Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt
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Aufsichtsrat §52<br />
des Aufsichtsrats nach § 111 Abs. 4 Sätze 3–5 AktG an die GmbH-spezifische<br />
Entscheidungshierarchie anzugleichen (dazu Rdnr. 146 ff.).<br />
ccc) Einzelheiten<br />
Der Begriff des Geschäfts im Sinne des § 111 Abs. 4 Satz 2 AktG: Unter den<br />
Begriff des Geschäfts in § 111 Abs. 4 Satz 2 AktG sind die in § 111 Abs. 4 Satz 1<br />
AktG erwähnten „Maßnahmen der Geschäftsführung“ zu subsumieren. Der<br />
Begriff „Maßnahmen der Geschäftsführung“ ist im weitesten Sinne zu verstehen<br />
und erfasst alle internen und nach außen wirkenden rechtlichen und tatsächlichen<br />
Maßnahmen, ohne dass es darauf ankommt, ob sie von der Geschäftsführung<br />
selbst oder von ihr nachfolgenden Mitarbeiterebenen vorgenommen<br />
werden1 . Keine Geschäfte im Sinne des § 111 Abs. 4 Satz 2 AktG sind<br />
dagegen Entscheidungen der Gesellschafter, mögen sie auch geschäftsführend<br />
tätig sein2 . Das folgt aus der Funktion der Zustimmungsvorbehalte. Als Mittel<br />
der präventiven Überwachung (§ 111 Abs. 1 AktG) beziehen sich Aufsichtsratsvorbehalte<br />
nur auf die Geschäftsführung durch die Geschäftsführer.<br />
Das Verhältnis von Gesellschafterweisungen zu Aufsichtsratsvorbehalten: Umstritten<br />
ist, ob Weisungsentscheidungen der Gesellschafterversammlung, die<br />
durch die Geschäftsführer umzusetzen sind, einer indirekten Aufsichtsratskontrolle<br />
zugänglich sind. Die überwiegende Ansicht lehnt das zu Recht ab 3 . Die<br />
Entscheidungsherrschaft der Gesellschafter steht über der des Aufsichtsrats.<br />
Angewiesene Geschäftsführungsmaßnahmen sind daher zustimmungsvorbehaltsresistent.<br />
Weder kommt das Verfahren nach § 111 Abs. 4 Satz 3 AktG zum<br />
Zuge, noch bedarf der Weisungsbeschluss mit Blick auf § 111 Abs. 4 Satz 4<br />
AktG einer Mehrheit von drei Viertel der abgegebenen Stimmen. Ausreichend<br />
1 Vgl. Brouwer, Zustimmungsvorbehalte des Aufsichtsrats im Aktien- und GmbH-Recht,<br />
2008, § 4, A. I.; vgl. auch Lange, DStR 2003, 376; Hopt/Roth, in: Großkomm. AktG,<br />
§ 111 Rdnr. 642; enger dagegen die wohl h.L., vgl. nur Dietrich, DStR 2003, 1577;<br />
Lutter, AG 1991, 249, 254; Mertens, in: KölnKomm. AktG, § 111 Rdnr. 61; Semler, in:<br />
MünchKomm. AktG, § 111 Rdnr. 397; Semler, Leitung und Überwachung der Aktiengesellschaft,<br />
2. Aufl., Rdnr. 210: Nur Maßnahmen, die der Vorstand in Wahrnehmung<br />
seiner Leitungsbefugnis trifft.<br />
2 A.A. Duden, in: FS R. Fischer, 1979, S. 95, 96 ff., 99; Kastner, in: FS Strasser, 1983,<br />
S. 843, 859 (für das österreichische Recht).<br />
3 Zöllner, ZGR 1977, 319, 327 f.; Hommelhoff, ZGR 1978, 119, 143 f.; Lutter/Hommelhoff,<br />
Rdnr. 10a; Lutter/Krieger, Rechte und Pflichten des Aufsichtsrats, 4. Aufl.,<br />
Rdnr. 927; Altmeppen, in: Roth/Altmeppen, Rdnr. 21 und Rdnr. 43; Lutter, Information<br />
und Vertraulichkeit im Aufsichtsrat, 3. Aufl., Rdnr. 754; Heyder, in: Michalski,<br />
Rdnr. 233; Zöllner/Noack, in: Baumbach/Hueck, § 37 Rdnr. 23, § 52 Rdnr. 232 und<br />
Rdnr. 272; Meyer-Landrut, in: Meyer-Landrut/Miller/Niehus, Rdnr. 24; Koppensteiner,<br />
in: Rowedder/<strong>Schmidt</strong>-Leithoff, Rdnr. 13; Gaul/<strong>Otto</strong>, GmbHR 2003, 6, 11 f.; Deilmann,<br />
BB 2004, 2253, 2256; a.A. Raiser, § 25 MitbestG Rdnr. 89 und 92; Ulmer/Habersack, in:<br />
Ulmer/Habersack/Henssler, Mitbestimmungsrecht, § 25 MitbestG Rdnr. 67; Fitting/<br />
Wlotzke/Wißmann, § 25 MitbestG Rdnr. 69; Ballerstedt, GmbHR 1952, 177, 179; Ballerstedt,<br />
ZGR 1977, 133, 153; Martens, ZHR 138 (1974), 179, 219 und 221; Baumann,<br />
ZHR 142 (1978), 557, 569; Säcker, DB 1977, 1845, 1848; Brouwer, Zustimmungsvorbehalte<br />
des Aufsichtsrats im Aktien- und GmbH-Recht, 2008, § 4, B. II. 2.; wohl auch<br />
Mertens, ZGR 1977, 270, 282; offen gelassen: BGHZ 135, 48, 55.<br />
Uwe H. Schneider | 3047<br />
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