rdnr. 60;<br />
Wicke, Rdnr. 20; Heidinger, in: Heckschen/Heidinger, Die GmbH in der Gestaltungsund<br />
Beratungspraxis, § 13 Rdnr. 142; a.A. Kort, GmbHR 2009, 169, 174; D. Mayer,<br />
DNotZ 2008, 403, 420; Vossius, DB 2007, 2299, 2300.<br />
5 Bayer, in: Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 64; Altmeppen, in: Roth/Altmeppen, Rdnr. 59;<br />
Wicke, Rdnr. 19; Berger, in: Bunnemann/Zirngibl, Auswirkungen des MoMiG auf bestehende<br />
GmbHs, § 7 Rdnr. 16; Wiersch, S. 74 Fn. 222; D. Mayer, DNotZ 2008, 403,<br />
420; Vossius, DB 2007, 2299, 2300; vgl. auch Bassenge, in: Palandt, § 892 BGB<br />
Rdnr. 5 ff. und § 932 BGB Rdnr. 1.<br />
6 Bayer, in: Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 64; vgl. auch Bassenge, in: Palandt, § 892 BGB<br />
Rdnr. 3; K. <strong>Schmidt</strong>, AcP 191 (1991), 495, 517 ff.<br />
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